Themen-Special: Risikomanagement bei der Allianz


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Der Vorstand der Allianz SE legt die geschäftspolitischen Ziele und die Kapitalausstattung der Allianz Gruppe nach Rendite- und Risikogesichtspunkten fest. In diesem Kontext weist die Allianz in ihrem aktuellen Geschäftsbericht darauf hin, dass die Steuerung von Risiken zu den Kernkompetenzen zählt. „Das Risikomanagement ist daher integrierter Bestandteil der Geschäftssteuerung der Allianz. Risiken entstehen unter anderem durch unzulängliche Informationen über mögliche nachteilige Ziel- oder Planabweichungen.“

Das Group Risk Committee überwacht Kapitalisierung und Risikoprofil der Allianz Gruppe und gewährleistet damit, dass beide Elemente jederzeit in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Seine Aufgabe ist es, für ein umfassendes Risikobewusstsein in der Allianz Gruppe zu sorgen und die Risikokontrolle weiter zu verbessern. Group Risk, das an den Chief Financial Officer berichtet, entwickelt Methoden und Prozesse zu Risikoanalyse, -bewertung und -steuerung, und zwar mit gruppenübergreifender Gültigkeit. Ein wichtiges Instrument dafür, das Risikoprofil der Allianz Gruppe zu beurteilen, ist ein internes Risikokapitalmodell. Im Rahmen der Risikorichtlinien steuern und überwachen die lokalen Allianz-Einheiten selbstverantwortlich ihre Risiken, denn sie sind es, die sich markt- und zeitnah auf Risikoänderungen einstellen müssen.

Die Allianz weist darauf hin, dass rechtliche Rahmenbedingungen einen großen Einfluss auf das Versicherungs-, Bank- und Asset-Management-Geschäft ausüben. „Die Begrenzung dieser Rechtsrisiken ist eine Hauptaufgabe der Rechtsabteilungen der Gruppe, unterstützt durch Fachabteilungen. Sie stehen der Gruppe bei der Verwirklichung bestehender rechtlicher Anforderungen zur Verfügung und analysieren anstehende Gesetzesänderungen sowie neue Entwicklungen in der Rechtsprechung hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Allianz. Ferner wickeln sie Rechtsstreitigkeiten ab und erarbeiten rechtlichzufrieden stellende Lösungen für Transaktionen und Geschäftsvorgänge.“ Ein „Trend Assessment Committee“ ist für die Früherkennung neuer Risiken und Chancen zuständig. Bereist im Jahr 2005 hat die Allianz die „Allianz Climate Core Group“ gegründet. Diese Expertengruppe umfasst Vertreter der Geschäftsbereiche Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und Krankenversicherung, Bankgeschäft und Asset Management und soll die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäft der Allianz untersuchen, Risikomanagementstrategien entwickeln und Chancen ausloten, die der Klimawandel mit sich bringt.

 

Risikokapital als zentrales Element zur Performancemessung

Das zum Schutz vor unerwartetem Verlust erforderliche Risikokapital im Rahmen der wertorientierten Unternehmenssteuerung der wichtigste Parameter. Die Allianz ist als Finanzkonglomerat mit Sitz in der EU an die gesetzlichen Solvabilitäts-Kapitalanforderungen der EU-Finanzkonglomeraterichtlinie (oder „FCD“) gebunden, die 2002 erlassen und, in nationales Recht umgesetzt, Ende 2005 wirksam wurde. Zum 31. Dezember 2006 beliefen sich die laut FCD erforderlichen Mittel auf 26,1 Milliarden Euro gegenüber verfügbaren Mitteln in Höhe von 50,5 Milliarden Euro.

In Ergänzung zur Risikokapitalanalyse führt die Allianz regelmäßig Stresstests durch, die als Frühwarnindikatoren zur Einhaltung der gesetzlichen Solvabilitäts-Kapitalanforderungen durch die Allianz Gruppe dienen. Außerdem wende die Allianz regelmäßig Stresstests auf der Ebene einer lokalen operativen Einheit an, die der Überwachung der Kapitalanforderungen dienen, welche lokale Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen auferlegen.

 

Internes Risikokapital

Internes Risikokapital, das zum Schutz gegen unerwartete wirtschaftliche Verluste erforderliche Kapital, ist ein wichtiger Parameter des von der Allianz verfolgten EVA-Ansatzes, der auf alle Geschäftsbereiche angewendet wird. Im Geschäftsjahr 2006 wurde für die Bewertung und die Zuordnung des quantitativen Risikos der großen Versicherungsunternehmen und der Banktochter Dresdner Bank ein integriertes internes Risikokapitalmodell eingesetzt. Dieses Verfahren ermöglicht es der Allianz, das Risikokapital für alle Segmente auf der Gruppenebene innerhalb des internen Risikokapitalrahmens zusammenzuführen.

Das interne Risikokapitalmodell beruht auf dem Value-at-Risk-Ansatz. In Übereinstimmung mit dem Value-at-Risk-Konzept berechnet dieses Modell den Wertverlust des Bestands an Aktiva und Passiva unter ungünstigen Marktbewegungen, der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums nicht überschritten wird. Genauer gesagt: Die Allianz berechnet für jede Risikokategorie den Netto-Marktwert ihrer Aktiva und Passiva hinsichtlich (a) einer besten Schätzung unter gegenwärtigen Marktbedingungen und (b) eines nachteiligen Wertes unter ungünstigen Marktbedingungen über eine bestimmte Haltedauer. Anschließend wird dann das erforderliche interne Risikokapital je Risikokategorie als Differenz zwischen der besten Schätzung und dem nachteiligen Wert des Portfolios bestimmt. Zur Berechnung dieser beiden Werte führen die Risikoexperten der Allianz mit Hilfe statistischer Modelle eine Neubewertung von Optionen und Garantien unter gegenwärtigen und ungünstigen Marktbedingungen durch. Die internen Risikokapitalresultate je Kategorie werden unter Berücksichtigung der Diversifikationseffekte über Risikokategorien und/oder Regionen hinweg zusammengeführt. Das erforderliche interne Risikokapital wird quartalsweise festgelegt.

 

Annahmen beim internen Risikomodell

Auf der Ebene der Allianz Gruppe wird angestrebt, zu einem Konfidenzniveau oder mit einer Solvenzwahrscheinlichkeit von 99,97 Prozent über eine Haltedauer von einem Jahr genügend Kapital bereitzuhalten. Dies entspricht einem „AA“-Rating nach Standard & Poor’s. Der Zeithorizont, über den die Wertveränderung auf der Ebene der Allianz Gruppe gemessen wird, ist auf ein Jahr festgelegt, da man allgemein mit einer Frist von einem Jahr rechnet, bis sich ein Kontrahent findet, an den die Verbindlichkeiten im Allianz-Portfolio übertragen werden können. Zur Sicherstellung der Solvenzwahrscheinlichkeit auf Gruppenebene von 99,97 Prozent über eine Haltedauer von einem Jahr fordert die Allianz von den operativen Einheiten, dass sie über ausreichend Risikokapital verfügen, um mit einer Sicherheit von 99,93 Prozent und bei einer Haltedauer von einem Jahr solvent zu bleiben, und berücksichtigen dabei die aus der Ausrichtung der Portfoliorisiken sich ergebenden Diversifikationseffekte.

 

Berücksichtigte Risikokategorien im internen Risikomodell

Das interne Risikomodell der Allianz umfasst die nachstehend aufgeführten spezifischen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten.

  • Vermögenswerte: Anleihen, Hypotheken, Investmentfonds, Kredite, variable verzinsliche Schuldtitel, Aktien, Immobilien, herkömmliche Optionen und Swaps
  • Verbindlichkeiten: das Cashflow-Profil der gesamten technischen Rückstellungen sowie alle Einlagen und emittierten Wertpapiere
    Das Modell berücksichtigt im Wesentlichen alle Derivate, insbesondere wenn die operative Einheit diese Instrumente im Rahmen ihres üblichen Geschäftsmodells nutzt (beispielsweise die Dresdner Bank oder Allianz Life Insurance Company of North America) oder wenn sie so umfangreich sind, dass sie eine erhebliche Auswirkung auf das resultierende Risikokapital haben (zum Beispiel Absicherungen von Allianz SE oder im Segment Lebens- und Krankenversicherung, wenn wesentliche Verpflichtungen gegenüber Policeninhabern durch Finanzderivate abgesichert werden).

Das interne Risikokapitalmodell quantifiziert die nachfolgend genannten Risikokategorien.

  • Marktrisiken: unerwartete wirtschaftliche Verluste durch Veränderungen von Zinsen, Wechselkursen, Aktienkursen, Immobilienwerten und anderen relevanten Marktpreisen (beispielsweise Rohstoffe)
  • Kreditrisiken: unerwartete wirtschaftliche Verluste aufgrund der Zahlungsunfähigkeit oder der Verschlechterung der Bonität von Schuldnern oder Kontrahenten
  • Aktuarielle Risiken: unerwartete wirtschaftliche Verluste aus dem Verkauf von Versicherungsschutz
  • Geschäftsrisiken: Kosten- und Stornorisiken sowie operationelle Risiken, also unerwartete wirtschaftliche Verluste, die im Zusammenhang mit externen Ereignissen stehen oder von internen Prozessen, Verfahren und Systemen herrühren, die unzureichend sind oder versagen
    Das interne Risikokapitalmodell ermöglicht den Risikoexperten der Allianz die Bewertung des eingegangenen Risikos durch Verwendung von Methoden auf statistischer Basis.

 

35, 8 Milliarden Euro Risikokapital für die Allianz Gruppe

Zum Ende des Geschäftsjahres 2006 betrug das gruppenweite interne Risikokapital nach Gruppendiversifikationseffekten und vor Abzug der Minderheitenanteile 35,8 Milliarden Euro.


Abbildung 1: Entwicklung des internen Risikokapitals zum 31. Dezember von 2002 bis 2006 (gruppendiversifiziert, vor Abzug der Minderheitenanteile, Quelle: Geschäftsbericht der Allianz SE 2006)

vor Abzug dernach Abzug der
MinderheitenanteileMinderheitenanteile
Zum 31. Dezember200620052)200620052)
Mio Mio Mio Mio 
Marktrisiken17 45718 27016 21716 592
Kreditrisiken5 7676 2085 1995 612
Aktuarielle Risiken5 8465 9125 1905 085
Geschäftsrisiken6 7166 2216 0755 708
Gesamt35 78636 61132 68132 997
1)nach Gruppendiversifikation 
2)angepasst im Zuge der erweiterten Anwendung des internen Risikokapitalmodells auf zusätzliche Konzernbereiche
Source: Allianz Group Annual Report 2006 

Tabelle 1: Das zugeordnete interne Risikokapital nach Risikokategorien (Gesamtportfolio) 

vor Abzug dernach Abzug der
MinderheitenanteileMinderheitenanteile
Zum 31. Dezember200620052)200620052)
Mio Mio Mio Mio 
Schaden- und Unfallversicherung17 97318 26915 82615 644
Lebens- und Krankenversicherung5 4775 7734 5684 756
Bankgeschäft5 8976 2165 8876 215
Asset Management2 6022 4742 4922 474
Corporate3 8373 8793 9083 908
Gesamt35 78636 61132 68132 997
1)nach Gruppendiversifikation 
2)angepasst im Zuge der erweiterten Anwendung des internen Risikokapitalmodells auf zusätzliche Konzernbereiche
Source: Allianz Group Annual Report 2006 

Tabelle 2: Das zugeordnete interne Risikokapital nach Segmenten (Gesamtportfolio)

Das Risikoprofil der Allianz Gruppe wird aktiv gesteuert. Im Rahmen des "+Eins-Programms" hat die Allianz das interne Risikokapital von 43,5 Milliarden Euro Ende 2002 auf 35,8 Milliarden Euro Ende 2006 verringert und damit die ökonomische Kapitalbasis der Gruppe gestärkt. 2006 war der Gesamtrückgang des internen Risikokapitals auf eine Verringerung des Marktrisikos zurückzuführen, die hauptsächlich durch steigende Zinsen bedingt war. Dies führt zu einer Verringerung des Risikos im Zusammenhang mit der garantierten minimalen Kreditierung, die die Allianz ihren Versicherungsnehmern für einige der Lebens- und Krankenversicherungsprodukte anbieten müssen.



Abbildung 2: Schadenquoten der Jahre zum 31. Dezember für das Segment Schaden- und Unfallversicherung

 

Messung versicherungstechnischer Risiken 

Prämienrisiko
wird als unerwarteter Verlust mit großem Ausmaß definiert, der aus unzureichender Deckung durch Prämien herrührt. Das Prämienrisiko wird in Katastrophenrisiko (CAT-Risiko) und Nichtkatastrophenrisiko (Nicht-CAT-Risiko) unterteilt. Die Allianz quantifiziert und steuert es, indem versicherungsmathematische Modelle verwendet werden, die zur Berechnung von Prämien und zur Überwachung von Schadensmustern eingesetzt werden. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen sind eine besondere Herausforderung für das Risikomanagement. Um solche Risiken zu beherrschen und potenzielle Auswirkungen von Naturkatastrophen besser abzuschätzen, verwenden die Allianz-Risikoexperten spezielle Modellierungstechniken. Dabei werden Informationen über den Bestand, etwa über die geographische Verteilung der Versicherungssummen, mit simulierten Naturkatastrophenszenarien zusammengeführt, so dass sich mögliche Schadenauswirkungen taxieren lassen. Wo solche Modelle noch nicht existieren, zum Beispiel für das Hagelrisiko in Deutschland, verwendet die Allianz szenariogestützte deterministische Ansätze.

Zur Messung des Risikos aus Naturkatastrophen hat der Vorstand der Allianz SE Limite festgelegt, um die Ertragsvolatilität für diese Risiken zu mindern. Diese Einschränkungen sind auf der Ebene sowohl der operativen Einheiten als auch der Gruppe festgelegt und bestimmen den Betrag, den die Allianz in einem solchen Fall mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von einmal in 250 Jahren zu verlieren bereit ist.

Reserverisiko
quantifiziert das Risiko von Verlusten, die sich ergeben aus Abweichungen zwischen Zahlungen für eingetretene Schäden, die noch nicht abschließend reguliert worden sind, und den dafür auf einer unzureichenden Berechnungsgrundlage gebildeten Reserven. Die Risikoexperten der Allianz überwachen das Reserverisiko, indem wir fortlaufend die Abwicklung der Rückstellungen für noch nicht abschließend regulierte Schadenfälle in allen Gesellschaften verfolgen und bei Bedarf die Rückstellungen korrigieren. Soweit verfügbar, zieht die Allianz für ihre Analysen die von Aufsichtsbehörden und Aktuarvereinigungen geprüften Rechnungsgrundlagen heran.

Sterblichkeitsrisiko
ist das mit der Unsicherheit der Leistungen für Versicherungsnehmer zusammenhängende Risiko, das sich aus der Unvorhersehbarkeit des (Nicht-)Eintritts von Tod sowie dem Zeitpunkt des Eintritts ergibt. Bei der Modellierung des Sterblichkeitsrisikos in dem internen Risikokapitalrahmen unterscheidet die Allianz zwischen Sterblichkeitsniveau, Trend und Kalamitätsrisiko. Biometrische Annahmen, zum Beispiel Lebenserwartung, spielen eine große Rolle. Soweit verfügbar, ziehen die Risikoexperten für ihre Analysen die von Aufsichtsbehörden und Aktuarvereinigungen geprüften Rechnungsgrundlagen heran.

 

Messung der Geschäftsrisiken

Geschäftsrisiken setzten sich aus operationellen Risiken und Kostenrisiken zusammen.

Operationelle Risiken
Dies sind die Risiken, die aus unzureichenden internen Prozessen oder Systemen, menschlichem Versagen oder aus externen Ereignissen erwachsen. Diese Definition umfasst Rechtsrisiken, wohingegen strategische Risiken und Reputationsrisiken in Übereinstimmung mit Basel II ausgeschlossen sind.

Kostenrisiken
Diese Risiken ergeben sich aus unerwarteten Ergebnisschwankungen, die dadurch entstehen, dass bei rückläufigen Erträgen nicht in gleichem Maße die Aufwendungen verringert werden können, und enthalten Budgetdefizite, die aus geringeren Einnahmen oder höheren Kosten als im Budget vorgesehen herrühren. Im Segment Lebens- und Krankenversicherung erfasst die Allianz außerdem Stornorisiken.

Die Allianz hat einen operationellen Risikorahmen für die Allianz Gruppe entwickelt, der sich auf die Früherkennung und eine proaktive Steuerung operationeller Risiken konzentriert. Der Rahmen definiert Verantwortlichkeiten, Risikoprozesse und Methoden und ist in den meisten Unternehmen der Allianz Gruppe eingeführt worden. Betraut waren und sind damit lokale Risikomanager innerhalb der operativen Einheiten. Diese identifizieren und bewerten die entsprechenden operationellen Risiken und kontrollieren die Schwächen, und zwar unter Verwendung eines sogenannten Bottom-up-Ansatzes, aufbauend auf regelmäßigen Selbsteinschätzungen (self-assessment).

Den proaktiven Steuerungsansatz auf lokaler Ebene ergänzend, werden operationelle Verluste in einer zentralen Datenbank gesammelt. Fallen hohe Verluste an, werden die Gründe dafür analysiert mit dem Ziel , die operativen Einheiten in die Lage zu versetzen, zukünftig solche Verluste zu vermeiden oder wenigstens zu verringern. Folgende Maßnahmen kommen dafür in Frage: überarbeitete Verfahren, Verbesserung fehlgeschlagener oder unzureichender Kontrollen, Installation umfassender Sicherheitssysteme und Stärkung von Notfallplänen. Dieses strukturierte Berichtswesen hat zum Ziel, die Geschäftsführung betroffener Einheiten rechtzeitig und umfassend darüber zu informieren, was zur Besserung der Situation zu tun ist.

 

Steuerung anderer Risiken

Es gibt bestimmte Risiken, die nicht durch die Verwendung des Allianz-internen Risikokapitalmodells quantifiziert werden können. Für diese Risiken verfolgt die Allianz einen systematischen Ansatz hinsichtlich Identifikation, Analyse, Bewertung und Überwachung. Die Bewertung erfolgt auf der Grundlage qualitativer Kriterien oder über Szenarioanalysen. Zu den diesbezüglichen Risiken gehören beispielsweise Liquiditätsrisiko, Reputationsrisiko und strategisches Risiko.

Liquiditätsrisiko
Darunter versteht die Allianz das Risiko, dass das Unternehmen seinen kurzfristigen oder zukünftigen Zahlungsverpflichtungen nicht oder nur unter geänderten Bedingungen nachkommen kann. Es umfasst ferner das Risiko, dass im Falle einer Liquiditätskrise Refinanzierungsmittel nur zu erhöhten Zinssätzen beziehungsweise Aktiva nur mit Abschlägen liquidiert werden können. Zum Liquiditätsrisiko gehört nicht das Risiko einer Änderung der Markpreise aufgrund einer Verschlechterung der Marktliquidität von Aktiva, weil dieses Risiko als Bestandteil des Marktrisikos durch das interne Risikokapitalmodell analysiert wird.

Reputationsrisiko
Das Reputationsrisiko ist jenes Risiko, das aus einem Ansehensverlust der Allianz Gruppe insgesamt oder einer oder mehrerer operativer Einheiten bei Anspruchsberechtigten, Anteilseignern, Kunden, Mitarbeitern, Geschäftspartnern oder der Öffentlichkeit erwächst. Zum einen kann jede Maßnahme, ein bestehendes oder ein neues Geschäft oder ein Produkt, das ein Reputationsrisiko für die Allianz Gruppe darstellt, entweder direkt oder indirekt zu Ansehensverlusten und außerdem zu Verlusten in anderen Risikokategorien führen. Zum anderen kann jeder Verlust in anderen Risikokategorien unabhängig von seiner Größe für die Allianz Gruppe ein Reputationsrisiko darstellen, wenn er öffentlich gemacht wird. Insofern kann ein Reputationsrisiko Verluste in allen Risikokategorien, etwa Markt- oder Kreditrisiken, sowohl verursachen als auch zur Ursache haben.

Group Risk identifiziert und bewertet dieses Risiko in qualitativer Hinsicht im Rahmen einer systematischen vierteljährlichen Bewertung. Auf dieser Grundlage erstellt Group Risk einen Überblick über die lokalen und die globalen Risiken einschließlich Reputationsrisiken, analysiert das Risikoprofil der Allianz Gruppe und informiert die Geschäftsleitung regelmäßig über den Stand der Dinge.

Strategisches Risiko
Das strategische Risiko ist das Risiko einer unerwarteten nachteiligen Veränderung im Unternehmenswert, die aus den negativen Auswirkungen von Managemententscheidungen bezüglich Geschäftsstrategien und deren Anwendung entsteht. Dieses Risiko ist eine Kombination von strategischen Zielen, den zur Erreichung dieser Ziele entwickelten Geschäftsstrategien und den dafür eingesetzten Ressourcen. Auch in der Fähigkeit des Managements, externe Faktoren, welche die zukünftige Ausrichtung der betreffenden operativen Einheit beeinflussen können, zu analysieren und hierauf entsprechend zu reagieren, liegt ein strategisches Risiko.

Das strategische Risiko wird von den Risikoexperten der Allianz vierteljährlich auf die gleiche Weise wie das Reputationsrisiko bewertet und analysiert.

 

Ein Blick in die Kristallkugel

Die Allianz weist in ihrem aktuellen Geschäftsbericht darauf hin, dass sie im Geschäftsjahr 2007 ihr Risikomanagementsystem weiter stärken wird. „Wir sind bestrebt, unsere Überwachungssysteme für konzentrationsrisikobezogene Daten ständig zu verbessern, insbesondere hinsichtlich Naturkatastrophen und zivilisationsbedingter Katastrophen. Dazu fahren wir mit unserer Modellierung von Naturkatastrophen fort und setzen dabei auf Ergebnisse geographischer Informationssysteme. Außerdem werden unsere Überwachungs- und Frühwarnsysteme im Hinblick auf neuartige Risiken weiterentwickelt. Mit solchen Risiken sind neue und sich entwickelnde oder auch bestehende Risiken gemeint, bei denen es schwer ist, Häufigkeit und Schwere potenzieller Verluste zu quantifizieren. Daher sind diese neuartigen Risiken generell durch eine große Unsicherheit charakterisiert. Unstetigkeiten in der Entwicklung eines Risikos werden häufig durch wissenschaftlich-technologische, soziopolitische oder gesetzliche und aufsichtsrechtliche Veränderungen verursacht.“

Außerdem weist die Allianz im Geschäftsbericht darauf hin, dass Group Risk im Jahr 2007 ein mehrjähriges Projekt zur Konsolidierung der gruppenbezogenen Risikoinformationen, Berechnungen und Analysen auf den Weg bringt. Es handelt sich um eine zentral gesteuerte Technologieplattform, die für Mitarbeiter im Group Center und in den operativen Einheiten weltweit verfügbar sein wird. Sie soll eine Datenbank für Finanz- und Risikodaten umfassen, und so die Konsistenz zwischen beiden Bereichen gewährleisten. Auch wird sie einem rigorosen, jedoch flexiblen Versionsmanagement unterliegen, das den zukünftigen Anforderungen aus dem Solvency-II-Projekt entspricht.

Weiterhin erwartet die Allianz für das Jahr 2007 die Einführung eines überarbeiteten internen Risikokapitalmodells für das Lebensversicherungsgeschäft. Das neue Modell ist Teil einer integrierten Plattform, welche die Berechnung des Market Consistent Embedded Value (MCEV), die Bewertung von Risikokapital und die Schätzung von Sensitivitätsanalysen für das Lebensversicherungsportfolios einbezieht. Mit der Einführung soll dieses Modell wichtige Impulse für die Steuerung des Lebensversicherungsgeschäfts liefern.

Außerdem verfolgt die Allianz die Entwicklung des Solvency-II-Projekts, um die erwarteten Veränderungen der europäischen Versicherungssolvenzanforderungen vorzubereiten. Insbesondere verbessern die Risikoprofis der Allianz laufend die Methodik ihres internen Risikokapitalmodells, um zukünftigen Anforderungen an interne Modelle gerecht zu werden.

Versicherungstechnische Risiken setzen sich in erster Linie aus Prämien- und Reserverisiken im Segment Schaden- und Unfallversicherung sowie aus Sterblichkeitsrisiken im Segment Lebens- und Krankenversicherung zusammen. In den Segmenten Asset Management und Corporate sind die versicherungstechnischen Risiken unerheblich.

[Quelle und Bildquelle: Allianz]

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