Betriebswirtschaftliche Simulationen werden häufig genannt, wenn es um geeignete Methoden zur Vorbereitung von Managemententscheidungen gerade in turbulenten Zeiten geht. Der breite Einsetzbarkeit dieser Methoden und der mit Ihnen verbundene Nutzen scheinen daher dem Management transparent. Jedoch ist die Wahrnehmung, dass Simulationen, verglichen mit anderen Methoden, weiterhin eine Art Schattendasein führen. Die empirische Evidenz zur Nutzung von Simulationen durch Unternehmen im deutschsprachigen Raum ist aber bisher sehr begrenzt. Daher kann man über mögliche Gründe für diese Vermutung nur spekulieren.
Dies zum Anlass nehmend hat sich die Studie "Simulationen in der Unternehmenssteuerung", die in Kooperation der Technischen Universität Hamburg-Harburg, der RiskNET GmbH und der C21 Consulting GmbH durchgeführt wurde, folgenden Fragen gewidmet:
- In welcher Relation steht der Einsatz von Simulationsmethoden im Vergleich zu anderen Steuerungsinstrumenten?
- Welche Unternehmen und betrieblichen Funktionen, beispielsweise Risikomanagement, setzen Simulationsmethoden ein und seit wann?
- Welche Gründe sprechen für bzw. gegen einen Einsatz von Simulationen?
- Welche (operativen) Schwierigkeiten werden beim Einsatz wahrgenommen?
- Wie werden die Simulationsergebnisse genutzt?
- Welche Bedeutung messen Unternehmen dem Einsatz von Simulationen bei?
Ziel der Studie war es, ein differenziertes Bild zum Einsatz von Simulationen in der Unternehmenspraxis zu gewinnen. Im Mittelpunkt stand die Identifikation von möglichst allgemeingültigen Zusammenhängen und Faktoren, die diese wahrgenommene Diskrepanz zwischen Nutzen und Anwendung dieser Methoden erklären (oder widerlegen). Aus diesem Grund konzentriert sich die Studie nicht auf eine bestimmte Simulationsmethode.
Die Studie fand als Online-Befragung auf dem Kompetenzportal RiskNET in der Zeit vom 27.06.2011 bis zum 15.10.2011 statt. Insgesamt wurden 158 Datensätze ausgewertet. Die wesentlichen Ergebnisse der Studie können wie folgt zusammengefasst werden:
- Besonders häufig eingesetzt werden Simulationsmethoden in den betrieblichen Funktionsbereichen Risikomanagement, Strategie/Unternehmensentwicklung, Projektarbeit und Controlling.
- Die am häufigsten eingesetzten Simulationsmethoden sind die vereinfachte Nachbildung und Simulation existierender Systeme, Szenariosimulationen und stochastische Simulationen (Monte-Carlo-Simulationen). Sehr geringe durchschnittliche Werte für die Häufigkeit der Nutzung finden sich bei System Dynamics oder Spieltheorie/Wargaming.
- Positive Erfahrungen sind ein klarer Treiber für den Einsatz dieser Methoden. Liegt einmal eine positive Erfahrung mit den Einsatz eines Instruments vor, wird es zukünftig tendenziell häufiger eingesetzt als Instrumente, mit denen keine bzw. negative Erfahrungen vorliegen. Das Vorhandensein von Protagonisten auf verschiedenen Führungsebenen oder von Simulationsexperten wird kaum als Treiber für Einsatz von Simulationen wahrgenommen.
- Allgemein eilt Simulationen der Ruf voraus, dass sie zu komplex seien. Dies wird auch als die größte Hürde beim Einsatz von Simulationsmodellen wahrgenommen (Einzelaspekte sind Zusammenfassen zum Gesamtmodell, Anzahl der im Modell zu berücksichtigenden Parameter). Eine weitere Hürde sind fehlende Basisdaten, die eine Anwendung des Modells verhindern oder zumindest erschweren.
- Das Management hat in der Regel eher wenig Erfahrung mit Simulationen und setzt daher häufiger bekannte und vermeintlich einfachere Methoden ein. Die damit fehlenden "persönlichen Erfolgserlebnisse beim Einsatz von Simulationen" können als Grund für den Nichteinsatz gesehen werden.
- Im Vergleich mit anderen betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten belegen Simulationen und Szenarien hinsichtlich der Nutzungsintensität den vorletzen Platz, aber noch deutlich vor den ebenfalls gemeinhin als methodisch anspruchsvoll betrachteten Realoptionen. Interessanterweise gibt es eine beachtliche Gruppe intensiver Nutzer von Simulationsmodellen.
Die vollständige Studie kann in der RiskNET eLibrary heruntergeladen werden:
Autoren der Studie:
Frank Romeike
Geschäftsführender Gesellschafter RiskNET GmbH
Prof. Dr. Matthias Meyer
Leiter des Instituts für Controlling und Rechnungswesen, TU Hamburg-Harburg
Dr. Jan Spitzner
Geschäftsführender Gesellschafter C21 Consulting GmbH
[Bildquelle: iStockPhoto]
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