ifo-Streuungsmaß

Unsicherheit in Unternehmen deutlich gestiegen


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Die Unsicherheit deutscher Unternehmen bei der Beurteilung der kommenden Monate ist deutlich größer geworden. Das ifo-Maß für Unsicherheit (Streuungsmaß) hat zwischen Mai und September um 6,2 Punkte zugelegt. Ähnlich kräftige Anstiege in einem vergleichbaren Zeitraum gab es zuletzt während der Weltfinanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Schätzungen des ifo Instituts zufolge dürfte dieser Anstieg die Industrieproduktion in diesem Jahr um 0,4 Prozentpunkte und im kommenden um nochmals 1,3 Prozentpunkte dämpfen. Denn getrieben wird die Unsicherheit durch die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe, aber auch im Dienstleistungssektor. Im Handel und im Bauhauptgewerbe hat die Unsicherheit zugenommen; jedoch war der Anstieg deutlich geringer.

Unsichere Zeiten sind dadurch geprägt, dass es Unternehmen und Haushalten schwerer fällt, die Zukunft präzise vorherzusagen. Dadurch werden sie zurückhaltender bei Entscheidungen. Unternehmen schieben Investitionen oder Neueinstellungen auf, Haushalte verlegen Konsum-Entscheidungen in die Zukunft, insbesondere bei langlebigen Gütern.

Gemessen wird die Unsicherheit durch die Streuung der Erwartungen bei den Unternehmen. Einheitliche Antworten deuten eher auf ein sicheres Umfeld hin, eine größere Streuung dagegen auf größere Unsicherheit, weil ein Teil der Unternehmen die Zukunft viel positiver als der Schnitt erwartet, ein anderer Teil aber viel negativer.

ifo Streuungsmaß Deutschland

Handelskonflikt und Verschuldung Risiken für Wachstum

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat eine Eskalation der gegenwärtigen Handelskonflikte und eine Verschuldungskrise in Schwellen- und Entwicklungsländern als mögliche Risiken für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft betont. Die Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) seien bei ihrem Treffen auf Bali übereinstimmend der Ansicht gewesen, dass es weiteres, abgeschwächtes Wachstum gebe, doch die Risiken "sind alle leicht und gut zu benennen", sagte Scholz zu Journalisten in dem Tagungsort Nusa Dua. Dort treffen die G20 im Rahmen der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen.

Scholz zeigte sich aber zuversichtlich, dass eine Eskalation im Handelskonflikt der USA mit der Europäischen Union (EU) vermieden werden kann. "Es gibt sehr vertrauensvolle, vernünftige Gespräche zwischen der EU und den USA", sagte er. "Von denen darf man erwarten, dass es zu Ergebnissen kommt, die keine Handelseskalation erwarten lassen." Wie der US-chinesische Konflikt ausgehe, könne allerdings niemand voraussagen. Scholz wertete aber Aussagen als beruhigend, dass niemand eine Eskalation wolle.

Als weiteres Risiko machte der deutsche Finanzminister eine übermäßige Verschuldung besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern aus und forderte "transparente und gemeinsame Verhaltensregeln" für die Kreditgeber. "Unsere Vorstellung ist, dass möglichst viele Länder Mitglieder im Pariser Club sind", forderte er auch mit offenbarem Blick auf Länder wie China, das als zunehmender Kreditgeber für Entwicklungsländer noch nicht dem Club der Gläubigerstaaten angehört. "Die nächsten Krisen können ja auch von den Krediten kommen, die sozusagen ungeregelt vergeben worden sind", warnte der SPD-Politiker.

Unsicherheiten im Fokus der Tagung

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erklärte bei derselben Pressekonferenz, er sei sich mit dem IWF einig, "dass das größte Risiko sicherlich die Eskalation des Handelsstreits darstellt". Eine solche hätte schwer wiegende Folgen für die Weltwirtschaft. Die bisher beschlossenen Maßnahmen hätten Auswirkungen für die Konjunktur, jedoch sehe man weniger Folgen, was den "Unsicherheitskanal" angehe, der Effekte vorweg nehme. Die jüngsten Aktienkursbewegungen würde er "als Korrektur einordnen" und nicht als Vorboten einer Krise etwa wegen der Handelskonflikte.

Weidmann betonte, die deutsche Wirtschaft laufe "weiterhin über Potenzial". Dieses werde sich nach den Erwartungen der Notenbank "bis Mitte der 20er-Jahre demografiebedingt auf weniger als ein Prozent" von derzeit 1,5 Prozent abschwächen, sagte er voraus.

Die Finanzminister und Notenbankchefs der G20 berieten bei ihrem Treffen in Indonesien über die schwächere Konjunkturlage angesichts internationaler Unsicherheiten und damit verbundene Risiken an den Finanzmärkten. Scholz wolle "immer wieder in den Gesprächen dafür werben, einen konsequenten Schuldenabbau vorzunehmen", um auf Krisen regieren zu können, hieß es zuvor in deutschen Regierungskreisen. Ein hohes Schuldenniveau erfülle "viele mit großen Sorgen", sowohl über den staatlichen wie den privaten Schuldenstand.

Ein zentrales Thema der Jahrestagung von IWF und Weltbank sollte deshalb die Konjunkturlage angesichts internationaler Unsicherheiten sein. Geprägt wird sie auch durch Themen wie das Budget Italiens, die Währungskrise in der Türkei, den drohenden Brexit ohne Abkommen und den US-chinesischen Handelskonflikt. Überschattet wird die Finanztagung auf der indonesischen Ferieninsel durch die jüngsten Naturkatastrophen in dem Land, nach denen mehr als 1.000 Tote zu beklagen waren. Die Tagung findet statt, obwohl es auch unmittelbar zuvor ein Erdbeben nahe Bali gegeben hat.


[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock ]
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