Studie: Risikomanagement in Schwellenländern ‚westlichen’ Standards überlegen


Wenn es darum geht, die Vorteile von Risikomanagement zu nutzen, haben Schwellenländer wie Brasilien, China, Indien und Südafrika die etablierten Industriestaaten bereits überholt. Das hat eine aktuelle Studie ergeben, die im Auftrag des Netzwerk- und IT-Dienstleisters BT Global Services durchgeführt wurde.

Führungskräfte in Unternehmen in Brasilien, China, Indien und Südafrika sind viel stärker davon überzeugt, dass der Einsatz von Risikomanagement ihnen Wettbewerbsvorteile bringt, als ihre Kollegen in den westlichen Ländern (81 gegenüber 44 Prozent). Sie glauben auch, dass Risikomanagement zu einer Förderung von Innovation und Kreativität führt (73 gegenüber 43 Prozent). Bei den erstgenannten ist es auch wesentlich wahrscheinlicher als bei Unternehmen in den USA und Europa (54 gegenüber 36 Prozent), dass sie in großem Umfang in Risikomanagement-Strategien und -Systeme investieren.

Als Konsequenz daraus ergibt sich unter anderem, dass Unternehmen in den untersuchten Schwellenländern häufiger einen Sicherheitsbeauftragten – Corporate Security Officer (CSO) oder Corporate Risk Officer (CRO) – auf Vorstandsebene einsetzen, dass sie Aufwendungen für das Risikomanagement als nützliche Investition betrachten und dass sie doppelt so häufig wie ihre Pendants in den etablierten Industrieländern eine Risikomanagement-Strategie verfolgen, die auch große globale Risiken einbezieht. Die Ergebnisse der Studie legen außerdem nahe, dass Schwellenländer entgegen der landläufigen Meinung immer mehr zur treibenden Kraft bei der Einrichtung internationaler Zusammenarbeit ("Collaboration") werden.

Großes Misstrauen gegenüber den Risikomanagement-Ansätzen in Schwellenländern

BT beauftragte das Marktforschungsunternehmen Datamonitor mit der Befragung von 2.000 Führungskräften in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweden, Brasilien, China, Indien und Südafrika. Die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der Unternehmen in den Schwellenländern betrachtet eine internationale Zusammenarbeit, entweder innerhalb ein und desselben Unternehmens oder zwischen verschiedenen Unternehmen, als essentiell für ihren künftigen Geschäftserfolg. Ein großer Prozentsatz (68 Prozent) ist aber auch der Meinung, dass Unternehmen aus etablierten Märkten weiterhin misstrauisch sind, wenn es um die Bewertung der Risikomanagement-Verfahren der Schwellenländer geht. Dies ist besonders in Bezug auf die Netzwerk- und IT-Systeme der Fall, was eine erfolgreiche Zusammenarbeit erschwert.

François Barrault, CEO von BT Global Services, sagte: "In den etablierten Märkten gibt es Bedenken wegen der Risiken, die sich bei der Zusammenarbeit mit Ländern ergeben, die ein aggressives Wirtschaftswachstum aufweisen. Unsere Erkenntnisse zeigen nun, dass Schwellenländer, die stark an internationaler Zusammenarbeit interessiert sind, inzwischen Risikomanagement-Strategien entwickeln, die sogar ‚westliche’ Standards übertreffen. Sie bauen so das Vertrauen auf, das notwendig ist, um von ihren Geschäftspartnern in sicherheitskritische Aufgaben wie Innovationsprozesse eingebunden zu werden."

Sicherheit von Energie und Wasser als das größte globale Risiko bewertet

Die Auswirkungen großer globaler Ereignisse und Krisen werden in den Risikomanagement-Strategien von 72 Prozent der befragten Unternehmen in Brasilien, China, Indien und Südafrika berücksichtigt, verglichen mit nur 48 Prozent in den USA und Europa. Die Sicherheit von Energie und Wasser wird von in den Schwellenländern als das größte globale Risiko für die kommenden 12 Monate angesehen, gefolgt von der Gefahr einer Abschwächung der globalen Konjunktur durch eine Rezession in den USA. Unternehmen in entwickelten Märkten sind in Bezug auf künftige Risiken insgesamt weniger besorgt, dennoch sind in dieser Gruppe immer noch 36 Prozent überzeugt, dass sie von einem allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung getroffen bzw. stark getroffen würden.

Barrault sagte weiter: "Unternehmen in entwickelten Märkten erscheinen recht unbesorgt bezüglich der möglichen Folgen globaler Risiken wie Epidemien, Terroranschlägen oder Sicherheit der Wasserversorgung. Ironischerweise sind sie aber weniger auf große globale Risiken vorbereitet als ihre Pendants in den Schwellenländern. International tätige Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihr Risikomanagementplan alle Eventualitäten abdeckt, darunter auch sehr unwahrscheinliche Risiken. Dies sollte, so wie es in den aufstrebenden Märkten geschieht, als eine Chance begriffen werden, um das Wachstum anzuregen und Innovationen hervorzubringen, und nicht als lästige Pflicht oder unnötiger Kostenfaktor."

Weitere Ergebnisse der Studie in kompakter Form:

  • In 65 Prozent der Unternehmen in den untersuchten Schwellenländern gibt es einen Corporate Security Officer (CSO), Corporate Risk Officer (CRO) oder eine vergleichbare Position. In den Industrieländern ist dies nur bei 23 Prozent der Unternehmen der Fall, bei knapp 72 Prozent der Unternehmen gibt es diese Position nicht (die übrigen Befragten wussten es nicht).
  • Unter den Industrieländern sind Schweden und Deutschland diejenigen, in denen die meisten Unternehmen einen CSO oder CRO haben (31 bzw. 27 Prozent); Schlusslichter sind Großbritannien (14 Prozent) und die USA (13 Prozent).
  • Der CSO oder CRO ist bei 81 Prozent der Unternehmen in den Schwellenländern Mitglied des Vorstandes, verglichen mit nur 59 Prozent der Unternehmen in den entwickelten Märkten.
  • Nur 48 Prozent der Befragten in den Industrieländern (Deutschland: 44 Prozent) gaben an, dass ihr Unternehmen über einen Disaster-Recovery-Plan verfügt, der es erlaubt, im Falle einer Katastrophe weiterzuarbeiten – im Gegensatz zu 79 Prozent in den Schwellenländern. Indien hält hier die Spitzenposition mit knapp 93 Prozent.
  • 60 Prozent der Befragten aus Schwellenländern gaben an, dass eine länderübergreifende Zusammenarbeit eine größere Gefahr für die Sicherheit ihrer Daten und damit auch für ihr Geschäft bedeute, als wenn man ausschließlich im Inland arbeitet. Nur 41 Prozent der Befragten aus den USA und Europa teilen diese Meinung (Deutschland: 48 Prozent).
  • Die Mehrheit (57 Prozent) der Befragten in den Schwellenländern nimmt an, dass Gefahren durch internationale Cyber-Spionage, Hacking oder Web-Betrug mit höherer Wahrscheinlichkeit von Akteuren in einem Entwicklungs- oder Schwellenland ausgehen.
  • In 61 Prozent der Unternehmen in Schwellenländern ist man der Ansicht, dass die Gefährdung von innen (durch Mitarbeiter) ebenso groß ist wie von außen (Industrieländer: 36 Prozent).
  • 52 Prozent der deutschen Befragten sagten, dass sie ihren Mitarbeitern uneingeschränkt vertrauen und die größte Bedrohung von außerhalb kommt. Immerhin 17 Prozent sind der Ansicht, dass die Gefährdung durch die eigenen Mitarbeiter größer ist als die von außen.
  • In den Schwellenländern gaben deutlich mehr Befragte (66 Prozent) als in den USA und Europa (39 Prozent) an, dass die nächste Generation von Arbeitnehmern, die mit modernen IT- und Online-Anwendungen (wie Social Networks, Instant Messaging etc.) aufgewachsen ist, eine Auffassung von Risiken und Sicherheit hat, die eine Gefahr für das Unternehmensnetzwerk darstellen könnte.


Der vollständige Bericht "Threatening Skies: Risk in the Global Economy" kann von der BT-Website heruntergeladen werden.


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