Solvabilität im Vergleich 2014 bis 2023

Solvenzquoten der Versicherer


Solvabilität im Vergleich 2014 bis 2023: Solvenzquoten der Versicherer Studie

Die deutschen Versicherer haben Anfang April ihre aktuellen Berichte über ihre Solvabilität und Finanzlage ("Solvency and Financial Condition Report", SFCR-Berichte) vorgelegt. Sowohl die privaten Krankenversicherer als auch die Lebensversicherer zeigten eine solide Eigenmittelausstattung. Nur drei Anbieter erreichten ohne Übergangsmaßnahmen keine Bedeckungsquote von 100%. Bei den Beitragseinnahmen gab es unterschiedliche Tendenzen zwischen Lebens- und Krankenversicherern.

Der map-report - veröffentlicht von den Versicherunganalysten Franke & Bornberg - analysierte erneut die Solvabilitätsquoten der Lebens- und privaten Krankenversicherer nach dem Solvency-II-Regime. Neben Unternehmensgröße und Marktlage im jeweiligen Segment spielt auch das individuelle Risikoprofil eine Rolle. Anpassungsmöglichkeiten, wie unternehmensspezifische Parameter oder interne Modelle, beeinflussen die Bedeckungshöhe. Die Untersuchung zeigt die Entwicklung der Eigenmittelquoten über die letzten zehn Jahre grafisch.

Solvenzquoten der Lebensversicherer

Die SCR-Quote der Lebensversicherer (anrechenbare Eigenmittel im Verhältnis zum SCR inklusive Übergangsmaßnahmen) beträgt 663,6%. Verglichen mit Ende 2022 (711,2%) sank die Kennzahl um 48 Prozentpunkte. Ein niedriges Zinsniveau erhöhte die Solvenzkapitalanforderungen. Der Einfluss der bis 2023 geltenden Übergangsmaßnahmen nimmt jährlich ab. Lebensversicherer, die auf Übergangsmaßnahmen verzichten, sind nicht in diesem Durchschnittswert enthalten.

Die Spannweite zwischen den Anbietern ist breit. Signal Iduna a.G. verzeichnete die höchste Quote mit 1.317,1%. Auch R+V a.G. (1.266,8%), SV Sparkassenversicherung (1.164,3%), Münchener Verein (1.113,3%), Provinzial Rheinland (1.102,7%) und Süddeutsche (1.059,6%) notierten über dem Zehnfachen der geforderten Bedeckung. Die niedrigsten Quoten, inklusive Übergangsmaßnahmen, hatten BL die Bayerische (192,8%), Gothaer (278,5%) und Öffentliche Oldenburg (305,1%).

Abb. 01: Bedeckungsquote Lebensbversicheurng: Die höchsten und die geringsten Abweichungen der SCR-Bedeckung mit Volatilitätsanpassung und Übergangsmaßnahme zur Basisquote ohne jegliche Übergangsmaßnahmen [Quelle: Franke und Bornberg GmbH]Abb. 01: Bedeckungsquote Lebensbversicheurng: Die höchsten und die geringsten Abweichungen der SCR-Bedeckung mit Volatilitätsanpassung und Übergangsmaßnahme zur Basisquote ohne jegliche Übergangsmaßnahmen [Quelle: Franke und Bornberg GmbH]

Wie in den Vorjahren erhöhten die Übergangshilfen die Solvenzquoten erheblich, insbesondere durch die Wirkung bei den versicherungstechnischen Rückstellungen. Der Unterschied zwischen Basisquote und aufsichtsrechtlichem Nachweis beträgt oft mehr als 300 Prozentpunkte, teilweise sogar über 500 bis 1.100 Prozentpunkte. Im Durchschnitt lag die Abweichung bei 342,9 Prozentpunkten. Die größte Differenz hatte Signal Iduna a.G., deren SCR-Quote sich um 1.106,9 Prozentpunkte von der Basisquote (210,3%) unterschied.

Marktweit stiegen die Basis-Quoten leicht. Ohne Maßnahmen erhöhte sich die Solvenzquote des Marktes von 317,4% im Vorjahr auf 320,8%. Auch hier gab es eine große Streuung der Ergebnisse. Die höchste Quote hatte die Europa mit 893,2% (2022: 820,5%), gefolgt von LVM mit 767,5% (Vorjahr 745,9%). Die geringsten Werte erzielten LPV (11,7%), Öffentliche Oldenburg (87,0%) und Cosmos (91,7%).

Drei Lebensversicherer erreichten zum 31.12.2023 ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen keine Bedeckungsquote von 100%. Ende 2016 waren es noch 21 Gesellschaften, die diese Quote nicht erreichten. Die Hilfsmaßnahmen wurden genau für solche Situationen entwickelt, um den Übergang vom alten ins neue Aufsichtsregime zu erleichtern.

Bedeckungsquoten der privaten Krankenversicherer

Die privaten Krankenversicherer zeigten durchweg solide und solvente Ergebnisse, ähnlich breit gestreut wie bei den Lebensversicherern. Die Quoten schwankten zwischen 1.047,3% (UKV) und 192,5% (Ergo). Dank anderer Spielregeln können die Beiträge angepasst werden, was das Risiko auf die Kunden überträgt. Der Markt erhöhte die SCR-Bedeckung von 521,7% in 2022 auf 527,4% in 2023. Die Ergebnisse variieren jedoch deutlich zwischen den Unternehmen.

Beitragseinnahmen

Die Lebensversicherer erzielten 2023 verdiente Bruttobeiträge von 87,73 Mrd. € (Vorjahr 91,40 Mrd. €), was einem Minus von vier Prozent entspricht und das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen Einnahmen darstellt. Elf Gesellschaften steigerten die Beitragseinnahmen, sechs blieben nahezu stabil, und 60 verloren zwischen -1,3% und -42,7%. Die SV Sachsen verzeichnete den größten Rückgang um 42,7% auf 382,8 Mio. € aufgrund geringer Einmalbeiträge.

In der privaten Krankenversicherung stiegen die verdienten Bruttobeiträge um 3,2% auf 48,4 Mrd. €. Die einzelnen Unternehmen trugen unterschiedlich zum Wachstum bei. Neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln beeinflussten auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung sowie Prämienanpassungen die Beitragseinnahmen. Ottonova wuchs relativ am stärksten mit 29,8%. Unter den Top-Dutzend mit über einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen steigerten die Hallesche (8,0%), HanseMerkur (7,8%), Barmenia (7,2%), Generali (4,1%) und Allianz (4,0%) die Bruttobeiträge am deutlichsten.

Der Trend zu Produkten ohne nennenswerte Garantien setzte sich fort, was die Solvabilität fördert. Niedrigere Zinsrisiken verringern die Kapitalanforderungen gemäß Solvency II.

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock.com | Creative Clicks ]
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