US-Hypothekenkrise: Bislang 140 Mrd. Euro verzockt - Ende offen


Die Turbulenzen an den internationellen Finanzmärkten in der Folge der US-Hypothekenkrise haben die Finanzkonzerne weltweit bislang etwa 140 Mrd. Euro gekostet. Die japanische Finanzaufsicht (Financial Services Authority, FSA) schätzt, dass etwa 55 Prozent der Verluste bei US-Instituten angefallen sei. In Europa sind ingesamt Verluste von rund 51 Mrd. Euro entstanden. In Asien und Kanada summieren sich die Verluste auf etwa über 9 Mrd. Euro, sagte FSA-Chef Takafumi Sato am Montag in Tokio.

Die Entwicklungen in den vergangenen Wochen und Tagen zeigen sehr deutlich, wie nervös die Finanzmarktteilnehmer momentan sind. Auf der einen Seite sind die Finanzinstitute auf der Suche nach neuem Kapital, um ihre Kernkapitalquoten zu stabilisieren. Und auf der anderen Seite sind nervöse Investoren, die das Vertrauen in die Märkte und die Marktteilnehmer verloren haben.

So hatte die Ratingagentur Moody's Anfang dieser Woche eine ganze Reihe von Hypothekenpapieren der Investmentbank Bear Stearns herabgestuft. Bei 163 Tranchen von insgesamt 15 Verbriefungen so genannter Alt-A-Baufinanzierungen senkte Moody’s die Bonitätsnote. So wird auch dem letzten Optimisten immer klarer, dass die Turbulenzen in der Folge der US-Hypothenkrise noch lange nicht ausgestanden sind. Die anhaltende Rezessionsangst in den USA und weltweit sowie Diskussionen um Liquiditätsengpässe belasten die Märkte massiv. So erhöhten sich bei Bear Stearns die Kosten, Fremdkapital mit Kreditderivaten zu versichern in den letzten Tagen um 150 auf 590 Basispunkte.

Turbulente Zeiten vor allem für Landesbanken

Die HSH Nordbank hat ihren für Herbst geplanten Börsengang zunächst auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Die Eigentümer der Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein haben entschieden, das Vorhaben wegen der anhaltenden Finanzmarktkrise und der damit verbundenen Bewertungsabschläge bei Bankaktien zu verschieben. Die HSH Nordbank beziffert ihr Engagement im Subprime-Segment auf zwei Mrd. Euro. Der Großteil der Neubewertung über 202 Mio. Euro entfällt auf das Finanzvehikel North Street. Erst vor wenigen Tagen hatte die HSH Nordbank der UBS AG und ihrer Tochter UBS Securities LLC "betrügerische Handlungen" und "vorsätzliche Pflichtverletzung" im Zusammenhang mit einem Investment über 500 Mio US-Dollar aus dem Jahr 2002 vorgeworfen. Die Landesbank habe dadurch einen hohen Wertverlust erlitten.

Die auf Wirtschaftsprozesse spezialisierten US-Anwälte behaupten in der Klageschrift, UBS habe das strukturierte Kreditportfolio "North Street 4" auf Kosten von HSH zum eigenen Nutzen ausgebeutet. Damit habe UBS seine vertraglichen und treuhänderischen Pflichten verletzt. Abweichend von den Präsentationen, Pflichten und vertraglichen Verpflichtungen gegenüber HSH habe UBS das Kreditportfolio "North Street 4" nicht als Investmentplattform betrachtet, sondern als Gelegenheit, HSH zu betrügen.

Märkte sind hypernervös

Der Kurs der Hypothekenbank Hypo Real Estate (HRE) brach um fast 15 Prozent ein, nachdem HRE-Vorstand Georg Funke in einer internen Mitteilung lediglich andeutete, dass die Ertragsziele für das Jahr 2008 nicht erreicht werden könnten. Die Nervosität lässt sich auch an der Entwicklung des Euribor ablesen. Die „European Interbank Offered Rate“ ist der Zinssatz, der beim Handel europäische Banken bei Einlagen mit einer festgelegten Laufzeit von einer Woche bis zwölf Monaten verlangen. In der Folge der Nervosität an den Märkten kletterte der Euribor gestern auf 4,56 Prozent. In normalen Marktphasen liegt er nur wenige Hundertstel höher als der Leitzins. Jetzt ist der Abstand auf mehr als einen halben Prozentpunkt angewachsen.

Hiobsbotschaften auch aus Sachsen

Die SachsenLB teilte gestern in einer Pressemeldung mit, dass sie mit deutlich höheren Aufwendungen für die Risikovorsorge rechne und von einem operativen Verlust von 641,6 Mill. Euro für das Jahr 2007 ausgeht. Das Firmenkundengeschäft trug im Berichtszeitraum positiv zum Bankergebnis bei, konnte die hohen Belastungen aus dem Kapitalmarktgeschäft jedoch nicht kompensieren. Durch einen weiteren Ertragszuschuss des neuen Eigentümers Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in Höhe von rund 391 Millionen Euro weist die Sachsen LB ein ausgeglichenes Jahresergebnis aus. Bereits im August vergangenen Jahres hatte die LBBW 250 Millionen Euro als vorweggenommenen Barwertausgleich zur Verfügung gestellt.


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