Technisches und finanzielles Fiasko?

Titanic am Frankfurter Flughafen


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Die BILD-Zeitung läutete schon bei manchem Projekt die Totenglocken: Unter der Überschrift "Sinkt das Riesenschiff? AIRRAIL-CENTER Am Flughafen gibt der Boden nach" berichtete die BILD-Zeitung, wie dem ursprünglich für "nur" 660 Mio. € geplanten Bau neben dem finanziellen Fiasko nun auch ein technisches droht, dass alle bisherigen Probleme in den Schatten stellt. Das "AIRRAIL CENTER FRANKFURT", mit einem Volumen von inzwischen rund 920 Mio. eines der größten und spektakulärsten Gewerbeimmobilien-Projekte Europas, sollte sich auf dem 660 m langen Dach des ICE-Fernbahnhofes als Gemeinschaftsprojekt der IVG Immobilien AG und der Fraport AG auftürmen (www.airrail.de).

BILD: "Nun der nächste Schlag. Das Airrail-Center senkt sich ab. Um bis zu 2,6 Zentimeter. Aber nicht überall gleich stark." Am tiefsten grabe ich das Gebäude an Bug und Heck in den Grund, denn dort türmen sich die Beton-Geschosse. "Bricht der Prestigebau aus Beton, Chrom und Glas gar auseinander? Halten die filigranen Stützen das Gewicht von 400.000 Tonnen nicht aus?"

Der Flughafen Frankfurt (FRA) ist eines der größten Luftverkehrsdrehkreuze in Europa und zweitgrößter europäischer Fracht-Flughafen. Für viele Reisende aus aller Welt ist er erster Eindruck und für Weiterreisende Aushängeschild für Deutschland. Im Anflug auf den Frankfurter Flughafen ist schon heute der Bau neben Autobahn und über Schienennetz unübersehbar. Geschickt greift die BILD-Zeitung nun die schiffsähnliche Anmutung des Baus auf, um Ängste zu wecken: Eine kaum auszumalende Katastrophe für tausende von Arbeitsplätzen und Reisende täglich.

Im AIRRAIL CENTER FRANKFURT sollten eigentlich auf 140.000 m² Mietfläche, verteilt auf 9 Geschosse, zahlreiche Synergien unter einem Dach geschaffen werden: 94.500 m² Büroflächen, zwei Hotels der Hilton-Gruppe, Einzelhandels- und Gastronomie-Mix und 13.000 m² landschaftlich gestaltete Atrien. Aktuell seien rund zwei Drittel vermietet. Im Frühjahr 2010 sollten die ersten Mieter, darunter Unternehmen wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG, ihren neuen Unternehmenssitz im AIRRAIL beziehen – das war die Planung.

Das Projekt Airrail am Frankfurt Airport ist die größte IVG-Projektentwicklung; sie führte schon 2009 zu einem nochmaligen Bewertungsverlust von fast 150 Mio. €. Die Risikovorsorge für Projekte wurde bei der IVG im letzten Jahr nochmals verstärkt. Die negativen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Investment- und Mietmärkte belasteten 2009 ohnehin schon das Developmentgeschäft. Auf die veränderte Marktsituation musste die IVG durch entsprechende Wertberichtigungen und Maßnahmen zur Risikovorsorge bereits reagieren, so dass sich die Spielräume weiter verengten. Dies betrifft 2009 mit -149,4 Mio. € insbesondere das Projekt Airrail. Die Aufwendungen für Projektentwicklungen entfielen bei der IVG ganz überwiegend auf das Projekt Airrail in Frankfurt a. M. mit 209,5 Mio. € (2008: 173,0Mio. €).

Die bisher verbuchten Verluste resultieren aus den im Materialaufwand ausgewiesenen unrealisierten Wertänderungen, auf im Geschäftsjahr vorgenommene Wertberichtigungen auf den Nettoveräußerungswert im Segment "Development" der Gesellschaft, betreffend im Wesentlichen mit 149,4 Mio. € (2008: 67,9 Mio. €) das Projekt Airrail am Frankfurter Flughafen. Eine Vorsorge für das Auseinanderbrechen kann darin ebenso wenig enthalten sein wie die möglichen Veränderungen von Mieterpräferenzen, doch an andere Standorte zu gehen.

Schon vor der Finanzkrise wurde die IVG-Anleihe als eine Spekulation auf Rating und Zinsstruktur präsentiert. Bei der IVG fehlt es an Ratings anerkannter Agenturen, mit denen sich die finanziellen Auswirkungen der Havarie am Flughafen abschätzen ließen. Auch die noch ausgezeichneten Fondsratings bei der IVG geraten unter Druck, wenn das Emissionshaus schwächeln sollte.


Autor: Dr. Oliver Everling, Everling Advisory Services, Frankfurt a. M.


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Pleitegeier /31.03.2010 08:34
Wenn das nicht mal wieder ein Ort für den Pleitegeier ist. Aber an diesem Standort sollte sich so eine Immobilie trotz Wirtschaftskrise vermieten lassen (was an vielen anderen Standorten heute nicht mehr der Fall ist). Steine sind sicherlich wertbeständiger als Aktien, aber nur wenn sie nicht maßlos überwertet sind und am falschen Ort stehen. Allein Frankfurt stehen zahlreiche Büroimmobilien leer und das dürfte in vielen deutschen Orten so sein...

Und das Gebäude wird wohl nicht brechen, so eine Peinlichkeit kann ich mir nicht vorstellen. Bisher hat man jeden Bau gerettet (vgl. Deutsche Welle).
Judi /31.03.2010 18:03
Fakt ist in jedem Fall, dass das Airrail-Projekt ein finanzielles Fiasko werden wird. Knapp eine Milliarde Euro für ein 660 Meter langes und neun Etagen hohes Gebäude ist schon ein stolzer Preis. Die Kosten für den Commerzbank Tower (65 Stockwerke und rund 300 Meter hoch) betrugen gerade mal 600.000 DM (!!!!) Wer braucht in Frankfurt 93.000 m² Büroflächen und 5700 m² Gastronomie?? Dieses Projekt ist einfach nur völlig schwachsinnig ...
Pleitegeier /31.03.2010 20:26
Liebe Judi,

wenn die gelbe Pleitebank aus Frankfurt den Towern mit seinen Gärten für 600.000 DM (!!!) gebaut hat, hätte ich gerne die Adresse vom Bauträger. Wir schauen auch gerade nach Immobilien : - ) Und für den Preis....

Na ja, bei den gierigen Vorständen der gelben Pleitergeier-Kollegen und ihren Vergütungsvorstellungen mussten die aber vielleicht auch an anderen Ecken wie z.B. dem Bau sparen... :-P
Judi /31.03.2010 20:36
Asche auf mein Haupt ... da fehlten noch 3 Nullen ... also 600.000.000 DM = 307.000.000 Euro. Das ist doch ein Schnäppchen gegenüber dem Titanic-Bau am Airport ;-))
Bei den Milliarden und Billionen kann man schon mal ein paar Nullen vergessen ;-(
Goofy /31.03.2010 20:39
Der Vergleich mit der Titanic ist etwas schief, denn dort kam der Eisberg sehr plötzlich und hat dann zum Zusammenstoß geführt. Beim Projekt Airrail sind die Probleme seit Jahren bekannt und trotzdem läuft das Projekt langsam gegen die Wand!
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