Frauen sind weniger in Korruption verwickelt, und weniger bereit, Bestechlichkeit gutzuheißen. Im Vergleich der Staaten ist Korruption dort weniger verbreitet, wo Frauen einen größeren Anteil am Arbeitsmarkt haben, und wo Frauen eine größere Zahl von Parlamentssitzen innehaben. Dies ist das Ergebnis einer an der University of Maryland (übrigens von vier Männern) erstellten Studie, die bereits frühere Erhebungen stützt. Auch eine aktuelle Analyse der französischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ricol, Lasteyrie & Associés hat gezeigt, dass Unternehmen mit mehr Frauen in den oberen Managementetagen weniger anfällig für Korruption sind. Der Grund ist einfach: Bordellbesuche, Lustreisen mit Schmiergeld und Sexpartys wie bei Volkswagen oder Elf Aquitaine sind eher Männerfreuden – und das übrigens weltweit. Zudem sind je nach Kriminalitätssegment 80 bis 95 Prozent der Kriminellen männlich und fast ausschließlich deutscher Nationalität.
Weit überwiegend liegt das Alter der Täter über 40 Jahren und in den meisten Fällen waren die Täter nicht vorbestraft. Die überwiegende Anzahl der Täter lebt außerdem "in geordneten Verhältnissen". Im Beruf gilt der typische "Wirtschaftskriminelle" als Vertrauensperson, die sich durch Fachkompetenz und Engagement auszeichnet. Von Kollegen und Bekannten werden sie als erfahren, "korrekt" und eher penibel beschrieben. Der typisierte Korruptionstäter überhäuft sich nicht mit materiellen Luxusgütern wie schnellen Autos, Auslandsdomizilen und exotischen Urlaubstrips, sondern legt mehr Wert auf eine Steigerung des bisherigen Lebensstandards. "Diese Täter haben keine illegalen Wertvorstellungen, sondern (wollen?) glauben, sie handelten gerechtfertigt, weil ihr Arbeitseinsatz derart hoch ist und durchaus Positives für Verwaltungen und Unternehmen erreicht wird", so Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie, Strafrecht und Strafverfahrensrecht an der Universität Bielefeld. Vor diesem Hintergrund ist es dann nicht überraschend, dass die mit der Korruption verbundene Strafandrohung und die daraus resultierenden, sowohl materiellen wie auch gesellschaftlichen, Einbußen keinerlei abschreckende Wirkung auf die Täter zu haben scheinen. Die Motivation für korruptives Handeln ist offenbar in höherem Maße mit dem Streben nach Macht verbunden als mit nackter Geldgier.
Auf dem Weg zu einer grenzüberschreitenden effektiven Kriminalitätsbekämpfung
Und dennoch: "Geld ist die Lebensader für viele kriminelle Aktivitäten", sagt Wolfgang Gatzke, Chef des Landeskriminalamtes NRW. Zuletzt verzeichnete die Jahresstatistik allein in Nordrhein-Westfalen ein Volumen von 624 Mio. EUR im Bereich der Vermögensabschöpfung. Das LKA in Düsseldorf hat deshalb ein Analyseprojekt auf internationaler Ebene angesiedelt, das einen aktuellen Sachstand zu Methoden des Geldtransfers erlaubt und mittels Szenarioprozessen die perspektivische Entwicklung beleuchtet sowie Handlungsempfehlungen ableitet. Aufgrund eines intensiven Kontaktes zur Kreditwirtschaft konnte seit Mitte der 1990er Jahre u. a. eine merkbare Qualitätsverbesserung bei Verdachtsanzeigen realisiert werden, so Gatzke im Rahmen des Düsseldorfer Finanz Forums.
An dem EU-finanzierten Projekt des LKA haben sich Institutionen aus 18 Ländern beteiligt, deren Input im Ergebnis einen tiefen Einblick in den Modus operandi des Geldtransfers mit kriminellem Hintergrund zulässt. Gut ein Drittel der Befragten (34 Prozent) sieht demnach heute noch einen Schwerpunkt im Banktransfer, wobei dieser Anteil nach Einschätzung von Fachleuten zukünftig merkbar abnehmen und sich vor allem auf neue digitale Transfermethoden verschieben wird. Ein gewisses Entdeckungsrisiko, das durch verfeinerte Researchsysteme und intensive Reglementarien getrieben wird, unterliegt eben auch der Wahrnehmung von Wirtschaftsstraftätern, denen allgemein eine kriminelle Professionalisierung unterstellt werden kann. Rasante Entwicklungen im Bereich der Technologie, die extrem anfällig für illegale Transfers ist, stellen die Behörden vor große Herausforderungen.
Eine zunehmende Bedeutung wird darüber hinaus der Warentransfer erlangen, für den bislang keine Auswertungen internationaler Warenverkehrsstatistiken vorliegen. "Hierbei handelt es sich um ein unterschätztes Phänomen", sagt Gatzke. Die steigende Komplexität von Kapitaltransaktionen und -anlagen tue in diesem Kontext ein Übriges. Daraus ableitend prognostiziert das LKA NRW für die Zukunft eine Zunahme des Medieneinflusses, der sozialen Polarisierung sowie der Bedeutung von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) im Themenumfeld des Criminal Money Managements.
Als treibende Faktoren bei der Bekämpfung illegaler Finanztransfers dürfte die höhere Nachfrage nach schnellen, mobilen und anonymen Methoden, die zielgerichtete Analyse von Verschleierungsmethoden, produktorientierte Gefährdungsanalysen im Finanzsektor sowie ein intensiver Erkennungsaustausch wirken, so Gatzke. Der Bedarf nach "Torwächtern", d. h. nach freien Fraud-Experten, sei zweifellos vorhanden. Die Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit, die Verbesserung der internationalen Kooperation und Initiativen im Bereich technologischer Entwicklungen müssten dringend forciert werden, um zu einer grenzüberschreitenden effektiven Kriminalitätsbekämpfung zu gelangen.