Bankenregulierung

Strengere Eigenkapitalanforderungen als Risikopuffer


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Die strengeren Eigenkapitalregeln für Banken werden nach Aussage von Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler im September feststehen. Wie hoch die Eigenkapitalanforderungen dann tatsächlich sein würden, sei zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, da die Auswirkungsstudien noch liefen, sagte Zeitler am Dienstag im Gespräch mit Journalisten. Die Schwierigkeit bestehe darin, die Balance zwischen mittelfristiger Stabilität des Finanzsystems und kurzfristigen Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Kreditversorgung zu halten.

Die Umsetzung der neuen Regeln zu Eigenkapitalniveau, Verschuldungshebel und antizyklischen Puffern erwartet Zeitler für Ende 2012. Die Kapitalanforderungen im Rahmen des Handelsbuchs dürften Zeitler zufolge um ein Vielfaches steigen. Die Banken könnten aber mit einer Übergangsfrist bei der Einführung der neuen Regeln rechnen. Auch solle die Umsetzung von der wirtschaftlichen Erholung abhängig gemacht werden, sagte er.

Eine dickere Eigenkapitaldecke soll die Banken weniger anfällig für künftige Krisen machen. Die Frage ist allerdings, woher die meist ohnehin angeschlagenen Banken das Geld nehmen sollen und ob dies letztlich nicht zu Lasten der Kreditvergabe geht. Eine Übergangsfrist, wie Zeitler sie fordert, ist daher auch im Sinne der Finanzinstitute.

Der Bundesbanker hat Verständnis für die Sorge der Institute vor zu hohen Kapitalquoten, warnt aber auch vor überspitzten Szenarien. Es sei den Banken durchaus möglich, das Kapital zu stärken, ohne dass dies kurzfristig negative Effekte auf die Kreditvergabe habe, sagte er.

Auch sollten die Ergebnisse einer Studie des internationalen Bankenverbands IIF (Institutes for International Finance) im rechten Licht gesehen werden, sagte Zeitler. So unterstellt das Gutachten der Bankenlobby einen deutlichen Anstieg des langfristigen Finanzierungsbedarfs, was für Zeitler mit einem "großen Fragezeichen behaftet ist".

Der Bankenverband hatte in der vergangenen Woche in Wien ein insgesamt düsteres Bild gezeichnet. So warnte Josef Ackermann, der das IIF leitet, vor den Auswirkungen auf Wachstum und Arbeitsplätze. Strengere Bankenregeln, so die Botschaft, würden das Wachstum der Wirtschaft im Euroraum, in den USA sowie Japan drosseln und insgesamt 9,7 Millionen Arbeitsplätze kosten.

Die neuen Regeln werden für die Banken deutliche Änderungen mit sich bringen. So wird in Zukunft ihr anrechenbares Kapital neu definiert. Der Begriff des bankenaufsichtlichen Kapitals weiche dabei wegen Abzugspositionen vom bilanziellen Kapital ab, erklärte Zeitler. Strittig sei, ob die Abzugspositionen ausschließlich zu Lasten des harten Kernkapitals gehen sollten.

Zeitler bevorzugt eine differenzierte Betrachtung, wonach die Abzüge auch wie bisher vom Kernkapital oder fallweise anteilig vom Kern- und Ergänzungskapital vorgenommen werden können. Bei diesen Korrekturposten geht es insbesondere um die Minderheitsanteile bei konsolidierten Beteiligungen, den Abzug von Beteiligungen unterhalb der Konsolidierungsschwelle, die Anrechnung des Unternehmenswertes sowie die Behandlung aktiver, latenter Steuern.

Der geplante antizyklische Puffer sollte sich Zeitler zufolge an Makrovariablen orientieren - wie dem Verhältnis von Kreditvergabe zu Wirtschaftswachstum. Hinsichtlich der ebenfalls geplanten höheren Liquiditätsanforderungen lehnte Zeitler eine Beschränkung der zulässigen liquiden Mittel auf Staatsanleihen ab. Dies sei nicht ausreichend, vielmehr müssten auch private Schuldtitel wie Pfandbriefe zugelassen werden, sagte er.

Noch nicht entschieden ist, welchen Anteil das harte Kernkapital am gesamten Kernkapital haben muss. "Es muss in jedem Fall den überwiegenden Teil stellen", erklärte Zeitler. Das bedeutet nach dem Verständnis der Bundesbank "etwas mehr als 50%", jedenfalls nicht 70% oder 80%.

Mit Blick auf die Einführung der Eigenkapitalregeln nach Basel II rechnet die Bundesbank mit weiteren Verzögerungen. Die Regelungen für Verbriefungen und für das Handelsbuch werden laut Zeitler weltweit wohl erst Ende 2011 eingeführt werden, das ist ein Jahr später als geplant. Zu den Ländern, die sich mit der Umsetzung besonders viel Zeit lassen, gehören die USA.

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

sven /16.06.2010 19:53
Wie wollen die Banken diese erhöhten EK-Anforderungen stemmen, wenn auf der anderen Seite bei den europäischen Banken der Abschreibungsbedarf auf 195 Mrd EUR geschätzt wird? SInd das nicht eher nette unrealistische Wünsche der Regulatoren?
Markus /16.06.2010 21:16
"Wie hoch die Eigenkapitalanforderungen dann tatsächlich sein würden, sei zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen"

Warum? Will man wieder bis zum nächsten Deppen-G20-Treffen warten, wo wieder keine Einigkeit über eine GLOBALE Regulierung stattfindet.....

Was soll sich an der Meinung der Bundesbank in den nächsten 3 Monaten noch fundamental ändern. Wo bleibt die Eigenständigkeit, das Vertrauen in diese Institutionen...
Wovor haben die Leute Angst,..., weil sie das Richtige und Notwendige tun müssen? Mir schmeckt der ganze Salat zwar auch nicht, aber Nichtstun verschlimmert die Situation nur noch

Es sind bereits zwei Jahre ins Land gegangen und weiter unten ist dem Text zu entnehmen, dass die Regelungen ab 2012 gelten sollen, also nochmal fast zwei Jahre in denen garantiert ein Staat pleite geht. Mit der Konsequenz, dass dann endgültig die Lichter ausgehen.

Es können einzelne Länder, wenn notwendig gerettet werden, also EIN
Griechenland oder EIN Spanien, Protugal aber bei Italien, Deutschland, Frankreich, Japan.........Gute Nacht

Eigenkapitalquote 25%+ bindend für alle Geschäfte ab sofort

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"Die Banken könnten aber mit einer Übergangsfrist bei der Einführung der neuen Regeln rechnen. Auch solle die Umsetzung von der wirtschaftlichen Erholung abhängig gemacht werden, sagte er. "

Warum, sind zwei Jahre nicht genug.....

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"Die Frage ist allerdings, woher die meist ohnehin angeschlagenen Banken das Geld nehmen sollen und ob dies letztlich nicht zu Lasten der Kreditvergabe geht."

Totschlagargument, Kreditvergabe:
Die Banken reduzieren bewußt die Kreditvergabe, um den Anleihemarkt zu befeuern. Sind die Konditionen für einen Kredit zu hoch, bedienen sich die Unternehmen am Anleihemarkt: also Bond mit garantiertem Koupon + Unternehmens-CDS = garantiertem Gewinn für die Banken, weil das Geld von den Zentralbanken kommt

Folge:der perfekte Markt für Regulierungsarbitrage!!!!

Frage:
Warum wird bei den Tendern der EZB, keine Nutzungsbedingung festgelegt..
z.B. 30% der Mittel in Industrie-Investitions-Kredite, sonst Geld zurück

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"Der geplante antizyklische Puffer sollte sich Zeitler zufolge an Makrovariablen orientieren - wie dem Verhältnis von Kreditvergabe zu Wirtschaftswachstum."

Nicht ein Deppen-Volkswirt, hat es bislang in seinem ganzen Deppen-Leben fertiggebracht auch nur eine plausible Formel oder empirisch quantitativ verifizierbare Beziehung aufzustellen, die die Krise vorhersagt oder lösen wird.

In solchen Situationen ist der Markt durch mikroökonomische Faktoren determiniert, die keine Makromodell erfasst.

Darum Puffer kontinuierlich ausbauen....

Meines wissens gibt es Banken usw. die schon wieder Gewinne machen, warum werden die nicht als zusätzlicher Puffer eingesetzt???

Oder 20% der Gewinne in den einen neuen Krisenfond-CASH-Fond ???

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"Noch nicht entschieden ist, welchen Anteil das harte Kernkapital am gesamten Kernkapital haben muss. "Es muss in jedem Fall den überwiegenden Teil stellen", erklärte Zeitler. Das bedeutet nach dem Verständnis der Bundesbank "etwas mehr als 50%", jedenfalls nicht 70% oder 80%."

Eine gute Regelung wäre 200%
RiskNET Redaktion /17.06.2010 16:51
+++ Regierung will Aufsicht erst nach EU-Entscheidung reformieren +++

Die Bundesregierung will erst über eine Reform der deutschen Finanzaufsicht entscheiden, wenn Festlegungen zu einem entsprechenden Vorhaben auf Ebene der Europäischen Union (EU) getroffen sind. "Wir haben uns (...)entschieden, das Ergebnis der laufenden Verhandlungen über die Errichtung der europäischen Finanzaufsichtsstrukturen abzuwarten, bevor auf nationaler Ebene endgültig über institutionelle Veränderungen entschieden wird", sagte Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter am Donnerstag in Berlin.

Auf dieses Vorgehen hätten sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesbankpräsident Axel Weber bei einem Gespräch verständigt, sagte Kampeter. "Die globale Verflechtung der Märkte erfordert eine sorgfältige Abstimmung zwischen nationalem, europäischem und internationalem Vorgehen", betonte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium bei der 4. Internationalen Bankenaufsichtskonferenz des International Bankers Forum (IBF). Hinzu komme, "dass auf internationaler, europäischer Ebene mit Hochdruck eine Reihe von Regulierungsvorhaben verhandelt werden, die auch unsere Kapazitäten binden".
Pleitegeier /18.06.2010 09:28
Mehr Eigenkapitel erhöht auch die Risikobereitschaft. Gut für die Kreditvergabe an Firmenkunden etc., schlecht für die Risikotragfähigkeit im Ernstfall... In der Vergangenheit wurden auch schon viele Kunstgriffe gemacht, man denke nur an die Diskussionen zur Berechnung des haftenden Eigenkapital für diverse aufsichtsrechtliche Stresstests: Kernkapital + Ergänzungskapital + stille Reserven etc. Man kann sich immer schönrechnen beim EK und beim Risiko...
Markus /18.06.2010 19:39
@Pleitegeier

Warum soll mehr Eigenkapital, die Risikobereitschaft erhöhen.....???

Weil das Geld investiert werden MUSS???

Aus bilanztechnischer Sicht ist jedes Unternehmen in der Lage sich beliebigen Vorgaben anzupassen,....Fragen sie mal den Wirtschaftsprüfer ihres Vertrauens......

Mir geht es um die Risikominimierung-Tragfähigkeit bzw. dem Senken der Ruinwahrscheinlichkeit, ein Begriff, der eigentlich nur im Versicherungsbereich en vogue ist, wobei sich gerade Banken dieser Thematik viel stärker öffnen müssen

Interssanterweise verfügen gerade VU (Langfristige Geschäfte) über eine deutlich höhehre Kapitaldecke als Banken (kurzfristige Geschäfte)......

Interessanterweise sind seit dem 2. Weltkreig in Deutschland ein VU pleite gegangen, Banken ein paar mehr ;-)

Man kann jetzt auf Laufzeitkongruenz und Kontrolltheorie, optimales Investment und Strategien überleiten aber da schalten die CEOs dann ab

Noch besser wirds wen man sich den Regulierer anschaut:
MaRsik-MaRisk VA-> Homogenere Beaufsichtigung usw. usw.

Ein Paramter, den jeder Deppen-CEO kapiert ist: Eigenkapital

Je mehr EK desto mehr ist das Unetrnehmen vor großen Verlusten abgeschichert

also eine niedrigere Ruinwahrscheinlichkeit.

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der Ruin des oben genannten VU nicht auf große Schäden(Verluste) zurückzuführen war, sondern auf falsches Investment und Risikomangement:
Laufzeitproblematik und Gier nach schnellem Geld
Pleitegeier /20.06.2010 16:29
@Markus: Die höhere EK-Quote bietet eine ganze Reihe von Vorteilen bzgl. der Risikotragfähigkeit etc., völlig unbestritten.

Nachteile sind:
- Höhere Risikobereitschaft wird gefördert (vgl. z.B. Deutsche Bank, EK-Rendite 25%, bei noch höherem Eigenkapital müssen die wahrscheinlich im größeren Stil zocken)
- Mehr Risikobereitschaft durch höheres Sicherheitsempfinden der Vorstände ("Wir haben ja genug EK und das Geld müssen wir nun zum Verdienen bringen")
- Rigide und teure Kreditvergabe an Unternehmen: Wegen einer höheren EK-Unterlegung kann nur weniger Kreditvolumen c.p. vergeben werden. Die Fremdkapitalzinsen dafür steigen weil EK mehr Geld kostet als eine Refinanzierung der Banken (vgl. EK-Rendite oben).
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