Prozesse optimieren, Risiken antizipieren

Steigende Insolvenzgefahr – wie Unternehmen gegensteuern


Prozesse optimieren, Risiken antizipieren: Steigende Insolvenzgefahr – wie Unternehmen gegensteuern Kolumne

Angesichts der Lieferengpässe in Folge der Pandemie, der Energiekrise und der dadurch massiv gestiegenen Inflation droht die Zahl der Firmeninsolvenzen in nächster Zeit zu steigen. Doch Firmen können vorbauen. Durch eine effizientere Nutzung vorhandener Daten lassen sich interne Prozesse optimieren und Risiken jeglicher Art besser antizipieren.

Das wirtschaftliche Umfeld ist für viele Unternehmen derzeit anspruchsvoll. Inflation, steigende Zinsen, Lieferengpässe, die sich abzeichnende Rezession und dazu die Energiekrise. Die gute Nachricht lautet zwar, dass die Zahl der Insolvenzen in Deutschland einer aktuellen Studie von Dun & Bradstreet zufolge in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahr nur um moderate vier Prozent gestiegen ist. Allerdings war dies vor allem staatlichen Hilfen zu verdanken.  

Doch angesichts des anhaltend schwierigen Umfeldes ist zu befürchten, dass die Anzahl der Firmeninsolvenzen, trotz anhaltender Unterstützung durch den Staat, weiter steigen wird. Dabei dürften es vor allem jene Branchen schwer haben, die energieintensiv sind. Dazu zählen etwa die Chemie- und die Baustoffindustrie sowie Stahlproduzenten. Konsumnahe Bereiche dürften indes die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Konsumenten zu spüren bekommen. Hier gab es mit dem Möbelproduzenten Hülsta, dem Schuhhändler Görtz und zuletzt der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bereits erste prominente Opfer. 

Wer ein ähnliches Schicksal vermeiden will, sollte alle Mittel und Wege nutzen, um ein Abrutschen in die Insolvenz zu verhindern oder zumindest das Risiko dafür zu senken. Häufig wird dabei das Potenzial unterschätzt, das in der effizienten Nutzung von Daten steckt. So gut wie alle Unternehmen aus den verschiedensten Branchen verfügen über einen gewaltigen Datenbestand – über die eigenen internen Abläufe, ihre Kunden, über Geschäftspartner und Lieferanten. Der Haken ist, dass es sich dabei um sehr große Datenmengen handelt und diese meist in unstrukturierter Form vorliegen. 

Mit KI und Smart Data Analytics Daten nutzbar machen

Um sie nutzbar zu machen, müssen sie sauber aufbereitet werden, wofür es neben viel Erfahrung und Knowhow auch die richtige Technologie braucht. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Smart Data Analytics sind die Möglichkeiten heute nahezu unbegrenzt. Denn damit lassen sich beliebig große und unstrukturierte Datenmengen tiefgreifend analysieren. So können Verknüpfungen erkannt und Erkenntnisse generiert werden, um daraus datengestützte Entscheidungen abzuleiten. 

Auf diese Art lassen sich eine Vielzahl von Vorteilen erzielen. So kann die bessere Nutzung von Daten dazu beitragen, interne Abläufe und Prozesse im Unternehmen effizienter zu gestalten. Das senkt Kosten. Weitere Vorteile ergeben sich im Vertrieb. Hier sind Daten eine wichtige Basis für ein erfolgreiches Kundenbeziehungsmanagement. Das heißt, mit sauber aufbereiteten Kundendaten, kann der Vertrieb besser auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden eingehen. Beides, effizientere interne Abläufe und ein effizienterer Vertrieb, sind für Unternehmen im aktuell schwierigen Umfeld wichtige Erfolgsfaktoren und können einer Firma einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen.

Mit Hilfe von Daten Risiken antizipieren

Darüber hinaus sind sauber aufbereitete Daten bei der Firmenüberwachung durch die Kreditabteilung wichtig. Durch das Sammeln und Auswerten von Daten aus unterschiedlichsten Quellen lassen sich Risiken, die bei Lieferanten oder anderen Geschäftspartnern auftauchen, frühzeitig antizipieren. Auch kann ein Zahlungserfahrungspool, der auf den Daten von Geschäftspartnern beruht, herangezogen werden. Verschlechtert sich dieser, kann automatisiert festgelegt werden, dass Waren an diesen Geschäftspartner nur noch gegen Vorauskasse ausgeliefert werden. Durch die intelligente Analyse und Kombination von Daten lässt sich so das Risiko von Zahlungsausfällen reduzieren. 

Daten sind aber nicht nur bei der Finanzstärke von Handelspartnern entscheidend, sondern auch wenn es um die Einhaltung regulatorischer Maßnahmen geht. Dieser Bereich rückt derzeit aufgrund der Sanktionen gegen Russland zunehmend in den Fokus. So befinden sich aktuell rund 100 russische Organisationen und mehr als 1.200 Einzelpersonen auf den Sanktionslisten der Europäischen Union. Know Your Customer (KYC) gewinnt dadurch an Bedeutung. Auch hier stellen Daten die Grundlage dar, um komplexe Firmenverflechtungen gezielt zu entschlüsseln und Minderheits- sowie direkte und indirekte Beteiligungen und wirtschaftlich Berechtigte ermitteln zu können. 

Zunehmende Regulatorik birgt Risiken

Ebenfalls in den Bereich der Regulatorik fällt, dass Unternehmen künftig nicht mehr nur in ihrem eigenen Geschäft dafür Sorge tragen müssen, dass Menschenrechte geachtet oder Umweltstandards eingehalten werden. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das ab 1. Januar 2023 in Kraft tritt, schreibt vor, dass Unternehmen mit über 3.000 Mitarbeitern auch das Geschäftsgebaren und Verhalten ihrer Lieferanten auf den Prüfstand stellen müssen. Bei Verstößen drohen hohe Geldstrafen. Die Daten, um das zu beurteilen, sind vorhanden. Auch hier geht es darum, diese aus den verschiedenen Quellen zu sammeln, auszuwerten und sauber aufzubereiten. 

Dies wird im Zuge des verstärkten Trends zur Nachhaltigkeit ohnehin immer wichtiger. So nehmen auch hier die Regularien weltweit zu, während Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspartner und Investoren zunehmend erwarten, dass Firmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Verlässliche ESG-Daten können helfen, die gesetzliche Vorschriften einzuhalten und zu verstehen, wo ein Unternehmen Optimierungspotenzial hat. Zudem tragen sie dazu bei, Kosten zu reduzieren und transparenter zu werden. Das erhöht letztlich die Chancen am Markt und trägt dazu bei, finanziellen Schwierigkeiten vorzubeugen. 

Fazit: Neben der herausfordernden wirtschaftlichen Situation gibt es zusätzliche Unwägbarkeiten für Firmen, die sich aus den regulatorischen Maßnahmen ergeben. Doch das Gute ist, dass wir im Datenzeitalter leben. Es gibt kaum etwas, was mit Daten nicht bewerkstelligt werden kann. Es gilt nur, diese professionell aufzubereiten. Dann können die genannten Risiken zumindest reduziert, im Idealfall sogar ganz vermieden werden. 

Autor:
Frank Wenz | Area Director Data Central Europe | Dun & Bradstreet
Frank Wenz

Area Director Data Central Europe
Dun & Bradstreet

 

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock.com / Wolfilser ]
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