Der Vorstandschef der Deutschen Bank sieht die europäischen Kreditinstitute im Wettbewerb hinter den Konkurrenten aus China und den USA. "Im Vergleich zu anderen Märkten sind die europäischen Banken bei der Profitabilität und der Fähigkeit zu großen Investitionen nicht so wettbewerbsfähig wie etwa die US-Banken", sagte John Cryan auf den European Banking Congress in Frankfurt. Insbesondere Deutschland mit seiner fragmentierten Bankenlandschaft hänge zurück. "Also müssen wird super-effizient sein", um mit dem Niedrigzinsumfeld und den schwachen Margen zurechtzukommen.
Die USA und China hätten große Banken, die massiv investieren, ihre Reichweite vergrößern und schwierigen Phasen besser widerstehen könnten. Ein Lösungsansatz wäre für Cryan eine stärkere Konsolidierung. "Europa wäre gut damit gedient, über eine Handvoll Institute zu verfügen, die auf der globalen Bühne konkurrenzfähig wären und so investieren könnten wie die chinesischen und die US-Banken." In Europa gebe es zu viele Banken, insbesondere in Deutschland.
Größenvorteile seien in jeder Branche wichtig, sekundierte Commerzbank-Chef Martin Zielke auf derselben Veranstaltung. Er hob den technologischen Wandel als wichtgiste Herausforderung hervor. Und hier komme es nicht nur auf die Größe an, sondern vor allem auf Geschwindigkeit. "Die Managementteams der Banken müssen verstehen, dass Geschwindigkeit wichtig ist, um Produkte und Dienstleistungen anzubieten, mit denen die Banken den Kunden ebenso dienen wie die Googles und Amazons dieser Welt." Die Antwort auf den technologischen Wandel sei "nicht immer 'größer ist besser', sondern 'schneller ist besser'".
Cryan fügte hinzu, dass für die Zukunft der Branche nicht nur der Vergleich mit anderen Banken entscheidend sei, sondern "die Frage ist, wie wir uns im Wettbewerb schlagen mit Unternehmen, die keine Banken sind". Er verwies auf Technologieunternehmen, die etwas als Zahlungsanbieter aufträten, aber nicht in dem Maße reguliert würden wie Banken.