Schiffsentführungen gegen Lösegeld und Erpressungen sind in vielen Gegenden der Welt eine Bedrohung. Ein Schwerpunkt liegt in dem Seegebiet rund um das Horn von Afrika. Laut den Zahlen des International Marine Bureau (IMB) in Kuala Lumpur hat es im Jahr 2010 insgesamt 445 Angriffe auf Schiffe gegeben, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. 53 Schiffe seien gekidnappt worden. Zudem ist auch die Zahl der Geiseln gestiegen – von 188 Crewmitgliedern im Jahr 2006 auf die Rekordzahl von 1.181 im vergangenen Jahr. Für die Schiffunternehmen bedeutet eine Entführung Verluste durch Lösegeldzahlungen, Unterbrechungen der Geschäftstätigkeit, Rechtsstreite und einen Imageschaden.
Trotz dieser Besorgnis erregenden Entwicklung zeigen deutsche Reeder laut einer Studie des Versicherungsmaklers Aon große Sorglosigkeit beim Umgang mit dem Problem der Piraterie. "Oft wird im Falle einer Schiffsentführung als erstes nach dem Militär gerufen. Dabei ist es unerlässlich, im Vorfeld präventive Maßnahmen zum Schutz vor Schiffsentführungen zu ergreifen", mahnt Anne Deiter, Expertin für Piraterie, Entführungen und Erpressungen von Aon Deutschland. Um eine Schiffsentführung zu verhindern, wird ein Präventionskonzept empfohlen, das genau auf das Schiff und dessen Route zugeschnitten ist. Das Konzept sollte sowohl präventive Maßnahmen beinhalten, die eine Kaperung verhindern als auch einen Krisenplan für den Fall, dass doch eine Übernahme des Schiffes durch Piraten erfolgt. Relativ einfache Sicherheitsmaßnahmen in Krisengebieten bestünden beispielsweise darin, die Bordwände des Schiffes mit Schmierfett zu bestreichen oder Stacheldraht an der Reling zu spannen.
Da im Ernstfall einer Schiffsentführung selten die Möglichkeit bestehe, in Ruhe und mit kühlem Kopf zu reagieren, sei auch die vorherige Erstellung eines Krisenplans wichtig. Hierbei sollten unter anderem die Mitglieder eines Krisenstabes benannt sowie deren Zuständigkeiten klar geregelt – wer beispielsweise die Entscheidungsbefugnis für eine Lösegeldzahlung hat, welche Stellen zu involvieren sind oder wer befugt ist, den Vorgang nach innen und außen zu kommunizieren.
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Kommentare zu diesem Beitrag
Aber davon abgesehen bin ich der Meinung, dass in der Tat Selbstschutz vor dem Steuerzahler kommt. Zumal wir offensichtlich gar nicht so viele Steuern von den gefährdeten Reedern erhalten. Und wenn die nichts für die Allgemeinheit der BRD tun wollen, warum sollte es umgekehrt sein. Sollen die mal das Militär in Singapur, Taiwan oder sonst wo zur Unterstützung rufen. Da hätte ja jeder deutsche Spediteur bei seinen Transporten durch Russland mehr Anrecht auf vom Steuerzahler bezahlten Geleitschutz als unsere steuerflüchtigen Reedereien.
Und wenn ich richtig informiert bin, setzen die Reederer aus reiner Profitgier ihre Schiffe und Besatzung den Gefahren aus. Es gibt wohl häufig Ausweichrouten, die aber länger dauern und die Zeit zahlt der Kunde nicht, d.h. die Ausweichrouten würden den eigenen Gewinn schmälern.
Habe ich also das Fazit richtig verstanden? Die Redereien wollen keine Sicherheit zu Lasten ihrer eigenen Gewinne und rufen daher nach Militärschutz von Staaten in den sie gar keine Steuern entrichten???
Man muss sich bewusst sein, dass der Bürgerkrieg in Somalia einen rechtlosen Raum geschaffen hat, den militärisch top ausgestattete Milizen ausnutzen. Und - wie fasst immer - muss man bei der Ursachenanalyse bei der Wahrheit bleiben. Seit dem Sturz der Regierung Siad Barre im Jahre 1991 betreiben ausländische Schiffe in einem massiven Umfang illegalen Fischfang vor der Küste Somalias, so dass die Fischer keine Lebensgrundlage mehr haben. Basierend auf Analysen des Seafarers Assistance-Programmes werden in 90 Prozent aller Kaperungen illegales Fischen als Grund der Piraterie genannt.
Hinzu kommt das vermehrt (da rechtloser Raum) ausländische Schiffe in somalischen Gewässern Giftmüll verklappen. ;-(