Ruf nach strafferer Regulierung der Finanzmärkte wird lauter


Der Konkurs der US-Investmentbank Lehman Brothers hat nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) auch Auswirkungen auf die europäischen Banken. In einem jetzt veröffentlichten Bericht über den Lehman-Konkurs spricht die Agentur von "erdbebenartigen Folgen" für die internationalen Finanzmärkte und den europäischen Bankensektor. Laut den bislang erhältlichen Informationen seien die Netto-Engagements der europäischen Banken bei Lehman zwar moderat und handhabbar, schreibt S&P-Analyst Nick Hill. Ein wichtiger Faktor sei aber auch der Verfall der Vermögenswerte bei der anstehenden Auflösung der Handelspositionen von Lehman. Dies könnte zu weiteren Abschreibungen bei bestimmten Instituten führen, die sich auch auf die Gewinnentwicklung im dritten Quartal auswirken dürften, fügt Hill hinzu. Es sei aber noch zu früh, die Effekte genauer zu beziffern. Dies könnte auch zu Ratingänderungen führen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht dagegen keine gravierenden Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf die deutsche Wirtschaft. Völlig unberührt bleibe jedoch auch Deutschland nicht von den Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten, sagte die Kanzlerin bei der Generaldebatte im Deutschen Bundestag in Berlin. Die Bundesregierung verfolge die Entwicklungen "mit großer Aufmerksamkeit". "Wir stehen in engem Austausch mit den Spitzen der deutschen Kreditwirtschaft ebenso wie mit anderen Regierungen", sagte Merkel. Als ein Ergebnis dieses engen Austausches hätten die Bundesbank, das Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen und das Bundesfinanzministerium bereits am Montag erklären können, dass sich im Fall des Kreditinstituts Lehman Brothers das Engagement deutscher Kreditinstitute in einem überschaubaren Rahmen halte. "Aber wir spüren alle, die Dynamik der Weltwirtschaft ist beeinflusst", sagte die Kanzlerin. Alle könnten froh sein, dass neben dem amerikanischen Kraftzentrum in den vergangenen Jahren andere Kraftzentren in Asien, Lateinamerika und Europa entstanden seien, so dass die internationale Konjunktur inzwischen auf einer breiteren Basis stehe als dies noch vor Jahren der Fall gewesen sei.

Die Reaktion auf eine solche Situation könne entweder sein, sich so weit wie möglich von internationalen Einflüssen abzuschotten oder aber die internationale Verflechtung als "Wesenszug des 21. Jahrhunderts" zu begreifen. "Dann allerdings muss Politik einen klugen Ordnungsrahmen schaffen, der die Chancen nutzt und die Risiken begrenzt", sagte die Kanzlerin. Die Bundesregierung fühle sich in ihrem sehr frühen Bemühen um eine Transparenzinitiative während der deutschen G-8-Präsidentschaft bestätigt. Glücklicherweise sei mittlerweile einiges in Gang gekommen. Es gebe Bewegung etwa bei einem verbesserten Verhaltenskodex der Ratingagenturen und bei der Kooperation mit Aufsichtsbehörden. Erstmals gebe es auch Selbstverpflichtungen beispielsweise von Hedgefonds, sagte die Kanzlerin.

Das Bundesbankvorstandsmitglied Hermann Remsperger hat sich unterdessen dafür ausgesprochen, Notenbanken neben dem Mandat der Sicherung von Preisstabilität auch ein Mandat zur Sicherung von Finanzstabilität zu übertragen. Er plädiere "auf der Zielebene der Notenbank für ein duales Mandat", sagte Remsperger am Mittwoch bei der Konferenz "Determinanten und Konsequenzen der Finanzkrise" der Frankfurt School of Finance & Management. "Zusätzlich zur Sicherung der Preisstabilität umfasst es auch das Ziel der Stabilität des Finanzsystems", sagte er. Remsperger, der Mitglied des Financial Stability Forum (FSF) ist, forderte vor diesem Hintergrund, "dass auf der analytischen und operativen Ebene gerade wegen dieses dualen Mandats den monetären Aggregaten und der Kreditentwicklung ein besonderer Rang einzuräumen" sei. Die Europäische Zentralbank (EZB) lehnt die Einführung weiterer Ziele neben jenem der Gewährleistung mittelfristiger Preisstabilität ab.

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