Risikoanalyse

Schulden- und Euro-Krisen belasten die Industrie


Schulden- und Euro-Krisen belasten die Industrie News

Die deutsche Wirtschaft hat am Beginn des vierten Quartals 2011 weiter an Schwung verloren. Wie aus Umfragen des Finanzdatendienstleisters Markit hervorgeht, sank die industrielle Aktivität im Oktober erstmals seit zwei Jahren, was vor allem an rückläufigen Auftragseingängen lag. Im Maschinenbau unterschritten die Auftragseingänge aus dem Inland im September erstmals seit Februar 2011 ihr Vorjahresniveau, stiegen aber insgesamt noch um 1%. Zugleich erhöhte sich die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl im Oktober unerwartet.

Die industrielle Aktivität in Deutschland ist im Oktober vornehmlich im Zuge sinkender Exportbestellungen erstmals seit zwei Jahren wieder geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ging auf 49,1 Punkte von 50,3 im Vormonat zurück, wie Markit Economics am Mittwoch in zweiter Veröffentlichung mitteilte. Niedriger hatte der Index zuletzt im Juli 2009 gelegen. Allerdings fiel der Rückgang nicht ganz so stark aus wie zunächst mit 48,9 berichtet. Indexstände von unter 50 Punkten deuten auf eine schrumpfende Aktivität hin.

Nach den Worten von Markit-Ökonom Tim Moore fuhren die deutschen Industrieunternehmen im Oktober ihre Produktion wegen der deutlichsten Auftragsrückgänge seit Mitte 2009 und einem "regelrechten Einbruch der Nachfrage von den Exportmärkten" zurück. Der hartnäckige Rückgang beim Neugeschäft und die zunehmenden Lagerabbaubemühungen deuten nach seinen Worten darauf hin, dass die Industrie in den kommenden Monaten weiter an Dynamik verlieren wird, sofern sich die finanz- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nicht bessern. Mit Blick auf die Eurozone kann von einer Besserung derzeit keine Rede sein, denn dort beschleunigte sich der Aktivitätsrückgang im Oktober. Der Einkaufsmanagerindex sank auf 47,1 Punkte von 48,5 im Vormonat, besonders steil war die Talfahrt in Griechenland und Italien.

Im deutschen Maschinenbau, der viele seine Erzeugnisse in die noch dynamisch wachsenden Schwellenländer ausführt, war die Welt zumindest bis September noch in Ordnung. Der Auftragseingang wuchs dort auf Jahressicht real um 1%, wobei die Bestellungen aus dem Ausland um 3% zunahmen. Im Dreimonatsvergleich Juli bis September ergab sich insgesamt ein Plus von 8% im Vorjahresvergleich, bei den Inlandsaufträgen ein Plus von 13% und bei den Auslandsaufträgen ein Plus von 5%. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers bewertete diese Entwicklung als "erwarteten Prozess" einer zyklischen Wachstumsverlangsamung. Ein deutlicherer Rückgang im durch Schulden- und Euro-Krisen belasteten Ordermonat September sei ausgeblieben. "Die Branche wächst weiter", kommentierte er.

Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt hat sich am Beginn des vierten Quartals nicht so positiv wie erwartet dargestellt, was Hoffnungen auf eine stärkere Rolle des Konsums beim Wirtschaftswachstum dämpfen könnte. Nach Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit (BA) saisonbereinigt 10.000 mehr Menschen arbeitslos als vor einem Monat. Das war der erste Anstieg seit Februar 2010. Erwartet worden war ein Rückgang um 10.000 prognostiziert. Allerdings war die Arbeitslosenzahl im September weitaus stärker als erwartet (minus 22.000) gefallen, so dass die BA dem Oktober-Anstieg nicht zuviel Bedeutung beimessen wollte. UniCredit-Volkswirt Alexander Koch führte diese Entwicklung auf die sehr späte Lage der Sommerferien in einigen Bundesländern zurück, die zu Problemen bei der Saisonbereinigung geführt habe.

Ein erster Konsumindikator für Oktober zeigte sich indessen robust. Die Pkw-Erstzulassungen lagen im Oktober um 1% über dem Niveau von Oktober 2010, was zum Anstieg des GfK-Konsumklimas in diesem Monat passt.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /02.11.2011 11:37
+++ Abwärtstrend der Euroraum-Industrie beschleunigt sich im Oktober +++

Der Rückgang der Aktivität im verarbeitenden Sektor des Euroraums hat sich im Oktober beschleunigt und nun auch die Kernländer erfasst. Der Einkaufsmanagerindex für diesen Sektor sank auf 47,1 Punkte von 48,5 im Vormonat, wie der Datendienstleister Markit Economics am Mittwoch im Rahmen der zweiten Veröffentlichung mitteilte. Damit verzeichnete er den niedrigsten Stand seit Juli 2009. Beim ersten Ausweis war für Oktober ein Indexstand von 47,3 Zählern berichtet worden. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten eine Bestätigung des ersten Ausweises erwartet.

Die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe breitet sich Markit zufolge nun auch in den Kernländern des Euroraums aus, während die Peripherie-Länder weiter tief in der Rezession verharren. So meldete Deutschlands Industrie erstmals seit September 2009 Einbußen. In Frankreich sank der Einkaufsmanagerindex der Industrie zum dritten Mal in Folge. Spürbar beschleunigt hat sich die Talfahrt in Griechenland und Italien, wobei Italien besonders stark zurückfiel. Lediglich in Irland stieg der Index und überwand die Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Markit-Ökonom Rob Dobson sagte, der Einkaufsmanagerindex verdeutliche die Trendwende im Industriesektor des Euroraums, der noch bis vor kurzem der Motor des Aufschwungs gewesen sei. Als einzigen Lichtblick bezeichnete er den nachlassenden Inflationsdruck.
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