Die Analysten von Morgan Stanley (MS) gehen in einer aktuellen Studie davon aus, dass die europäischen Aktienmärkte schon mehr als die Hälfte einer normalen Bullenmarkt-Korrektur hinter sich haben. Eine normale Korrektur ende aber erst mit einer Art Kapitulation. Die Analysten, die Ende Januar zu Gewinnmitnahmen aufgerufen haben, warten deshalb noch auf ein Kaufsignal ihrer Bewertungs- und Stimmungsindikatoren, bevor sie wieder zum Einstieg raten wollen. Wahrscheinlich werde die Korrektur aber länger dauern als die im Mai/Juni des vergangenen Jahres, weil die Teilnehmer sich an die schnelle Kapitulation und die V-förmige Erholung erinnerten. Diesmal rechnen sie noch mit vielen Umschwüngen und Kehrtwendungen. Gleichwohl bestehe das Risiko, dass es sich um mehr als eine bloße Bullenmarkt-Korrektur handle. Im Falle einer Rezession, einer Finanzkrise oder beidem könnte die Korrektur sehr viel kräftiger ausfallen, so die Analysten. Eine Rezession halten sie zumindest auf absehbare Zeit für eher unwahrscheinlich. Ihr US-Volkswirt erwartet für die zweite Jahreshälfte in den USA ein BIP-Wachstum von 3 Prozent. Auch ihr historisch erfolgreiches "Recession Risk"-Modell gebe kein solches Signal. Dieses Modell habe seit 1962 jede Rezession in den USA ohne eine einzige Fehlprognose korrekt vorhergesagt, wenn es ein Rezessionsrisiko von über 70 % für die nächsten vier bis sechs Quartale angezeigt habe. Nach ihrer Erfahrung haben die europäischen Aktienmärkte im Schnitt erst fünf Monate nach einem solchen Signal ihre Höchststände erreicht. Aktuell gebe es ein solches Signal nicht, so die Analysten. Die Marke von 70 Prozent würde wohl erst erreicht, wenn die Treasury-Renditen unter 4 Prozent fielen oder die Fed Fund Rates um 42 Basispunkte stiegen.
US-Subprime-Sektor bleibt Sorgenkind
Eine Finanzkrise sei dagegen wegen der Probleme im US-Subprime-Sektor ein kleines aber zunehmendes Risiko. Zwar sei der direkte Einfluss der überfälligen Forderungen und Hypothekenkündigungen auf die Subprime-Hypothekenkredite nicht katastrophal und dürfte den Gewinn europäischer Banken lediglich im niedrigen einstelligen Prozent-Bereich beeinflussen. Der Einfluss gehe aber weit darüber hinaus. Der Subprime-Bereich ist nach Ansicht von Morgan Stanley ein Eckpfeiler vieler weiterer Themen. "Nimmt man den Eckpfeiler weg, ist das nicht gut für das gesamte Gebäude", heißt es in ihrer Studie. Nehme man die so genannten Grenzkäufer vom Häusermarkt, habe dies beispielsweise massiven Einfluss auf den Immobilienboom in den USA. Die Subprime-Krise könne darüber hinaus der Auslöser für einen Anstieg der Sparquote in den USA sein mit einem entsprechenden Rückgang der Konsumausgaben. Zudem seien hunderte Milliarden von Dollar in Collateralised Debt Obligations (CDO) und ihre Derivate investiert, von denen viele auf Subprimes basierten und die nun deutlich an Wert verlieren dürften. Etwas beruhigend sei lediglich, dass die Inhaber dieser Instrumente möglicherweise erst eine Neubewertung vornehmen müssten, wenn die Agenturen ihre Ratings herunternähmen, was noch einige Monate dauern dürfte.