Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben die Europäische Zentralbank (EZB) dazu aufgefordert, "den Ausstieg vorzubereiten". Vieles deute darauf hin, dass sich der Aufschwung im Euroraum gefestigt habe, schrieben die Ökonomen in ihrem neuen Herbstgutachten. Die Verbesserungen auf den Arbeitsmärkten wie auch bei der privaten und öffentlichen Verschuldung seien "nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller" Natur.
"In diesem Umfeld sollte die EZB den Ausstieg aus ihrer sehr expansiven Geldpolitik und insbesondere aus den unkonventionellen Maßnahmen vorbereiten", verlangten die Forscher. Kurzfristig sollte die EZB nach ihrem Dafürhalten ankündigen, "dass die Kaufprogramme ab der Jahreswende allmählich zurückgefahren werden, sofern sich die Konjunktur weiterhin günstig entwickelt". Im weiteren Prognosezeitraum dürfte dann nach ihrer Analyse "auch ein erster Zinsschritt angemessen sein".
Die Ökonomen forderten von der Notenbank aber, beim Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik "behutsam" vorzugehen. Die öffentliche und private Verschuldung im Euroraum sei immer noch ausgesprochen hoch, so dass eine weniger expansive Politik sich in einem starken Anstieg der Zinsbelastung niederschlagen könnte, warnten sie. Von einer sehr expansiven Geldpolitik, die über längere Zeit betrieben werde, gingen jedoch auch erhebliche Risiken aus. So sei die Weltfinanzkrise 2007/2008 nicht zuletzt der Tatsache geschuldet gewesen, dass die Notenbanken den Ausstieg aus der expansiven Politik verpasst hätten.