Die Staatsanleihekäufe der Euroraum-Zentralbanken werden nach Aussage von EZB-Direktor Peter Praet ihren Zweck nicht richtig erfüllen, wenn sie nicht von einer überzeugenden Reformpolitik der Regierungen begleitet werden. Bei einer Rede in London sagte Praet, trotz dieses Risikos habe die EZB aber keine andere Wahl gehabt, als Staatsanleihekäufe zu beschließen.
"Das größte Risiko, das wir mit unseren Maßnahmen eingehen, besteht darin, dass sie auf unfruchtbaren Boden fallen, weil die Regierungen nicht genug tun, um das Vertrauen in die Zukunft zu stärken", sagte der EZB-Chefvolkswirt laut vorab verbreitetem Redetext.
Die EZB hat beschlossen, dass die Zentralbanken des Euroraums bis September 2016 monatlich Anleihen für rund 60 Milliarden Euro kaufen sollen. Damit will sie den Rückgang von Inflation und Inflationserwartungen stoppen und die Inflation zurück in Richtung ihres Ziels von knapp 2 Prozent Teuerung steuern.
Die EZB hofft zugleich, dass die Regierungen des Euroraums ihre Arbeitsmärkte flexibilisieren und andere wachstumsfreundliche Reformen einleiten werden. Kritiker halten der EZB allerdings vor, die Regierungen mit ihrer Politik von eben diesen Reformen abzuhalten, weil sie die Folgen von Untätigkeit abmildern.
Praet trat dieser Einschätzung entgegen. "Wenn wir unser (Preisstabilitäts)-Mandat verfehlen, so bald es schwer zu erreichen ist, welches Signal würde das an andere Akteure im Euroraum senden, die ihre Ziele zu erreichen haben?", fragte er.