Steuerliches Risikomanagement weitestgehend unterschätzt


Die Steuerabteilungen in den Unternehmen verbringen immer mehr Zeit mit aufwendigen Berichts- und Dokumentationsaufgaben zur Sicherstellung der „Compliance“ und geraten zunehmend unter Druck. Der Auslöser dieses Trends sind weltweit verschärfte gesetzliche Reporting- und Dokumentationsvorschriften im Steuerbereich und zum besseren Investorenschutz. Auch die verstärkten Forderungen der Aktionäre nach Information tragen zu der Entwicklung bei. Vor diesem Hintergrund finden die Steuerabteilungen nach eigener Einschätzung zu wenig Zeit für wertschöpfendere Tätigkeiten wie die strategische Steuerplanung oder das Steuerrisikomanagement. Dies sind einige der wesentlichen Ergebnisse des Berichts „The Rising Tide“, welche die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG International nun vorgestellt hat.
 
Compliance-Anforderungen steigen

Die Arbeitsbelastung in den Steuerabteilungen multinationaler Konzerne ist in den vergangenen zwölf Monaten enorm angestiegen: Etwas mehr als ein Viertel der befragten Steuerabteilungen verzeichnete im letzten Jahr eine Zunahme der Arbeitsbelastung um über 20 Prozent, 41 Prozent mehr als 30 Prozent und fünf Prozent sogar um bis zu 100 Prozent. Der zunehmende Compliance-Druck ist besonders in Amerika spürbar: 70 Prozent der in Nord- und Südamerika befragten Unternehmen berichten von verstärkten Forderungen der Aktionäre nach mehr und besserer Information über steuerliche Aspekte, verglichen mit 46 Prozent der Unternehmen in Europa. In den asiatisch-pazifischen Ländern dagegen trifft dies nur auf ein Drittel der Firmen zu. Weltweit berichteten Steuerabteilungen von gestiegenen Anforderungen an die Dokumentation (73 Prozent) und zunehmenden Anforderungen an die Genauigkeit (70 Prozent), wobei sie gleichzeitig weniger Zeit zur Erledigung ihrer Aufgaben haben (64 Prozent).

Hintergrund der erhöhten Compliance-Anforderungen sind zu einem Teil die schärferen steuerrechtlichen Reporting-Anforderungen an Unternehmen (etwa auf der Grundlage des Sarbanes-Oxley-Acts in den USA, des Combined Codes in Großbritannien und des Loi de Securité Financière in Frankreich). Zum anderen wird die Überleitung der Finanzinformationen aus den Management-Reporting-Systemen für steuerliche Zwecke immer aufwendiger, sodass sich die Steuerabteilungen auch von dieser Seite mit erhöhten Anforderungen konfrontiert sehen.
 
Steuerliches Risikomanagement noch unterschätzt

Trotz des gestiegenen steuerlichen Informationsbedürfnisses seitens der Aktionäre messen laut der Studie nur 40 Prozent der befragten Unternehmen den Steuerrisiken wachsende Priorität bei. Nur knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten besitzt eine ausformulierte Risikomanagementstrategie für Steuerfragen. In den USA sind es sogar nur 30 Prozent. Lediglich ein Drittel der Unternehmen weltweit hat in den vergangenen zwölf Monaten ihren Steuerabteilungen strategische Richtlinien zur Verfügung gestellt oder ihre Risikomanagementstrategie im Steuerbereich überprüft.

„Auf den ersten Blick überrascht dieses Ergebnis angesichts der Bedeutung des Themas für den Shareholder Value“, erklärt Barbara Polster-Grüll, Geschäftsführerin der KPMG in Wien. „Jedoch ist bereits spürbar, dass dem Risikomanagement in Steuerfragen in jüngster Zeit größere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Das Thema taucht seit etwa zwei Jahren regelmäßig auf der Tagesordnung der Vorstandssitzungen auf. “

Die Studie können Sie hier herunterladen:


 

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