Teures Bankenversagen: Was die IKB den Steuerzahler kostet


Die angeschlagene IKB braucht immer neue Milliardenspritzen, zuletzt 1,2 Milliarden Euro aus Steuergeldern. Doch weder Aufsichtsrat noch Bankenaufsicht, weder Wirtschaftsprüfer noch Rating-Agenturen wollen verantwortlich sein für das Finanzdebakel.

Niemand weiß, wie teuer die hochriskanten Geschäfte für den Steuerzahler noch werden: Jahrelang hatte die IKB in hochspekulative US-Immobilienpapiere investiert. Die waren zwar von den Rating-Agenturen als sicher bewertet worden, doch vergangenes Jahr kollabierte der US-Immobilienmarkt. Jochen Sanio, der Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), warnte nach Bekanntwerden des IKB-Debakels vor der größten deutschen Bankenkrise seit 1931. Bislang kosteten die Fehlspekulationen rund acht Milliarden Euro, den größten Teil davon, nämlich sechs Milliarden, brachten die Steuerzahler auf. Denn die staatseigene KfW musste als Mehrheitsaktionärin bei der IKB einspringen, um sie vor der Pleite zu bewahren.
 
Ahnungsloser Aufsichtsrat?

Wie konnten die Manager einer öffentlichen Bank so lange ungestört mit riskanten Papieren spekulieren? Haben die Kontrollen versagt, hatte der Aufsichtsrat keine Ahnung, wie riskant das Geschäft mit amerikanischen Immobilienpapieren war? Das hält Nick Sawyer für möglich. Er ist Redakteur bei dem englischen Magazin Risk, das sich auf Finanzmärkte spezialisiert hat. Wenn die Mitglieder des Aufsichtsrats die Situation wirklich nicht überwacht hätten, "wenn sie sich dessen wirklich nicht bewusst waren, dann grenzt das an Fahrlässigkeit."

Das Bundesfinanzministerium verweist bei der Frage, ob der Aufsichtsrat der IKB die Tätigkeit des Vorstandes richtig überwacht habe, auf den IKB-Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Hartmann. Der möchte sich gegenüber Frontal21 aber nicht äußern. Stattdessen steht Jürgen Thumann, Vorsitzender des Beraterkreises der IKB, für ein Interview zur Verfügung: "In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Beraterkreises möchte ich mich eigentlich nicht daran beteiligen, wer jetzt woran welche Schuld trägt. Insgesamt, glaube ich, hat es damit zu tun, dass der Vorstand die Risiken bei diesen Investitionen, die man getätigt hat, nicht erkannt hat - nicht rechtzeitig erkannt hat."
 
Seminare der Rating-Agentur

Auch die Rating-Agenturen wollen nicht schuld sein an der großen Geldvernichtung durch geplatzte Spekulationen. Obwohl Experten wie Oliver Everling darauf verweisen, dass diese Agenturen es versäumt hätten, "sich mit den Daten und Informationen, die sie von den Investmentbanken bekamen, über Verbriefungen so eingehend zu beschäftigen, dass sie zu zutreffenderen Urteilen gelangt wären."

Torsten Hinrichs, Geschäftsführer der Rating-Agentur "Standard & Poor", sieht das anders: Mit einem Rating sei "keine Aussage zur Wertstabilität oder Handelbarkeit der Obligation verbunden. Ratings sind auch keine Handelsempfehlungen. All dies scheint bei vielen Marktteilnehmern, trotz regelmäßiger Wiederholung, unberücksichtigt geblieben zu sein." Um derlei Missverständnisse in Zukunft auszuschließen, plane "Standard & Poor", "die Rolle von Rating-Agenturen im Kapitalmarkt und die Aussagekraft der Ratings zu verdeutlichen" - zum Beispiel auf der Firmen-Website und durch "eine erhöhte Anzahl von Seminaren".

Fehlende Konsequenzen?

Kurse gegen das schlechte Image. An den Bedingungen, die zur Bankenkrise führte, ändert sich nichts? Der Steuerzahler darf gespannt sein, ob das IKB-Debakel zu Konsequenzen führt.

Video: IKB - Teures Versagen der Bank


[Quelle: Frontal21, www.frontal21.de]

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