Stühlerücken im Risikomanagement der IKB


Die IKB Deutsche Industriebank AG trennt sich von weiteren Vorständen und konsolidiert ihr Finanzvehikel Rhineland Funding, das wegen des Subprime-Engagements in die Krise geraten war. Zudem erwartet die Düsseldorfer Mittelstandsbank für das abgelaufene Jahr wegen weiterer Maßnahmen ein geringeres Ergebnis als bislang veröffentlicht, wie die IKB mitteilte. Die Bank kündigte an, nach einem Sonderbericht der Wirtschaftsprüfer PwC im Zusammenhang mit der US-Hypothekenmarktkrise würden Markus Guthoff (Foto rechts) und Frank Braunsfeld (Foto unten) mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand ausscheiden. Guthoff hatte den Bereich Immobilienkunden und Strukturierte Finanzierung und Braunsfeld das Risikomanagement der Bank verantwortet. Neues Vorstandsmitglied soll nun Reinhard Grzesik werden, der das Finanzressort übernimmt. Grzesik war zuvor langjährig als Finanzvorstand der Depfa plc tätig.   Im Zusammenhang mit der US-Hypothekenmarktkrise war PwC mit der Durchführung einer Sonderuntersuchung beauftragt worden. Ein zentraler Kritikpunkt des PwC-Berichts waren nun Schwachstellen bei der Risikosteuerung und dem Berichtswesen für Investments der Bank - sowohl was die in der Bilanz geführten als auch was die außerbilanziellen Engagements angeht.

Schwachstellen bei der Risikosteuerung

Das Management der Portfolio-Investments war weitgehend der Tochter IKB CAM übertragen worden. Die für diese Tochter geltenden Kontrollstrukturen seien im Vergleich zu dem großen Handlungsspielraum inadäquat gewesen, stellte der PwC-Bericht fest. Entscheidungen über umfangreiche Investitionen im amerikanischen Subprime-Segment hätten so ohne angemessene Kontrolle getätigt werden können. PwC kam zu dem Ergebnis, dass der Aufsichtsrat vom Vorstand über die Risiken aus dem Subprime-Engagement nicht informiert wurde. Dem Aufsichtsrat sei es nicht möglich gewesen, die besondere Risikosituation, die zur Existenzkrise der IKB führte, zu erkennen. Als Folge der Krise bei der IKB hatten bereits Stefan Ortseifen und Volker Doberanzke den Vorstand der Mittelstandsbank verlassen (RISIKO MANAGER berichtete). Mit Blick auf die weitere Entwicklung kündigte die Bank an, das Finanzvehikel Rhineland Funding zu konsolidieren und den Konzernjahresabschluss nach IFRS zum 31. März 2007 zu ändern. Diese Änderung führe zu höheren Marktpreisverlusten durch den Fair-Value-Ansatz und ergebe voraussichtlich eine Verringerung des operativen Gewinns 2006/07 um bis zu 180 Mio EUR. Bislang hatte die Bank ihr operatives Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr mit 263 Mio EUR beziffert.

Künftig konservativere Risikostruktur

Für das laufende Geschäftsjahr schätzt der Vorstand wegen höherer Restrukturierungskosten, dass der erwartete Jahresfehlbetrag nach HGB auf rund 500 Mio. EUR steigen wird. Ursprünglich hatte die Bank hier einen Verlust von 400 Mio. bis 450 Mio. EUR in Aussicht gestellt. Die Prognose eines Jahresfehlbetrages von bis zu 700 Mio. EUR für den IKB-Konzern nach IFRS hielt die Bank jedoch aufrecht. Geprüft werde noch, ob nach der Konsolidierung von Rhineland Funding eine Änderung in dem HGB-Einzelabschluss zum 31. März 2007 durchzuführen ist. Sollte dies erforderlich sein, werde sich das Ergebnis verringern, aber in jedem Fall positiv bleiben. Zudem hieß es, wegen des Fair-Value-Ansatzes sei in Zukunft mit einer deutlich höheren Ergebnisvolatilität zu rechnen. Nach Abschluss der Sanierung der Bank und der bereits angekündigten Anpassung des Geschäftsmodells werde aber mittelfristig ein operatives Ergebnis in niedriger dreistelliger Millionenhöhe angestrebt. Der Vorstandsvorsitzende Günther Bräunig sagte, die akute Krise der IKB sei bewältigt. Nun gebe es einen klaren Restrukturierungsfahrplan für die Bank. Die IKB werde sich in Zukunft stärker auf ihre drei Kerngeschäftsfelder Firmenkunden, Immobilienkunden sowie Strukturierte Finanzierung konzentrieren. Die Bank werde in den nächsten Jahren ein deutlich niedrigeres Ergebnis erwirtschafteten, das aber eine konservativere Risikostruktur aufweist. Dabei werde sich das Unternehmen auf die Aufgaben als Partner des Mittelstands und als Spezialfinanzierer konzentrieren. Das Neugeschäftsvolumen der letzten Monate sei erfreulich hoch gewesen.

Verkaufsoption wird geprüft

Inzwischen wird aber von der IKB auch eine Übernahme der Bank offenbar nicht mehr ausgeschlossen. Als Bestandteil der zukünftigen Geschäftsstrategie bezeichnete das Unternehmen einen "stabilen Partner". Die IBK begrüße die Entscheidung der KfW, strategische Optionen für ihren Anteil an der Mittelstandsbank zu prüfen. CEO Bräunig warb für das eigene Unternehmen mit den Worten: "Die IKB ist der Mittelstandsfinanzierer Deutschlands und nicht nur das. Wir sind auch ein Spezialist in der Akquisitions-, Projekt- und Immobilienfinanzierung. Wir haben einem starken Partner viel zu bieten." Die staatliche Förderbank KfW will in den kommenden Monaten eine umfassende Analyse aller strategischen Optionen für ihre 38-prozentige Beteiligung an der IKB durchführen und wird dabei von der US-Investmentbank Merrill Lynch beraten. In diesem Zusammenhang werde sie auch die Option des Verkaufs ihres Anteils "intensiv prüfen", hatte die KfW mitgeteilt.


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