Störungen in der Lieferkette können fast jedes Unternehmen treffen. Ein kooperatives Risikomanagement kann Risiken jedoch präventiv reduzieren oder gar vermeiden. Eine aktuelle Studie der Jacobs University in Bremen, die mit Unterstützung der Funk Stiftung erstellt wurde, zeigt auf, dass nur wenige Unternehmen Methoden des Risikomanagements verwendet, um für den Krisenfall gewappnet zu sein.
Ein Blick auf die globalen Wertschöpfungsnetze zeigt: Stark vernetzte Systeme, ein hoher Grad an Internationalität und eine Vielzahl von Partnern, die in einem Netzwerk zusammenarbeiten, kennzeichnen die Wertschöpfungs- und Lieferketten vieler Unternehmen. Mit dieser zunehmenden Komplexität steigt auch das Risiko von Störungen. Die Arbeitsgruppe Produktions- und Logistiknetzwerke der Jacobs University Bremen befragte 216 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu existenzbedrohenden Lieferketten-Risiken und Maßnahmen des Risikomanagements.
99 Prozent der befragten Unternehmen gaben dabei an, in den vergangenen fünf Jahren eine Störung in ihrer Lieferkette erlebt zu haben. Mit 73 Prozent schätzen Unternehmen der Automobilindustrie Störungen in der Lieferkette als deutlich größeres Problem ein als andere Branchen. Die häufigsten Ursachen sind dabei mangelnde Produktqualität, Ausfall von Maschinen- und Steuerungssystemen sowie Insolvenz. Nur 28 Prozent der beschriebenen Störungen in der Lieferkette haben dabei ihren Ursprung beim befragten Unternehmen selbst.
Studienleiterin Julia Bendul, Professorin für Netzwerkoptimierung in der Produktion und der Logistik an der Jacobs University, erläutert: "Die Probleme entstehen zum Großteil durch äußere Einflüsse, auf die Unternehmen entsprechend vorbereitet sein sollten. Eine Zusammenarbeit unter den Lieferanten oder innerhalb einer spezifischen Branche hilft, die Reaktionszeit sowie die negativen finanziellen Auswirkungen einer Störung in der Lieferkette zu verringern. Das ist effizienter, als wenn jedes Unternehmen sich für die Krise isoliert rüstet." Das Potenzial im Risikomanagement wird allerdings noch nicht ausgeschöpft, wie die Studie zeigt: Obwohl die Befragten Kooperation als Risikomanagementinstrument vergleichsweise wenig anwenden, bewerten sie es als wirksamste Maßnahme. Nur etwa 22 Prozent hatten Kooperation als Risikomanagementinstrument im Voraus geplant.
Hendrik F. Löffler, Vorstandsvorsitzender der Funk Stiftung, stellt daher die Frage in den Mittelpunkt, wie kooperatives Risikomanagement gestaltet werden muss, damit es auch in der Praxis Anwendung findet. Zentral für das Gelingen solcher Kooperationen ist die vertrauensvolle Beziehung der Mitarbeiter untereinander, so das Ergebnis der Studie. Auch Versicherungen bieten großes Potenzial. Bei Kooperationen im Krisenfall können sie eine koordinierende und neutrale Rolle spielen und diese aktiv anbieten.
Abb. 01: Ursprung der Supply-Chain-Störung [Quelle: Jacobs University]
Abb. 02: Ursachen der Supply-Chain-Störung [Quelle: Jacobs University]
Abb. 03: Nutzung und Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen [Quelle: Jacobs University]