Künftige Bonität der USA kritisch bewertet

S&P zweifelt an "AAA" der USA


S&P zweifelt an "AAA" der USA News

Standard & Poor's (S&P) hat die Bonitätsnoten der USA bestätigt, zugleich aber den Ausblick des "AAA"-Langfristratings auf "negativ" gesetzt. Die Ratingagentur begründete die Prüfung des Ratings mit den vergleichsweise sehr hohen Budgetdefiziten und der zunehmenden Staatsverschuldung. "Wir sehen ein ernstes Risiko, dass sich der Kongress nicht bis 2013 darüber einigen kann, wie die mittel- und langfristigen Haushaltsprobleme angegangen werden sollen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung.

Sollte bis dahin keine Einigung erzielt werden und sollten Maßnahmen zu einer Lösung dann noch nicht begonnen worden sein, würde das das "fiskalische Profil" der USA laut S&P so sehr verändern, dass es schwächer als jenes anderer "AAA"-gerateter Länder wäre. In einer um 17.30 Uhr MESZ beginnenden Pressekonferenz will S&P die Entscheidung erläutern.

An den Finanzmärkten löste der Vorgang teils heftige Reaktionen aus. 30-jährige US-Anleihen stürzten um einen ganzen Punkt ab, der Volatilitäts-Index VIX sprang deutlich nach oben. Der Dow-Jones-Index der 30 Industriewerte verlor am Nachmittag 1,6%, der S&P-500 1,4% und der Nasdaq-Index 1,8%. Der Dollar gab gegenüber dem Euro allerdings nur kurz nach und schwenkte im Verlauf des Nacmittags wieder in den zuvor gezeigten Aufwärtstrend ein.

S&P verwies darauf, dass die Bonitätsnoten der USA auf ihrer leistungsfähigen, hoch diversifizierten und flexiblen Volkswirtschaft ruhten und von einer glaubwürdigen Geldpolitik begünstigt würden, die das Wachstum unterstütze und den Inflationsdruck begrenze. Zudem reflektierten die hohen Ratings die einzigartigen Vorteile, die die herausragende Position des Dollar unter den Währungen einnehme.

S&P-Kreditanalyst Nikola G. Swan schränkte jedoch ein: "Zwar gehen wir davon aus, dass diese Stärken schwerer wiegen als die in unseren Augen bedeutenden ökonomische und fiskalischen Risiken und die hohe externe Verschuldung, doch glauben wir nun, dass sie die Kreditrisiken auf einem 'AAA'-Niveau über die nächsten zwei Jahre nicht vollständig aufwiegen." Er verwies darauf, dass es dem Kongress mehr als zwei Jahre nach dem Ende der jüngsten Krise nicht gelungen sei, die fiskalische Verschlechterung umzukehren oder den langfristig erkennbaren Druck anzugehen.

In den Jahren 2003 bis 2008 haben das Defizit mit 2% bis 5% höher als das anderer Länder mit Höchstbonität gelegen, 2009 sei es auf 11% gestiegen und seither nicht zurückgegangen. Es bestehe das Risiko, dass in den Kongressverhandlungen bis zu den Kongress- und Präsidentschaftswahlen im Herbst 2012 keine Einigung zustande komme. Sollte es so kommen, könnten die ersten notwendigen Maßnahmen erst in die Vorschläge für den Haushalt 2014 einfließen und weitere Verzögerungen seien denkbar.

Ein Sprecher des Finanzministeriums kritisierte die S&P-Entscheidung. "Wir glauben, der negative Ausblick von S&P berücksichtigt die Fähigkeit der führenden Politiker Amerikas nicht ausreichend, die schweren fiskalischen Probleme der Nation anzugehen", sagte er.

Nout Wellink, Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB), hat sich besorgt über die fiskalischen Nöte der USA geäußert, zugleich aber die Entscheidung von Standard & Poor's (S&P) kritisiert, den langfristigen Ratingausblick der USA auf negativ zu setzen. "Ich glaube, dass es Anlass zur Sorge gibt, doch es würde sicher zu weit gehen, zu sagen, dass die USA anfälliger seien als die stärksten Volkswirtschaften der Welt", sagte Wellink am Montag in Toronto am Rande eine Veranstaltung und fügte hinzu: "Es ist sehr schwer, die öffentlichen Ausgaben zu kürzen."

Zugleich kritisierte Wellink das Verhalten der Ratingagenturen. "Wir sind ziemlich frustriert über die Ratingagenturen, denn in gewisser Weise sind sie selbst Teil des Prozesses, und zwar nicht der bessere Teil", sagte er und fuhr fort: "Wir haben die selben Probleme mit Griechenland und anderen Ländern in Europa und ich denke, wir sollten die Rolle von Ratingagenturen grundsätzlich überdenken."


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Pleitegeier /18.04.2011 20:24
Eine schallende Ohrfeige für die ehemalige Supermacht! Und eine rechtzeitige Erinnerung dass die Ursachen und Folgen der Finanzmarktkrise noch nicht beseitigt sind und die Zeit nach der Krise anders werden muss als sie vor der Krise war. Vielleicht hilft dieses Signal den Amerikanern sich noch etwas mehr Mühe beim Sparen zu geben...
Timo /19.04.2011 11:01
Auch schon gemerkt ... die Reaktion der Ratingagentur ist wohl eher als Spätwarnung zu interpretieren. Seit vielen Monaten wird das Thema unter Experten diskutiert und auch an Stammtischen debattiert. Ist wohl die logische Konsequenz eines Lebensstils auf Konsum und einer Bekämpfung der Finanzkrise mit Anwerfen der Gelddruckmaschine.
CountryRM /20.04.2011 08:40
Gibt es ein Land auf der Welt das mehr über seine Verhältnisse lebt als die USA? Mehr als 14,2 Billionen (!!) US-Dollar Schulden haben sich aufgetürmt. Da zahlen die Steuerzahler im Wesentlichen für die Zinsen. In 10 Jahren soll sich der Schuldenberg verdoppelt haben. Ganz einfach Logik: Die USA geben mehr Geld aus als sie einnehmen. Wie sollen da jemals die Schulden getilgt werden? Wäre S&P keine Ratingagentur aus den USA dann hätte es bereits viel rüher ein Downgrade gegeben.
FT /20.04.2011 08:43
Da hilft kein Jammern - sondern nur eine massive Reform des Sozialstaates und eine Erhöhung der Steuern. DIe unpopuläre Reform der Krankenversicherung und Rentenversicherung muss endlich angegangen werden. Keine einfachen Aufgaben für Obama ;-(
Markus /20.04.2011 12:25
Neues Rating von Moody´s / S&P / Fitch für die USA:

Triple-Z oder Omega, wenn man alternative Alphabete bevorzugt...
Markus /21.04.2011 00:59
Neues Rating von die USA für Moody´s / S&P / Fitch:

Triple-Z oder Omega, wenn man alternative Alphabete bevorzugt...

Vielleicht passt´s so besser....

Frage: Wer hat hier keinen Sinn für Humor,... 1 Stern :-(
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