Der Frankfurter Finanzökonom Reint Gropp hat die Pläne zur Einrichtung eines Trennbankensystems in Deutschland kritisiert. Da der Vorschlag keine wirkliche Trennung von Eigenhandel und Kundengeschäft vorsehe, ändere sich am Status Quo nichts, sagte Gropp. Echte Trennbankensysteme nützen seiner Ansicht nach aber auch nichts, um Finanzkrisen zu verhindern.
Im Bundestag ist der Regierungsvorschlag zur Trennung von Einlagengeschäft und Eigenhandel am Freitag heiß diskutiert worden. Nach Plänen der Koalition sollen die Banken ihre spekulativen Geschäfte nach Prüfung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in eine rechtlich, organisatorisch und wirtschaftlich eigenständige Einheit auslagern.
Betroffen sein sollen aber nur große Banken, deren Bilanzsumme mindestens 90 Milliarden Euro beträgt. Der Opposition gehen die Pläne nicht weit genug. Sie sieht in Schäubles Vorschlag den Versuch, eine europäische Initiative, die von der so genannten Liikanen-Kommission ausging, abzubiegen.
Reint Gropp, Professor für nachhaltige Bank- und Finanzwirtschaft an der Universität Frankfurt, hält weder von dem einen noch von dem anderen Modell etwas. Zum einen weist er darauf hin, dass beide Geschäftsfelder in einer gemeinsamen Holding bleiben können. "Im Krisenfall wird wahrscheinlich die Aufsichtsbehörde kommen und sagen: Bitte, gleicht doch mal die Verluste aus", sagte er.
Zweitens ist es nach seiner Aussage unheimlich schwierig, in der täglichen Praxis genau zwischen Eigenhandel und Kundengeschäft zu unterscheiden. "Wenn ich etwas bestimmtes im Interesse des Kunden mache, ist es okay, aber es ist unheimlich schwer zu beurteilen, ob ich es im Interesse des Kunden tue oder im Interesse der Bank", meinte er und prophezeite: "Bestimmte Aktivitäten werden einfach nur umbenannt."
Und drittens würde wohl auch eine wirkliche Trennung der beiden Geschäftsfelder nichts nützen: "Die Amerikaner hatten ja tatsächlich ein Trennbankensystem und es hat ihnen in der vergangene Krise nicht fürchterlich viel genützt." Lehman Brothers, das größte Problem der letzten Finanzkrise, sei eine Trennbank gewesen. Eine gangbare Alternative sieht Gropp nicht: "Es gibt keine. Wir sollten den Unsinn lassen", sagte er.
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