Supply Chain Risks in Asia: Asiengeschäft mit zahlreichen Risiken verbunden


News

Deutsche und europäische Unternehmen engagieren sichvzunehmend in Asien und sind immer stärker von Lieferungen aus Asien abhängig. Doch die wenigsten Firmen haben sich ausreichend mit den Risiken ihrer Asien-Aktivitäten auseinander gesetzt. Eine aktuelle Analyse des Versicherungsmaklers Marsh – nach eigenen Aussagen das weltweit führende Unternehmen im Risiko- und Versicherungsmanagement – zeigt, dass Asien ein deutlich von Europa und Nordamerika abweichendes Risikoprofil besitzt. Neben gesellschaftlich bedingten Risiken wie dem vielerorts mangelnden Rechtsschutz und knappen Ressourcen auf dem Arbeitsmarkt nennt die Marsh-Analyse auch asienspezifische Elementarrisiken wie Taifune, Tsunamis oder großflächige Flutkatastrophen. Noch steckt das Risikomanagement in Asien in den Kinderschuhen, so dass quantitative Daten Mangelware sind.

 Bis 2008 soll die Wirtschaft in Asien um 30 Prozent schneller wachsen als in allen anderen Regionen der Welt. Die Länder mit den besten Wachstumschancen sind China, Indien und Südkorea – in China betrifft das Wachstum vor allem herstellende Unternehmen, in Indien die Branchen Software, IT-Services sowie Pharma und in Südkorea die Hightech-Industrie. Da die Gehälter durchschnittlich nur drei bis sechs Prozent der in Deutschland gezahlten Lohn- und Lohnnebenkosten betragen, werden asiatische Herstellungskosten zunehmend zum Benchmark für den Rest der Welt. Kaum ein Unternehmen kommt heute noch ohne Zulieferung aus Asien aus.

Mit den neuen Chancen der Wachstumsländer sind auch zusätzliche Risiken verbunden

So begeben sich Unternehmen, die in China produzieren, auch in einen völlig neuen Wirtschafts- und Kulturraum mit anderen Bedingungen. Viele Unternehmen, die schon lange in Asien produzieren, haben selbst ethische Standards zu Arbeitssicherheit, Arbeitszeiten,

Umweltstandards, Bestechung und anderen Aspekten gesetzt – auch, um auf ihrem Heimatmarkt weniger angreifbar zu sein.

Das rechtliche und regulatorische Umfeld einer Asien-Investition unterliegt in vielen asiatischen Ländern ganz anderen Bedingungen als in den westlichen Industrienationen. Einer Umfrage der American Chamber of Commerce in Schanghai aus dem Jahr 2004 zufolge fühlen sich 90 Prozent der ausländischen Unternehmen von schwammigen Gesetzen, mangelnder Transparenz und Bürokratie behindert. 75 Prozent gaben an, negativ vom unzureichenden Schutz des geistigen Eigentums in China betroffen zu sein. Jeweils etwa 70 Prozent der befragten Unternehmen haben außerdem Schwierigkeiten bei der Durchsetzung vertraglicher Vereinbarungen und mit der Korruption im Lande. Aber auch in Indien muss mit Problemen beim Schutz geistigen Eigentums gerechnet werden – so schätzt die Alliance against Intellectual Property Theft, dass 20 bis 30 Prozent der in Indien gefertigten Autoteile illegale Nachahmungen sind. „Derartige Risiken müssen unbedingt von jedem Unternehmen identifiziert und auf ihre möglichen Auswirkungen hin untersucht werden“, rät Marsh-Geschäftsführer Dr. Rolf Cyrus. „Nur wer Risiken wie den möglichen Diebstahl geistigen Eigentums oder potenzielle Verluste durch Behördenwillkür kennt, kann sich auch dagegen absichern.“

Naturkatastrophen sind das am schnellsten wachsende Risiko in Asien

Risiken entstehen auch aus der in vielen Ländern sehr schlechten Infrastruktur, vor allem auf den Philippinen, in Indonesien und China. Die Weltbank schätzt, dass es in Asien einen Investitionsrückstand bei Infrastruktureinrichtungen von 1.000 Milliarden US-Dollar gibt. Dieser Rückstand bedeutet, dass der Ausfall der wenigen bestehenden und überlasteten Infrastruktureinrichtungen im Katastrophenfall nicht kompensiert werden kann. Und Naturkatastrophen sind das am schnellsten wachsende Risiko in Asien: Taifune, Erdbeben, Tsunamis und Überflutungen suchen den Kontinent mit großer Regelmäßigkeit heim. Im letzten Jahr entfielen laut Statistik der Münchner Rück 40 Prozent der 648 weltweiten Schadenereignisse durch Naturkatastrophen auf Asien. Gleichzeitig hatte der Kontinent aber 96 Prozent der dadurch verursachten Todesopfer zu beklagen – dieser extrem hohe Anteil ist vor allem dem Erdbeben in Pakistan mit allein 88.000 Toten zuzuschreiben; aber auch Stürme und Überflutungen forderten 2005 in Asien weit mehr Opfer als auf anderen Kontinenten.

Diese hohe Schadenhäufigkeit auf dem asiatischen Kontinent ist eher die Regel als die Ausnahme: 2004 forderte der Tsunami 175.000 Menschenleben. 1991 kam es zu einem ernsthaften Halbleiter-Engpass, der von einem Taifun auf Taiwan hervorgerufen worden war. 1976 kostete ein Erdbeben in China mehr als einer Viertelmillion Menschen das Leben und zerstörte neun Millionen Gebäude. Fast alle bewohnbaren Flächen Chinas und speziell viele der neu industrialisierten Gebiete sind flutgefährdet.

Um die Risiken beim Zukauf aus Asien oder bei der Produktion vor Ort in den Griff zu bekommen, empfiehlt Marsh, zunächst die finanzielle Abhängigkeit von Lieferausfällen zu quantifizieren. Dann sollte eine akzeptable Risikotoleranz-Schwelle festgelegt werden. Mit öffentlich zugänglichen Daten lassen sich Risiken, etwa für Naturkatastrophen, quantifizieren.

Regelmäßige, durch einen Fragebogen gestützte Werksbesuche helfen, die lokalen Risiken besser einschätzen zu können. Wo kritische Risiken erkannt wurden, müssen diese detailliert untersucht und risikomindernde Maßnahmen eingeleitet werden.

 

Risk Academy

Die Intensiv-Seminare der RiskAcademy® konzentrieren sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement.

Seminare ansehen
Newsletter

Der Newsletter RiskNEWS informiert über Entwicklungen im Risikomanagement, aktuelle Buchveröffentlichungen sowie Kongresse und Veranstaltungen.

jetzt anmelden
Lösungsanbieter

Sie suchen eine Softwarelösung oder einen Dienstleister rund um die Themen Risikomanagement, GRC, IKS oder ISMS?

Partner finden
Ihre Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.