Ende der Stimulierungsphase

Staaten müssen sich auf geldpolitischen Exit vorbereiten


Staaten müssen sich auf geldpolitischen Exit vorbereiten News

Der Internationale Währungsfonds hat die Staaten weltweit gemahnt, sich auf einen möglicherweise holprig verlaufenden Ausstieg aus den unkonventionellen Geldpolitiken der Notenbanken vorzubereiten. Das Ende der außerordentlichen Stimulierungsprogramme in den USA und anderen Ländern, die als Folge der Finanzkrise von 2008 aufgelegt wurden, sei zwar noch nicht sicher, schreibt der IWF. Doch auch Länder, die selbst nicht zu Maßnahmen wie dem umfangreichen Anleihekaufprogramm der US-Notenbank Fed gegriffen hätten, müssen jetzt Schritte einleiten, um ihre Finanzstabilität zu sichern und die Grundlage für ein nachhaltiges mittelfristiges Wachstum zu schaffen.

Die Zentralbanken haben nach Einschätzung des IWF die Mittel und Politiken, um einen solchen Ausstieg zu managen. Doch es bestehe die Möglichkeit, dass es zu Turbulenzen mit internationaler Ausstrahlung kommen könnte, sagte Karl Habermeier, stellvertretender Direktor der Geldpolitik- und Kapitalmarktabteilung des Währungsfonds.

Das Papier mit dem Titel "Global Impact and Challenges of Unconventional Monetary Policies" unterstreicht viele der von IWF-Chefin Christine Lagarde im August bei der Konferenz der Kansas City Fed in Jackson Hole gemachten Aussagen.

Aus Sicht des IWF hat die ultralockere Geldpolitik in den USA, Europa und Japan den jeweiligen Ländern, aber auch der Weltwirtschaft geholfen. Sie hätten auch dazu beigetragen, das Finanzsystem zu stabilisieren.

Das Ende der Stimulierungsphase könnte aber hohe Volatilität erzeugen. Diese könnte die Finanzstabilität und das Wirtschaftswachstum weltweit untergraben, so der IWF.

In dem Papier werden Südkorea, Australien und Kanada als die drei Länder ohne außergewöhnliche Geldpolitik genannt, die gut auf mögliche Volatilitäten vorbereitet seien. Insgesamt seien Industriestaaten besser auf einen Exit eingestellt als Schwellenländer, schreibt der IWF, der insgesamt 13 Staaten genauer untersucht hat. Welche davon am schlechtesten auf Turbulenzen vorbereitet seien, konkretisiert der IWF allerdings nicht.

Den möglichen negativen Folgen müsse durch internationale Zusammenarbeit vorgebeugt werden, so die Forderung des Währungsfonds. Nur so könne eine Ausbreitung vermieden werden.

Dies könne geschehen durch die Gewährung von Devisen-Swaplinien und ausreichend langer Vorwarnfrist bei einem Exit. Der IWF sei willens und in der Lage, den Staaten durch diese Übergangsphase zu helfen, beispielsweise durch die Bereitstellung von Finanzmitteln für den Aufbau von Swaplinien und Reserven als Schutz gegen Instabilität an den Finanzmärkten. Auch die "normalen" Kreditlinien des Währungsfonds stünden bei Zahlungsbilanzproblemen einzelner Länder bereit.



[Bildquelle: © Klaus Eppele - Fotolia.com]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /09.10.2013 08:32
+++ IWF: USA und Schwellenländer bremsen globales Wachstum +++

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft im laufenden und kommenden Jahr leicht gesenkt. Schuld sind vor allem niedrigere Wachstumsannahmen für die USA und einige Schwellenländer. Zwar dürfte das Wachstum der Schwellenländer weiterhin höher sein als das der Industrieländer, aber nicht mehr so hoch wie bisher. Kurzfristig wird die Entwicklung der Weltwirtschaft nach Einschätzung des IWF vor allem von der geldpolitischen Wende in den USA und der zunehmenden Überzeugung geprägt sein, dass Chinas Wirtschaft auf Dauer nicht so stark wie in den vergangenen Jahren wachsen kann.

"Das Weltwirtschaftswachstum läuft nicht auf hohen Touren, die Antriebskräfte wechseln und es überwiegen die Abwärtsrisiken", leitet der IWF seinen aktuellen Weltwirtschaftsausblick ein. Die in Washington ansässige Organisation rechnet damit, dass die Weltwirtschaft 2013 um 2,9 und 2014 um 3,6 Prozent wachsen wird. Das sind 0,3 beziehungsweise 0,2 Prozentpunkte weniger als bisher angenommen.

Dass die Prognose für die Industrieländer mit 1,2 und 2,0 Prozent Wachstum unverändert blieb, lag vor allem an höheren Prognosen für Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Die Wachstumsprognosen für Deutschland wurden von 0,3 auf 0,5 und von 1,3 auf 1,4 Prozent angehoben. Für Frankreich wurden die Prognosen auf von minus 0,1 auf plus 0,2 und von 0,9 auf 1,0 Prozent geändert. Dagegen wurden die Voraussagen für die USA leicht auf 1,6 und 2,6 Prozent zurückgenommen und Japans Prognosen nahezu bestätigt.

Deutlich pessimistischer ist der IWF für die Schwellen- und Entwicklungsländer, deren Wachstum 2013 und 2014 er nun bei 4,5 statt 5,0 und 5,1 statt 5,5 Prozent sieht. Chinas Wachstumsprognosen stutzt der IWF von 7,8 auf 7,6 beziehungsweise von 7,7 auf 7,3 Prozent. Besonders schwer erwischte es Indien, für das der IWF nur noch 3,8 und 5,1 Prozent Wachstum erwartet anstatt zuvor 5,6 und 6,2 Prozent.

"Der Fokus liegt derzeit auf den Schwellenländern, die unter einer Kombination aus schwächerem Wachstum und schlechteren Finanzierungsbedingungen leiden, die vom Schwenk in der US-Geldpolitik ausgelöst worden ist", schrieb IWF-Chefökonom Olivier Blanchard in seinem Vorwort zum Weltwirtschaftsausblick.

Laut IWF haben in den 2000er Jahren ungewöhnlich gute weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen, zum Beispiel hohe Rohstoffpreise und eine rasche Finanzmarktentwicklung, das Wachstumspotenzial in vielen Schwellenländern erhöht. In einigen Ländern wurde das Wachstum zusätzlich zyklisch gestützt.

Aber nun stabilisieren sich die Rohstoffpreise und die Finanzierungsbedingungen werden ungünstiger. Das mindert die Wachstumsmöglichkeiten. Länder mit hohen Haushaltsdefiziten müssen laut IWF ihre Finanzen in Ordnung bringen und Länder mit einer anhaltend überhöhten Inflation die Refinanzierungsbedingungen straffen und ein glaubwürdigen geldpolitisches Regime einführen.

Länder mit einem zyklischen Wachstumsproblem, zu denen der IWF China und Indien zählt, wären besonders stark von einem Abzug westlichen Kapitals betroffen, der für den Fall einer geldpolitischen Normalisierung in den Industrieländern zu erwarten ist.

Die Organisation geht bei ihren Prognosen davon aus, dass die US-Notenbank die geldpolitische Wende tatsächlich einleiten wird, auch wenn sie zuletzt etwas zurückgerudert ist. Der Exit stellt die Fed aus Sicht des IWF zwar vor keine größeren konzeptionellen oder technischen Schwierigkeiten, doch hält er die Kommunikationsaufgabe der Fed für "neu und delikat". "Der Politikwechsel der Fed dürfte zu einer größeren Schwankung bei den langfristigen Zinsen führen", warnt der IWF.

Gestützt werde das US-Wachstum vom privaten Verbrauch, der allerdings von einer "exzessiven fiskalischen Konsolidierung" belastet werde. "Das Zwangssparen ist kein guter Weg der Konsolidierung, und der Konflikt über die Anhebung des Schuldenlimits könnte erneut zu Unsicherheit und niedrigerem Wachstum führen", warnte IWF-Chefökonom Blanchard.

Mit Blick auf Europa sieht der IWF Anzeichen für eine Konjunkturerholung in den Kernländern, die jedoch nicht das Ergebnis eines Politikwechsels, sondern eher eines Stimmungswechsels sei. Der könnte zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, wenn Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben erhöhen sollten.

"Die Länder der südlichen Peripherie haben weiterhin zu kämpfen. Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit und den Exporten sind noch nicht stark genug, um die immer noch sehr niedrige Binnennachfrage auszugleichen", heißt es im Weltwirtschaftsausblick zu Südeuropa. Unsicherheit sieht der IWF im Norden wie im Süden bezüglich der Bankbilanzen, die aber im Zuge der versprochenen Bilanzprüfung verringert werden sollte.
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