Laut der Studie "Pensionsverpflichtungen DAX 2007" der Unternehmensberatung Rauser Towers Perrin sind die Pensionsverpflichtungen der im DAX notierten Unternehmen 2007 weiter gesunken: Nach 246 Mrd. Euro im Jahr 2006 betrugen sie 2007 nur noch 211 Mrd. Euro. Die Differenz von 35 Mrd. Euro enthält dabei allerdings Sondereffekte in Höhe von rund 19 Mrd. Euro aufgrund des Verkaufs von Chrysler durch Daimler. Zum Jahresanfang 2007 hatten die DAX-Unternehmen noch eine Zunahme ihrer Pensionsverpflichtungen in Höhe von insgesamt rund 4,7 Mrd. EUR prognostiziert.
Weiterhin konnten die Unternehmen trotz der Kapitalmarktkrise das für Pensionsverpflichtungen reservierte Vermögen teilweise deutlich aufstocken. Allerdings beläuft sich der Gesamtwert für die DAX-Pensionsvermögen 2007 bedingt durch den Chrysler-Verkauf letztlich nicht auf ursprünglich prognostizierten 172 Mrd. Euro, sondern auf nur insgesamt 150 Mrd. Euro.
Zugleich erhöhte sich der durchschnittliche Grad der externen Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen. Er liegt bei DAX-Unternehmen nun bei rund 71 Prozent. Trotz der dramatischen Kapitalmarktentwicklung, der sich die Unternehmen nicht vollständig entziehen können, kann davon ausgegangen werden, dass auch im ersten Quartal 2008 der Ausfinanzierungsgrad der DAX-Pensionsverpflichtungen weiter gestiegen ist. Würde dieser Trend mechanisch fortgeschrieben, könnte bereits im Jahr 2010 eine volle Kapitaldeckung erreicht werden.
Risikomanagement bei Pensionsverpflichtungen wird professionalisiert
"Die Analyse zeigt, dass sich die DAX-Unternehmen in turbulenten Zeiten mit ihren Versorgungswerken behaupten konnten", erklärt Towers-Perrin-Principal Thomas Jasper. Nach seiner Auffassung haben die Unternehmen das finanzielle Fundament ihrer betrieblichen Versorgungswerke als wichtiges Element für die Mitarbeitergewinnung und -bindung weiter stärken können: "Die zunehmende Professionalisierung des Managements von Pensionsverpflichtungen und -vermögen zeigt Erfolge. Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzmarktkrise hat sich die zunehmende Integration des Pension Risk Managements in das allgemeine Risikomanagement der Unternehmen als wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Situation erwiesen.", so Jasper.
Finanzkrise hinterlässt Spuren
Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklung sind die Auswirkungen der Subprime-Krise auch im Pensions-Management der DAX-Unternehmen sichtbar. So ist ein deutlicher Rückgang der Aktienquote im Portfolio der für Pensionen reservierten Vermögenswerte zu verzeichnen: Während diese im Jahr 2006 noch 41,5 Prozent betrug, liegt sie heute bei nur noch 32,4 Prozent.
Zudem sind die Erträge aus dem Planvermögen ebenfalls rückläufig. Entgegen den prognostizierten 9,5 Mrd. Euro konnte lediglich ein Ertrag von 7,6 Mrd. Euro erzielt werden. Vor allem der Kursverfall bei internationalen Aktien hat dazu geführt, dass der tatsächliche Ertrag deutlich unter den Erwartungen der DAX-Unternehmen geblieben ist. "Diese Entwicklung ist aber auch auf eine gleichläufige Bewegung von Pensionsverpflichtungen und Teilen des Planvermögens zurückzuführen und somit Ausdruck eines funktionierenden Asset-Liability-Managements", erläutert die Autorin der Studie, Sieglinde Deihle, Senior Consultant bei Rauser Towers Perrin.
Steigende Zinsen mindern Verpflichtungen
2007 ist der von den Unternehmen verwendete und vom Kapitalmarkt abhängige Rechnungszins um einen Prozentpunkt gestiegen. Er lag zum 31. Dezember 2007 im Median bei 5,5 Prozent. Diese Entwicklung ist einer der wichtigsten Gründe für den Rückgang der Pensionsverpflichtungen im vergangenen Jahr. Nach Schätzungen der Studienautoren bewirkt eine Änderung des Rechnungszinses in Höhe von einem Prozentpunkt Veränderungen bei den DAX-Pensionsverpflichtungen in der Größenordnung von 20 bis 30 Mrd. Euro.
Zahlungen an Betriebsrentner steigen
Laut ihren Geschäftsberichten kalkulieren die DAX-Unternehmen für 2008 mit einem Anstieg der Löhne um 2,75 Prozent und einer Anpassung der Leistungen aus ihrer betrieblichen Altersversorgung um 1,8 Prozent. 2006 hatte der entsprechende Vergleichswert noch 1,55 Prozent betragen. Damit liegen die Zuwachsraten bei den Betriebsrenten erneut deutlich über dem Niveau des Vergleichswertes für die gesetzliche Rente, selbst wenn es hier zu der aktuell diskutierten Erhöhung von 1,1 Prozent kommen sollte.
Insgesamt haben sich die Zahlungen an die Betriebsrentner seit dem Jahr 2000 um 87 Prozent erhöht. 2007 haben die Pensionäre 11,6 Mrd. Euro erhalten, nach 11,5 Mrd. Euro im Jahr 2006. Diese rückläufige Entwicklung ist nicht zuletzt auch auf die demographischen Rahmenbedingungen zurückzuführen. Die DAX-Unternehmen mit den höchsten Zahlungen waren in der zurückliegenden Berichtssaison Daimler, Siemens und RWE, die allein ca. vier Mrd. Euro und damit mehr als ein Drittel der DAX-Gesamtsumme für ihre Betriebsrentner aufgewendet haben.
Grad der Kapitaldeckung nimmt weiter deutlich zu
Der durchschnittliche Grad der externen, kapitalgedeckten Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen liegt bei den DAX-Unternehmen für das Jahr 2007 bei knapp 71 Prozent. Der Steigerung im ersten Halbjahr stand zwar ein Rückgang in der zweiten Jahreshälfte gegenüber, insgesamt ist jedoch ein Anstieg von sechs Prozentpunkten gegenüber 2006 zu verzeichnen. Die Gruppe der Unternehmen mit dem höchsten Grad der externen Ausfinanzierung wird angeführt von der Deutschen Bank und BASF, deren Pensionsvermögen die Verpflichtungen bereits übersteigt.
Die bessere Kapitaldeckung im Vergleich zu 2006 ist neben dem gestiegenen Kapitalmarktzins vor allem auf die positive Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten zurückzuführen, welche die gesunkenen Erträge an den außereuropäischen Finanzmärkten mehr als kompensiert hat. Eine weitere Ursache sind zusätzliche Beiträge der DAX-Unternehmen zum Planvermögen. Insgesamt wurden 2007 rund 15,4 Mrd. Euro für Pensionsverpflichtungen extern dotiert. 2006 waren 15,6 Mrd. Euro gewesen. Eine besondere Rolle nehmen dabei RWE, Lufthansa, Siemens und MAN ein. Auf sie entfallen knapp drei Viertel der zusätzlichen Vermögensdotierungen für Pensionsverpflichtungen.
Diese Dynamik in der Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen ist wesentlich durch den Trend zum Pensionsfonds zu erklären, der insbesondere durch die siebte und neunte Novelle des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) gefördert wurde. So wurden in den zurückliegenden 18 Monaten allein drei der fünf in Deutschland zugelassenen Unternehmenspensionsfonds gegründet. In alle Unternehmenspensionsfonds zusammen wurden in diesem Zeitraum rund zwölf Mrd. Euro überführt – ein Trend, der laut der Studie auch künftig anhalten wird.