Die Aufwärtsrisiken für die Inflation haben nach Aussage des luxemburgischen Notenbankgouverneurs Yves Mersch wegen des Anstiegs der globalen Rohstoffpreise zugenommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) "bleibt jederzeit bereit, um entschlossen und rechtzeitig zu reagieren, damit sich die erhöhten Risiken nicht materialisieren und die Stabilität auf mittlere Sicht nicht belastet wird", wird Mersch, der Mitglied des EZB-Rats ist, am Montag im Monatsbericht der luxemburgischen Notenbank zitiert.
Eine "erhöhte Wachsamkeit" seitens der EZB sei erforderlich, um die Inflationsrisiken einzudämmen, sagte Mersch. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass der jüngst beschleunigte Preisanstieg bei den Rohstoffen nicht mittelfristig auf die Gesamtinflation durchschlage. Mit Blick auf die Wirtschaft des Euroraums sagte das EZB-Ratsmitglied, der Trend sei trotz der beträchtlichen Unsicherheiten noch immer positiv. "Die gegenwärtig akkommodierende Geldpolitik stellt eine beträchtliche Unterstützung der Wirtschaftsaktivität dar."
Der EZB-Leitzins steht derzeit bei 1,00%. Bei der jüngsten EZB-Ratssitzung hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet eine Anhebung des Hausptrefinanzierungssatzes für April signalisiert. Dies war jedoch vor dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami in Japan, die einige Atomkraftwerke des Landes so stark beschädigten, dass eine nukleare Katastrophe droht.
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Die drittgrößte und sehr wichtige Volkswirtschaft ist in der Güterproduktion - insbesondere High-Tech-Elektronik / Optik / Materialien - global sehr engmaschig vernetzt. Kann Japan bestimmte High-Tech Bauteile und -gruppen nicht liefern, dann gibt es eine deutliche Verknappung essentieller Güter in modernen Volkswirtschaften, z.B. Smartphones, Note-/Netbooks, PCs, Digitalkameras, Automobile und sogar Flugzeuge.
Der Grund hierfür: Bis zu 30 % der weltweit hergestellten und benötigten High-End Elektronik-Bauteile - Chips, Sensoren - können nicht oder nur eingeschränkt geliefert werden. Es kommt zu einer massiven Angebotsverknappung, was natürlich die Preise deutlich ansteigen lassen wird und zu Lieferengpässen führt.
Eine Zinserhöhung wäre sozusagen aus zweierlei Hinsicht Gift. Erstens ist die aktuelle Finanz- und Realwirtschaft in vielen EURO Ländern nach wie vor sehr labil und fragil. Sogar Deutschland bleibt um weitere Staatsdefizite in den nächsten Jahren nicht verschont. Ganz zu schweigen von den aktuellen Wackelkandidaten in der EURO-Zone.
Zweitens steigt die Gefahr eines möglichen Wirtschaftsabschwungs aufgrund massiver Lieferschwierigkeiten von High- und Medium-Tech Produkten. Maschinen, Rechner, Autos, Flugzeuge etc können nicht oder nur eingeschränkt produziert werden, d.h. weniger Ab- und Umsatz führt auch zu Einsparungen beim Personal. Weniger Beschäftigte bzw. Lohnverzichte bedeuten Kaufzurückhaltung und weniger Nachfrage.
Zunächst sollte die Situation - insb. die (Aus-) Wirkungen der eng verzahnten Lieferketten - in Japan geklärt sein, um überhaupt eine Zinserhöhung ins Auge zu fassen. Ansonsten bekommen wir den Double-Dip ganz unverhofft.