Solvency Control Levels: Frühwarnsystem oder "Folterwerkzeug" der Finanzaufsicht?


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Beinahe in gleichem Maße wie die moderne Bankenaufsicht durch Basel II und die neuen Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) geprägt ist, wird die Versicherungsaufsicht mehr und mehr von Solvency II beeinflusst. Die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen sind schon heute Dreh- und Angelpunkt für das Risikomanagement in Kreditinstituten und Versicherungen. Nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Ende 2005 die Banken-MaRisk verkündet hat, ohne die Umsetzung von Basel II abzuwarten, spricht vieles dafür, dieses Thema in nächster Zeit auch in der Versicherungsaufsicht anzupacken. "Die Versicherer so früh wie möglich fit zu machen für Solvency II, liegt in deren ureigenem Interesse, auch wenn einige Unternehmen das heute noch nicht so sehen", sagt BaFin-Chef Jochen Sanio (Bild). Zwar will die Finanzaufsicht keineswegs das Schnittmuster der Banken-MaRisk eins zu eins für die Assekuranz kopieren und den Versicherern quasi das Bankenkorsett überstülpen, doch scheint klar, dass die Endfassung der MaRisk (Rundschreiben 18/2005) auch für diese richtungsweisend sein wird. "Schließlich ist der interdisziplinäre Gedankenaustausch einer der großen Vorteile der Allfinanzaufsicht. Den großen Rest werden wir aber originär auf die Bedürfnisse der Versicherungsunternehmen zuschneiden", so Sanio.

Prinzip der doppelten Proportionalität

Für die traditionell quantitativ ausgerichtete deutsche Finanzaufsicht stellt dabei vor allem die zweite Säule von Basel II und Solvency II, d.h. das aufsichtliche Überprüfungsverfahren (Supervisory Review Process; SRP), eine wesentliche Neuerung dar. Der SRP soll u.a. ein frühes Eingreifen der Aufsicht bei Gefahr der Nichteinhaltung der geforderten Mindestausstattung erlauben. Die regulatorischen Instanzen können so schnelle Abhilfe fordern, wenn das Eigen- bzw. Solvenzkapital nicht erhalten oder nicht wieder ersetzt wird. Die Aufseher kontrollieren, ob die Versicherer die Anforderungen an Kapitalausstattung, Unternehmenssteuerung, Risikomanagement und interne Kontrollen erfüllen. Im SRP wird beurteilt, ob Höhe und Qualität der wünschenswerten Kapitalelemente für die unternehmensinternen Ziele ausreichen und ob das tatsächliche Risikoprofil des Unternehmens quantitativ und qualitativ realitätsnah abgebildet ist.

Was aber erwarten die Aufseher eigentlich von den Unternehmen? Nur eines steht bislang fest: Einheitsregeln wird es keine geben. An Versicherer, die interne Modelle nutzen, werden andere Maßstäbe angelegt als an kleine Unternehmen, die Standardansätze wählen, um ihre Kapitalanforderungen zu berechnen. Denn über allem steht das "Prinzip der doppelten Proportionalität", das besagt, dass sowohl die allgemeinen regulatorischen Anforderungen als auch die Intensität der operativen Aufsicht in einem ausgewogenen Verhältnis stehen müssen zur Größe, zur Geschäftstätigkeit und zum Risikoprofil des jeweiligen Unternehmens. Diese Vorgabe ist für Banken auf deutsches Betreiben in den Text der Capital Requirements Directive aufgenommen worden, der Richtlinie, die Basel II in Europa umsetzt. Dieser Gedanke ist auch festes Leitprinzip der CEIOPS-Arbeitsgruppe zur zweiten Säule von Solvency II, wo die Anforderungen an das Risikomanagement und dessen Beaufsichtigung angesiedelt sind. „Das Prinzip der doppelten Proportionalität konkretisiert nur den hierzulande ohnehin geltenden verfassungsrechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit des Verwaltungshandelns, an den wir uns immer halten werden, egal, ob er europarechtlich verankert wird oder nicht“, sagt BaFin-Präsident Sanio. CEIOPS (Committee of European Insurance and Occupational Pensions Supervisors) ist der maßgebliche Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung. Schwerpunkte der Arbeit von CEIOPS sind neben Solvency II die betriebliche Altersversorgung, Finanzstabilität, Versicherungsvermittlung und Versicherungsgruppenaufsicht. Da Solvency II prinzipienbasiert sein wird, müssen die Aufsichtsbehörden mit zusätzlichen Befugnissen ausgestattet werden. CEIOPS hat hierzu Vorschläge ausgearbeitet, die sich am Regelkreislauf des Risikomanagements orientieren.

Den kompletten Text zu den "Solvency Control Levels" finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom SAS Risk-Update.

Die aktuelle Ausgabe der neuen SAS Risk-Update Ausgabe behandelt unter anderem folgende Themen:

  • Solvency Control Levels: Frühwarnsystem oder „Folterwerkzeug“ der Finanzaufsicht?
  • Solvency II: Methoden und Instrumente im Risikomanagement - Wir fragen – Risikovorstände antworten
  • Basel-II-Anforderungen mit integriertem Kreditrisikomanagement umsetzen
  • Die Commerzbank steuert ihre Kreditrisiken mit SAS


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