Bonitätseinschätzung

Roland Berger gründet Europäische Ratingagentur


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Roland Berger biegt beim Projekt der Gründung einer europäischen Ratingagentur auf die Zielgerade ein. Nach intensiven Verhandlungen mit europäischen Finanzunternehmen seien ausreichend Zusagen für eine Beteiligung an der neuen Ratingagentur vorhanden. Die Gründung stehe kurz bevor, teilte das Unternehmen mit.

"Wir werden die Mitteleinwerbung demnächst abschließen und die operative Realisierung der neuen unabhängigen Agentur vollziehen können", erklärte Markus Krall, Senior Partner bei Roland Berger. Derzeit würden die notwendigen institutionellen und gesellschaftsrechtlichen Vorbereitungen getroffen. So werden eine Stiftung und die operative Gesellschaft als unabhängige Einheiten ins Leben gerufen, um die Verträge mit den Investoren abschließen zu können.

Krall wird sich künftig als Gründungs-CEO bei der neuen Ratingagentur betätigen und dafür seinen Posten bei der Unternehmensberatung Roland Berger niederlegen. "Die komplexen Aufgaben, die mit dem Aufbau einer neuen, internationalen Ratinginstitution verbunden sind, lassen sich mit den zeitintensiven Beratungstätigkeiten eines Senior Partners nicht vereinbaren", sagt Burkhard Schwenker, Aufsichtsratsvorsitzender von Roland Berger Strategy Consultants. Auch Schwenker bringt sich künftig bei der Europäischen Ratingagentur ein. Er wird als erstes Mitglied den Aufbau eines Beirats für die Ratingagentur leiten.

Bisher dominieren die amerikanischen Ratingfirmen Standard and Poor's, Moody's und Fitch den Markt für die Einschätzung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten. Nach der Finanzkrise hatten europäische Politiker darauf gedrängt, ein Gegengewicht dazu aufzubauen. Sie werfen den US-Agenturen außerdem vor, durch die Herabstufung Griechenlands und anderer Schuldenländer zur Euro-Krise beigetragen zu haben.

Unabhängig hiervon hatte erst vor wenigen Tagen die Bertelsmann Stiftung ein Konzept für eine internationale, nicht gewinnorientiert arbeitende Ratingagentur vorgelegt. Die Stiftung hat die Einrichtung einer aus einem Fonds finanzierten gemeinnützigen Agentur vorgeschlagen, die auf dem Konzept eines Netzwerks von Büros in Europa, den USA, Lateinamerika und Asien basiert. Dem Vorsitzenden der Bertelsmann Stiftung zufolge haben fragwürdige Beurteilungen der Bonität von Staaten erheblich zu der jüngsten Finanzkrise beigetragen. "Wir benötigen dringend eine zusätzliche, unabhängige Institution für die Bewertung von Länderrisiken, und wir müssen die Qualität der Länderratings verbessern", sagte Gunter Thielen.

Zur Finanzierung der INCRA (International Non-Profit Credit Rating Agency) wird die Einrichtung eines langfristig angelegten Fonds vorgeschlagen, in den Regierungen, Unternehmen, Stiftungen und privaten Förderer einzahlen sollen. Der Fonds sollte der Bertelsmann Stiftung zufolge ein Volumen von rund 400 Millionen US-Dollar umfassen, um die jährlichen operativen Kosten zwischen 15 und 24 Millionen Dollar tragen zu können. Nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung ist die G-20, wo die Notwendigkeit einer Reform der Kreditratingagenturen bereits thematisiert wurde, eines der besten Foren, um politische Unterstützung für die Gründung von INCRA zu finden.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

 

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