Rückversicherer reden in Monte Carlo übers Wetter


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In Sichtweite des Casinos von Monte Carlo werden die Rückversicherer, die sich dort in dieser Woche zum Auftakt der Erneuerungsrunde treffen, ihr Bestes geben, um die Prämien in ihrem Sinne - nämlich bevorzugt nach oben - zu korrigieren. Naturkatastrophen und durch Menschen verursachte Unglücke werden die Rückversicherer zum Anlass nehmen, ihren Kunden möglichst höhere Preise abzuverlangen oder das Preisniveau zumindestens zu halten. Auf 143 Mrd USD summieren sich die gezeichneten Bruttoprämien dieser 15 Unternehmen im abgelaufenen Jahr.

 

Als Argument für höhere Preise werden die Konzerne wohl auf sonst eher sonnige Gefilde verweisen: In Florida und der Kabirik haben in den jüngsten drei Wochen Hurrikane gewütet - und weitere Wirbelstürme sind angekündigt. "Die Rückversicherer werden am Beispiel des Hurrikan "Frances" zeigen wollen, dass die Häufigkeit der Naturkatastrophen und die Höhe der Schäden zunehmen, und dies wird das Argument für anhaltend hohe Preise sein", sagt Analyst Konrad Becker von Merck Finck.

Der Vorstandsvorsitzende der Hannover Rückversicherung AG, Wilhelm Zeller, hatte bereits vor kurzem gesagt, die jüngsten Wirbelstürme hätten das Geschäft für Käufer von Rückversicherungen schwieriger gemacht. Höhere Preise müssen auch durchgesetzt werden Allerdings bedeuten höhere Peise noch nicht höhere Prämieneinnahmen. Versicherungen haben sich in jüngster Zeit zunehmend zögerlich gezeigt, die höheren Forderungen der Rückversicherer auch tatsächlich zu bezahlen. Sie haben dagegen ihr eigenes Risikomanagement verschärft. Angesichts der schwachen Kapitalmärkte sind die Rückversicherer selbst auch zurückhaltender geworden, Risiken zu zeichnen. Analyst Becker rechnet damit, dass die Versicherungsunternehmen das Argument vorbringen werden, die Rückversicherer hätten in den vergangenen Jahren gut verdient. Bis auf die jüngsten Schäden seien größere Forderungen an die Rückversicherer ausgeblieben. Deshalb wollten die Versicherungsunternehmen weniger bezahlen.

 

Die Preise für Rückversicherungen waren im Anschluss an die Terroranschläge am 11. September gestiegen. Allerdings sind diese in einigen Bereichen schon wieder gesunken. Wenn die Rückversicherer keine steigenden Preise durchsetzen können, werden sie wenigstens einen Rückgang verhindern wollen, sagen Beobachter. Ein Investmentbanker in Frankreich rechnet nach den Anstiegen in den Bereichen Luftfahrt, Immobilien und Haftpflicht nun wieder mit etwas zurückgehenden Preisen. Ein Grund sei auch die höhere Kapazität der Rückversicherer, von denen zahlreiche Unternehmen Kapitalerhöhungen vorgenommen haben. Converium-Probleme auch für Branche wichtiges Thema Neben den Preisen dürfte aber auch ein weiteres Thema im Mittelpunkt der Gespräche in Monte Carlo stehen. Auch die angemessene Höhe von Reserven der Rückversicherer steht im Mittelpunkt des Interesses, nachdem die Converium Holding AG wegen ihres US-Geschäftes in Schwierigkeiten geraten war. Analyst Oliver Flade von der HVB bemerkt, das Engagement der Rückversicherer im US-Haftpflichtbereich werfe die Frage nach der richtigen Höhe der Reserven auf, und auf die Fähigkeit der Unternehmen die Risiken dort zu übernehmen. Das führe dann auch wieder zur Frage der Preise der Policen. Converium hatte im Juli eine Gewinnwarnung herausgegeben und dann eine Kapitalerhöhung angekündigt, um Schäden im US-Haftpflichtbereich tragen zu können.

 

Standard & Poor's (S&P) hat das Counterparty- und das Finanzstärke-Rating der Converium AG auf 'BBB' von 'A-' reduziert. Die Einstufung bleibe auf der Beobachtungsliste, der Ausblick sei nun "developing" (zuvor: "negativ"), teilte die Rating-Agentur am vergangenen Freitag (10.9.2004) mit. S&P begründete die Abstufung mit dem belasteten Vertrauen in das Management des Rückversicherers. Es gebe die Frage, ob der Konzern sein Geschäftsvolumen halten und neue Verträge gewinnen kann. Versicherungsnehmer außerhalb des US-Geschäfts könnten jedoch auf eine sichere Kapitalisierung und ausreichende Liquidität vertrauen. Mögliches Aufwärtspotenzial ergebe sich, wenn die Bezugsrechteemission wie geplant erfolge und Converium die Unterstützung ihrer Zendenten und Broker behalte. Für diesen Fall stellte S&P eine Hochstufung auf 'BBB+' in Aussicht. Es bestehe jedoch ein Risiko für den Erfolg der Kapitalmaßnahme bzw. die Unterstützung der Zendenten und Broker.

 

Das schweizerische Unternehmen könnte dann wohl kein Neugeschäft mehr zeichnen, der Kapitalerhöhung würde ein Scheitern drohen, und die Wettbewerber könnten ihren Marktanteil auf Kosten von Converium ausweiten. Converium hatte die Behauptung aufgestellt, die fehlenden Reserven für das US-Haftpflichtgeschäft seien ein branchenweites Problem. Dies wurde von den anderen Rückversicherern zurückgewiesen und dürfte in Monta Carlo weiter thematisiert werden. Terroranschläge unkalkulierbar Diskussionen werden auch über Menschen-verursachte Katastrophen geführt werden. Es geht dabei um die Frage, wie Terroranschlägen in den Policen berücksichtigt werden sollen. "Einige Risiken sind einfach unkalkulierbar", sagt Analyst Becker. Die Frage sei, ob die Rückversicherer weiterhin ihre Profitabilität in den Mittelpunkt stellen oder lieber ihren Marktanteil erweitern wollen. Für den Erhalt der Profitabilität müssten sie auf das Geschäft verzichten, das sie nicht zu angemessenen Konditionen abschließen können. Die bevorstehende Erneuerungsrunde wird auch vom Abbau der Überkreuzbeteiligung zwischen der Allianz AG und der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG geprägt werden. Traditionell hatte die Allianz ein Drittel ihres Rückversicherungsbedarfs bei der Münchener Rück abgeschlossen. Nachdem die Unternehmen ihre Kooperationsvereinbarung gekündigt haben, dürfte dieses Volumen nun abnehmen. Die Allianz werde sich nun stärker bei anderen Rückversicherern absichern und das Volumen bei der Münchener Rück verringern, erwartet Analyst Becker.

 

(Quelle: Eigene Recherchen sowie Dow Jones Newswires/10.9.2004/DJN; Bildnachweis: Munich Re)

 

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