Vom Umgang mit Unsicherheit und Komplexität

Szenariobasierte Simulation im Risikomanagement


Interview

Unsere Arbeitswelt wird komplexer und unsicherer – nicht erst im Lichte der vermehrten Digitalisierung und Vernetzung. Hinzu kommen weitere Faktoren, seien es zunehmende Standards und Regulierungen, der steigende Konkurrenzdruck, kürze Produktzyklen oder volatile Märkte. Im Umkehrschluss heißt das, dass Unternehmen sich mit einer Vielzahl an Einflussfaktoren auseinandersetzen müssen, um Risiken zu minimieren und in einer komplexen und unsicheren Zeit die Chancen zu wahren.

Eine Herkulesaufgabe, die nicht trivial erscheint. Doch wie kann mit einem professionellen Risikomanagement den zunehmenden Unsicherheiten und einer steigenden Komplexität entgegenwirken? Für Stefan Koppold, Group Risk Management und Business Continuity Management, TRATON Group, liegt ein Schlüssel zum Erfolg im Vertrauen. Dabei gehe es um das Vertrauen gegenüber dem Risikomanager, der die Themen seriös aufnehme und weiterverarbeite. Zudem geht es auch um eine Methodensicht. Koppold: "Komplexität kann man herausnehmen durch geeignete Methoden." Ein wichtiger Punkt, denn nach seinem Dafürhalten, erzeuge Komplexität Angst. Doch Angst sei nach Koppolds Worten der schlechteste Berater gegenüber dem Vertrauen. Und wo kein Vertrauen vorherrscht, sondern Angst, entstehen Risiken – beispielsweise falsche Entscheidungen aufgrund von Angst zu treffen.

Um mit Risiken besser umzugehen, bieten sich szenariobasierte Simulationen an. Für Koppold heißt das ein "Risiko bildlich beschreiben". Der Vorteil dieses Simulationsansatzes ist, dass Anwender klein anfangen können, um den Ansatz nach und nach auszubauen. Das gibt dem jeweiligen Unternehmen die Möglichkeit, auf die individuelle Situation optimal einzugehen, Risiken besser aufzunehmen und in Worst-Case- und Realistic-Case-Annahmen zu denken. Den Vorteil der Anwendung sieht der TRATON-Manager darin, dass die jeweiligen Abteilungen qualitativ bessere Risikobeschreibungen abzugeben. Dies wiederum schlägt sich positiv auf die Erfassung, Bewertung und Gesamtbeurteilung von Risiken in Organisationen nieder. Wesentlich zum Erfolg des szenariobasierten Simulationsansatzes trägt bei korrekter Anwendung auch die mathematische Genauigkeit bei, was schlussendlich die Glaubwürdigkeit der Risikobewertung erhöht. Leider sei der szenariobasierte Ansatz nach Koppolds Meinung noch nicht so verbreitet, verbreite sich aber zunehmend in Unternehmen.

Koppold warnt aber davor, zu Beginn mit falschen Daten zu arbeiten. "Wenn ich als Risikomanager das Problem nicht richtig erfasst habe oder methodisch nicht richtig arbeite, kommt es zu einem falschen Ergebnis", so Koppold. In diesem Fall kann eine fatale Kettenreaktion entstehen, die letztendlich zu Entscheidungen auf Basis falscher Eingaben und Ergebnisse führt. Das Gefährliche dabei ist, dass diese falschen Ergebnisse durch mathematische Modellierungen glaubhaft und plausibel erscheinen die wiederum zu falschen Aussagen verleiten. Von daher geht es auch darum, Vertrauen mithilfe genauer Simulationen und Berechnungen aufzubauen, um Unsicherheit und Komplexität aufzulösen.

Stefan Koppold, Group Risk Management und Business Continuity Management, TRATON Group, gab unserer Redaktion im Rahmen des RiskNET Summit 2020 im Oktober in Raubling bei Rosenheim ein Interview zu Unsicherheit, Komplexität und Vertrauen in der heutigen Unternehmenswelt. Sein Credo: Die szenariobasierte Simulation im Risikomanagement.

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[ Bildquelle Titelbild: RiskNET GmbH | Peter Hartmann ]
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