Laut einer aktuellen Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint lässt die Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes noch auf sich warten. Obwohl 96 Prozent der Experten Verbriefungen für notwendig halten, um einer drohenden Kreditklemme entgegenzuwirken, rechnen die Befragten jedoch frühestens ab 2011 mit einer Rückkehr der Investoren. "Im kommenden Jahr wird der Verbriefungsmarkt die gewünschte Entlastung der Wirtschaft noch nicht ermöglichen können. Deshalb werden auch 2010 marktstützende Maßnahmen, wie die Fortführung von staatlichen Liquiditätshilfen notwendig sein, um eine drohende Kreditklemme abzuwenden", so Werner Kreutzmann, Geschäftsführer und Leiter des Bereichs Financial Services bei BearingPoint.
Einführung eines Qualitätssiegels und Abkehr von Wiederverbriefungen
Um das Vertrauen wiederherzustellen, fordern die Befragten deutlich mehr Transparenz, höhere Standards und weniger komplexe Transaktionsstrukturen. Diese Ziele könnten nach Meinung von Experten mit der Einführung eines neuen Premium-Segments für qualitativ hochwertige, transparente und einfach verständliche Verbriefungen erreicht werden, das bereits vom Bundesverband deutscher Banken (BdB) vorgeschlagen wurde. So unterstützen 74 Prozent der Befragten diesen Vorschlag und fordern die Einführung eines Qualitätssiegels, das Mindestanforderungen an die Ausgestaltung der Verbriefungen stellt. Ein standardisiertes Reporting (96 Prozent der Nennungen), eine regelmäßige Prüfung des Originators (87 Prozent der Nennungen) sowie ein standardisiertes Vertragswerk (75 Prozent der Nennungen) sollten zentrale Kriterien für die Vergabe des Siegels sein.
Notwendig ist für 84 Prozent der Befragten auch die Abkehr von Wiederverbriefungen. Verbriefungsgeschäfte sollten sich grundsätzlich auf realwirtschaftliche Forderungen wie zum Beispiel Leasing-, Handelsforderungen oder Konsumentendarlehen beschränken. Außerdem sollten Papiere mit kürzeren Laufzeiten und damit kürzeren Risikobindungen für den Investor künftig im Vordergrund stehen.
Aufsicht für Ratingagenturen statt staatlicher Garantien
Erforderlich ist nach Ansicht von 73 Prozent der Studienteilnehmer auch eine Aufsicht der Rating-Agenturen. 82 Prozent misstrauen den Ratings auf Verbriefungstransaktionen und sogar 94 Prozent den Agenturen selbst.
Im Hinblick auf staatliche Unterstützung ist der Markt jedoch unschlüssig: Jeweils rund die Hälfte der Befragten hält staatliche Garantien und EU-Darlehensprogramme für wenig sinnvoll, um den Verbriefungsmarkt wieder anzukurbeln. "Sinnvoller ist es, Verbriefungstransaktionen über Qualitätsstandards und Transparenz so attraktiv zu gestalten, dass sie auch ohne staatliche Garantien Investoren finden. Garantien bergen vielmehr die Gefahr, die Weiterentwicklung des Verbriefungsmarktes zu verzögern. Die Banken sind gefordert, tragfähige Qualitätsstandards zu entwickeln.", so Hendrik Kollmann, Senior Manager im Bereich Financial Services und Asset Backed Finance Experte bei BearingPoint.
Die Studie "Zukunft der Verbriefung in Europa" steht auf der Bearingpoint-Website unter www.bearingpoint.de zum kostenfreien Download zur Verfügung.
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Kommentare zu diesem Beitrag
Goodbye Ratingagenturen, hoffentlich sind S&P, Moody´s und Fitch bald Geschichte.
Man brauch keine neuen Standards, mehr Transparenz usw. wenn eh alle darum bemüht sind, diese wieder zu umgehen oder Schlupflöcher in den gesetzlichen Vorschriften suchen und mit Sicherheit auch wieder finden.
Selbst ist die Bank oder Versicherung wenn es um Risikobewertung geht.
Weil der Markt mit den alten Regeln zusammengebrochen ist, sollten sich die Akteure mal selbst um eigene Spielregeln bemühen.