Bundesbank-Vorstand Edgar Meister hat die verzögerte Umsetzung der neuen Baseler Eigenkapitalregeln (Basel II) in den USA kritisiert. “Ich hätte es begrüßt, wenn auch in den USA die Umsetzung von Basell II synchron zu Europa vollzogen worden wäre”, sagte Meister auf einer Konferenz in Frankfurt. Zuvor hatten die maßgeblichen US-Aufsichtsbehörden bekannt gegeben, dass die Implementierung von Basel II um ein Jahr verschoben wird. Ausschlaggebend war offenbar, dass die Auswirkungsstudien, denen sich auch die deutschen Banken unterziehen mussten, in den USA unbefriedigende Ergebnisse gezeitigt haben.
Demnach brauchen die US-Banken noch mehr Zeit, um ihre Risiko-Kontrollsysteme an die komplexen Anforderungen von Basel II anzupassen. Die Europäer halten dagegen an dem Starttermin 1. Januar 2007 fest. “Damit wird Basel II in den USA und Europa nicht exakt zum gleichen Zeitpunkt in Kraft treten”, so Meister. Er betonte aber, dass die USA die weitere Entwicklung in Basel positiv sähen und auch ihre Teilnahme an der fünften Auswirkungsstudie (QIS 5) zugesagt hätten. Für die Zeit zwischen den unter-schiedlichen Zeitpunkten, zu denen Basel II in Kraft tritt, haben die US-Aufsichtsbehörden Meister zufolge ihre Kooperationsbereitschaft in Aussicht gestellt, um auftretende Fragen zwischen Heimat- und Gastlandaufsicht zu lösen. Dennoch kommt die Ankündigung der USA zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
Erst vor wenigen Tagen hatte das EU-Parlament den Richtlinienentwurf der EU-Kommission verabschiedet, so dass Basel II in Europa nunmehr in nationales Aufsichtsrecht umgesetzt werden kann. Die deutschen Banken haben sich und ihre Kunden unter großem zeitlichem, technischem, personellem und finanziellem Aufwand eingehend auf das neue Regelwerk vorbereitet. “Vor diesem Hintergrund ist die neue Gefechtslage zu Basel II in den USA kein Grund, vom eigenen Zeitplan für die Einführung der neuen Eigenkapitalregeln abzurücken”, hieß es von Seiten deutscher Bankenvertreter.