Ein hochrangiger Währungshüter der Eurozone hat die globalen Regulierungsbehörden aufgerufen, die Behandlung von Kreditverbriefungen zu überdenken. Eine zu strikte Behandlung dieser so genannten Asset-backed Securities (ABS) bremse den Kreditfluss zu kleinen und mittleren Unternehmen im Euroraum, sagte Yves Mersch, Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB).
In einer Rede in London sagte Mersch, er hoffe, die EZB und die Bank of England würden zu dieser Angelegenheit ein gemeinsames Papier bei der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds vorlegen. In der vorigen Woche hatte bereits EZB-Präsident Mario Draghi eine solche Erklärung angekündigt.
"Nicht alle EU-Verbriefungen verdienen das Stigma, das ihnen in den vergangenen Jahren zuteil wurde", sagte Mersch dem Redetext zufolge. Die EZB setzt sich seit Monaten für die Schaffung eines größeren ABS-Marktes ein. Auf diesem Markt werden an kleine und mittlere Firmen vergebene Kredite sowie Hypothekenkredite gebündelt und an Investoren verkauft.
Mersch schlug vor, diese Kreditverbriefungen in verschiedene Kategorien einzuteilen. Jene, die die härtesten Anforderungen erfüllten, sollten bevorzugt behandelt werden. Dabei könnten sich die Regulierungsbehörden an den Anspruchskriterien der Notenbank orientieren, um "qualifizierte ABS" herauszufiltern.
Banken reichen weniger ABS als Repo-Sicherheiten bei EZB ein
Die Banken des Euroraums haben im vergangenen Jahr weniger mit Forderungen besicherte Wertpapiere (Asset-backed Securities - ABS) als Repo-Sicherheit bei der EZB eingereicht als im Vorjahr. Wie aus dem Jahresbericht für 2013 hervor geht, wurden weniger Verbriefungen als Sicherheit hinterlegt, obwohl die EZB ihre Anforderungen an ABS im vergangenen Jahr erneut gesenkt hat. Die EZB will Verbriefungen für Banken wieder attraktiver machen, um auf diese Weise die Vergabe von Unternehmenskrediten anzukurbeln.
Die Banken müssen bei der EZB Sicherheiten hinterlegen, wenn sie von ihr Kredit haben wollen. Die Anforderungen an diese Sicherheiten hat die EZB in den vergangenen Jahren deutlich gelockert, um die Geldversorgung von Banken und Unternehmen sicherzustellen. Erst 2013 senkte sie ihre Anforderungen an ABS weiter. Statt mindestens zweier AAA-Ratings müssen diese Papiere seitdem nur noch zwei A-Ratings haben.
Wie die EZB-Daten zeigen, reichten die Banken trotzdem nicht mehr ABS ein, sondern nicht-marktgängige Forderungen, die mit 25 Prozent inzwischen der größte Einzelposten unter den Repo-Sicherheiten sind. Dass die EZB derartige Forderungen - zum Beispiel Kredite - als Sicherheiten zulässt, liegt ebenfalls an ihrem Wunsch, das für die Wirtschaft so wichtige Kreditwachstum in Gang zu bringen.
Aber im Mittelpunkt des Interesses stehen derzeit ABS, und das hat noch einen anderen Grund: Die EZB könnte gezwungen sein, ihre Geldpolitik noch einmal zu lockern, obwohl ihre Zinsen bei nahezu Null liegen. Ein Weg dazu wäre der groß angelegte Kauf von Wertpapieren, mit dem die langfristigen Zinsen gesenkt werden könnten.
Doch der Kauf von Staatsanleihen ist im Euroraum umstritten. Er bringt zwangsläufig eine Finanzierung staatlicher Haushalte mit sich und bewirkt eine Umverteilung von Risiken zwischen Staaten, die laut EU-Vertrag eine eigenverantwortliche Finanzpolitik betreiben sollen. Am liebsten wäre es der EZB daher, wenn sie im Falle eines Falles Kreditverbriefungen kaufen könnte.
[Bildquelle: © stockWERK - Fotolia.com]
Kommentare zu diesem Beitrag
Ein nicht ungefährliche Entwicklung, da diese Aktivitäten sich von den realwirtschaftlichen Entwicklungen abgekoppelt haben. ;-(