Softwarelizenzen als Geschäftsrisiko


Shopping ist eigentlich ganz einfach: Man geht in ein Geschäft, sucht sich ein Produkt aus, bezahlt und nimmt die Neuerwerbung mit nach Hause. Handelt es sich dabei jedoch um Computer-Software, kann es durchaus sein, dass einem das, wofür man eben viel Geld bezahlt hat, gar nicht wirklich gehört. Bei den meisten Software-Anwendungen erwirbt der Käufer keineswegs ein Produkt, sondern nur das Nutzungsrecht - er erwirbt eine Lizenz. Ärgerlich, wenn diese Lizenz Punkte beinhaltet, die die Nutzung der Software einschränken oder gar bestimmte Verwendungszwecke verbieten. „Noch ärgerlicher, wenn dies nicht in einem Privathaushalt, sondern in einem Unternehmen geschieht. So kann es durchaus vorkommen dass die neue Software, für teures Geld erworben wurde, nur auf einer bestimmten Anzahl an Computern installiert oder nicht zu gewerblichen Zwecken genutzt werden darf. Manche Anbieter räumen sich mit ihren Lizenzen gar das Recht ein, von außen auf den Computer zuzugreifen, auf dem das Programm installiert wurde“, sagt Jörg Mokros, Geschäftsführer des Brandenburger Systemhauses DIS Data Integration Services GmbH. Dass Verstöße gegen diese Lizenzen keineswegs Kavaliersdelikte sind, zeigt ein Bericht von heise online: „In Russland sorgt eine angeblich von Microsoft angestrengte Klage gegen Alexander Ponosov, den Leiter einer Mittelschule in Sepischewo im Ural, für Aufruhr bis zu den höchsten politischen Spitzen. Ponosov wird beschuldigt, auf 12 Computern einer Klasse Raubkopien von Windows und Office verwendet zu haben. Der Lehrer hatte die Computer gekauft, ohne zu wissen, dass es sich bei dem Betriebssystem um Raubkopien handelte. Microsoft fordert 266.000 Rubel (7.750 Euro) Schadensersatz“. Ponosov muss bei einer rechtskräftigen Verurteilung mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe rechnen. Weniger dramatisch aber zumindest in finanzieller Hinsicht riskant ist der Einsatz moderner Bürosoftware in kleinen und mittleren Unternehmen. „Oftmals verstößt man gegen Lizenzbestimmungen ohne es zu wissen. Neuere Programme gehen sogar soweit, dass man für einzelne Funktionen, die eigentlich Kernbestandteile des Programms sind, extra bezahlen muss. Das ist pure Geldmacherei, kritisiert IT-Experte Mokros. Seine Firma wirke diesem Trend entgegen, indem sie Geräte mit Anwendungen zur Verfügung stellt, die ohne Lizenzen für Endkunden auskommen. „Unseren Kunden wollen wir böse Überraschungen ersparen. Es gilt der Grundsatz: einmal gekauft, alles bezahlt“, so Mokros. Nach Einschätzung von Torsten Grube vom IT-Unternehmen Matching IT werde in der Softwareindustrie und bei den Kunden in den nächsten Jahren ein erheblicher Umdenkungsprozess stattfinden. „Lizenzmodelle, wie wir sie heute noch kennen, werden in Zukunft so nicht mehr realisierbar sein. Nachdem in Betriebs- und Datenbanksystemen die Opensource-Produkte den klassischen Lizenzprodukten von Microsoft, Oracle, SAP und Co. Konkurrenz gemacht haben, wird sich mittelfristig bei betriebswirtschaftlicher Software - nicht in allen Bereichen - der Opensource-Ansatz durchsetzen. Kommerziell wird dabei nicht mehr über Lizenzen das Geld verdient, sondern hauptsächlich durch die damit verbundenen Dienstleistungen“, prognostiziert Grube. 

 

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