Wirtschaftskrise hilft ideologisch motivierten Terrorgruppen

Terrorismus verlagert sich vom Mittleren Osten nach Zentral- und Südostasien


Laut der aktuellen "Terrorism Threat Map 2009" des Industrieversicherungsmaklers Aon Risk Services dürfte sich der Schwerpunkt des islamischen Terrorismus zunehmend vom Mittleren Osten nach Zentral- und Südostasien verlagern. Erhöhte Aktivitäten würden demnach bereits in Pakistan, Indien und Afghanistan festgestellt. Zudem seien auch Thailand und Nepal betroffen. Für die Analyse wertete Aon zusammen mit der Sicherheitsberatung Janusian Daten zu terroristischen Anschlägen, Plänen, Verschwörungen und Veröffentlichungen aus, wobei auch staatliche Gegenmaßnahmen berücksichtigt wurden. Untersucht wurden sowohl die Absicht als auch die Fähigkeit verschiedener Gruppen in unterschiedlichen Ländern, terroristische Anschläge zu verüben.

Wirtschaftskrise hilft ideologisch motivierten Terrorgruppen

Bemerkenswert erscheint den Autoren in diesem Jahr unter anderem die Tatsache, dass es wieder mehr terroristische Vereinigungen mit "traditionellen" politisch-ideologischen Hintergründen gibt. Längst vergessene Gruppen wie der Leuchtende Pfad in Peru oder anarchistische Bewegungen in Griechenland zeigen neue Aktivität. Angesichts der globalen Wirtschaftskrise ist es durchaus denkbar, dass eine neue Generation von Terroristen an Bedeutung gewinnen, die Ihre ideologischen Wurzeln im Klassenkampf alter Schule sehen. In westlichen Industriestaaten werden extremistische Gruppen der äußeren Linken wie Rechten erstarken, in den USA könnte beispielsweise in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage ein liberaler Präsident das Erstarken der ultrarechten Milizen bewirken.

Im zurückliegenden Jahr konnte zudem eine Zunahme linksgerichteter maoistischer Aktivitäten in Indien und Nepal beobachtet werden. Obwohl der schwelende Konflikt im ländlich strukturierten, nordöstlichen Teil Indiens außerhalb des Landes kaum bekannt ist, gehört das Gebiet zu den gefährdetsten Regionen weltweit. Die zurückliegenden landesweiten Wahlen haben dabei zu einem abrupten Anstieg der Anschläge geführt – allein im April 2009 wurden 65 Zwischenfälle mit terroristischem Hintergrund registriert.

Lagebild in westlichen Industriestaaten weiter entspannt

Eine etwas ruhigere Lage zeigt die diesjährige Terrorismus-Karte für Europa, Nordamerika und Australien. Die Gefahr eines größeren terroristischen Anschlags in westlichen Industriestaaten ist zwar nach wie vor gegeben, allerdings kam in den letzten Jahren kein größerer Anschlag zur Ausführung. Das liegt zum einen an der deutlich verbesserten Terrorabwehr der meisten westlichen Staaten, zum anderen an einer Verlagerung des Interesses bei islamisch motivierten Jihadisten. Diese konzentrieren sich derzeit mehr auf Länder wie Pakistan und Somalia, wo sie zu echten Machtfaktoren werden. In westlichen Staaten und auch in einigen Ländern im Mittleren Osten (wie beispielsweise Saudi Arabien), seien die Bedingungen für Terroristen dagegen deutlich schwieriger geworden.

Die Terrorismus-Weltkarte kann über die Aon-Website unter www.aon.com bezogen werden.

Kommentare zu diesem Beitrag

Truth /16.06.2009 22:36
Die Anti-Terror-Gesetze haben dazu geführt, dass Al-Qaida und andere Terrororganisationen ihre Liquidität nicht bei Geldinstituten anlegen konnten. In der Folge wurden sie auch von den negativen Auswirkungen der Bankenkrise verschont.

Daher auch eine gewisse Schadenfreude auf der Seite der Terroristen: Das amerikanische Al-Quaida-Mitglied Adam Gadahn erklärte in einem Video: "Die Feinde des Islams stehen vor einer vernichtenden Niederlage, die sich in der sich ausweitenden Krise ihrer Wirtschaft manifestiert."
Sven /16.06.2009 23:08
Klassicher Denkfehler: " ... allerdings kam in den letzten Jahren kein größerer Anschlag zur Ausführung." Das was in der Vergangenheit nicht passiert ist, hat keinerlei EInfluss auf die Zukunft! Möglicherweise handelt es sich um die Ruhe vor dem Sturm ;-(
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