Die US-Kreditkrise hat nun auch die Assekuranz erreicht, die sich bisher als immun betrachtete. Die Swiss Re, der weltweit grösste Rückversicherung mit Hauptsitz in Zürich, hatte für einen Kunden, dessen Namen der Finanzchef George Quinn (Bild) nicht nennen wollte, ein Wertpapierpaket von 5,3 Mrd. Franken gegen Verluste abgesichert. Das bestand zum großen Teil aus verschiedenen Kategorien verbriefter Hypotheken. Die Papiere hätten eine statistische Ausfallwahrscheinlichkeit von einem Mal in 30 Jahren gehabt, sagte Quinn. Das Portfolio enthält 953 Mio. Franken an forderungsbesicherten Wertpapieren. Nach einer "beispiellosen Herabstufung" dieser Papiere durch die Ratingagenturen im Oktober und weil es keinen liquiden Markt dafür gebe, habe Swiss Re den Wert der Papiere auf null herabgesetzt, sagte Quinn. Der Rest des Bestands wurde auf 62 Prozent abgewertet.
Experten waren in diesem Kontext vor allem überrascht, dass die Risiken nicht im Bereich der Marktrisiken aufgetreten sind, sondern im Versicherungsportfolio, d.h. als so genanntes versicherungstechnisches Risiko. Das Engagement von Swiss Re sei das einzige dieser Art und in zwei Teilen 2006 und 2007 eingegangen worden, sagte der Finanzchef. Von dem verantwortlichen Manager hat sich die SwissRe getrennt. Negativ bewerteten Anleger, dass Quinn noch zwölf Tage zuvor bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen von einem Subprime-Engagement von höchstens 290 Mio. Franken gesprochen hatte.
In welchem Ausmaß die Subprime-Krise zuschlägt, zeigten am Dienstag die Zahlen des zweitgrößte US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac: Milliardenschwere Abschreibungen, ein trüber Ausblick und die Aussicht auf eine Dividendenkürzung ließen die ohnehin schon stark gefallene Aktie noch einmal um mehr als ein Viertel einbrechen. Schlimmer geht's nimmer, hieß es bei Analysten. Der Fehlbetrag des Hypothekenfinanzierers habe sich im dritten Quartal auf zwei Mrd. Dollar oder 3,29 Dollar je Aktie verdreifacht nach einem Verlust von 715 Mill. Dollar vor einem Jahr, erklärte das Institut Anfang dieser Woche. Erst in der vergangenen Woche hatte die Nummer eins auf dem Markt, Fannie Mae, deutlich ausgeweitete Verluste bekanntgegeben. Die beiden Institute stehen hinter rund 40 Prozent aller US-Hypothekenkredite und sind damit die größte Geldquelle.
Im Kontext der brisanten Immobilienkrise warnte der Nobelpreisträger Paul A. Samuelson (Bild) eindringlich davor, die aktuellen volkswirtschaftlichen Absturzgefahren zu unterschätzen. Er plädierte zugleich dafür, im Notfall entschlossen die Zinsen zu senken und Zwangsverkäufe von Häusern zu verhindern – mithilfe von Fannie Mae und Freddie Mac.