Die deutschen Banken sehen einen deutlichen Verbesserungsbedarf bei der Abstimmung zwischen der IT- und Fachabteilung: Knapp zwei Drittel der Banken wollen die gegenseitige Beratung zwischen den beiden Geschäftsbereichen verstärken. Ebenso verbesserungswürdig ist die Tatsache, dass die IT- bzw. Geschäftsstrategie entweder nicht explizit vorhanden oder gegenseitig nicht bekannt ist. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie des Frankfurter E-Finance Lab, einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Frankfurter Goethe-Universität und der Technischen Universität Darmstadt. "Das Problem der mangelnden Kommunikation zwischen IT- und Fachabteilung wurde vor allem durch die weiter wachsende Bedeutung der IT in den Geschäftsprozessen der Banken deutlich. In der Zusammenarbeit zwischen IT- und Fachabteilung schlummert ein starkes Effizienzpotential", erklärt Prof. Dr. Wolfgang König, Vorsitzender des E-Finance Lab. Die Finanzforscher befragten die 1.020 größten deutschen Kreditinstitute zum geeigneten Einsatz von IT- und Fachressourcen. Die Analyse ergab, dass bei den deutschen Banken erhebliche Verbesserungspotentiale bezüglich des IT-Alignments, also des Zusammenspiels zwischen der IT-Strategie an die Unternehmensstrategie, bestehen. Bei der Zusammenarbeit der einzelnen Fachbereiche Vertrieb und Kundenbetreuung bzw. Sachbearbeitung untereinander besteht hingegen kein Anlass zur Sorge: Die meisten Banken beurteilen die Zusammenarbeit als gut und die formellen sowie informellen Kontakte als sehr positiv.
Banken wollen IT-Alignment verbessern
Die wirkungsvolle und effiziente Zusammenarbeit zwischen IT- und Fachabteilung spielt in der ständigen Verbesserung des Kreditprozesses eine wichtige Rolle. Die Studie des E-Finance Lab ergab jedoch, dass die Banken die Reaktion der IT-Einheiten auf Änderungsanfragen (Change Requests) durch die Kreditfachabteilung äußerst kritisch betrachten: Für 61 Prozent der Kreditprozessverantwortlichen sei die Umsetzung der Change Requests deutlich zu langsam, und knapp zwei Drittel bemängeln die fehlende Flexibilität. Die Umsetzung eines Changes dauert im Schnitt 16,5 Wochen. Auffallend ist, dass die Umsetzung deutlich schneller von statten geht, je größer das gegenseitige Vertrauen und der Respekt und je intensiver die Kommunikation zwischen IT- und Fachabteilung sind. Die Studie ergab jedoch, dass in den Augen von nur 38 Prozent der befragten Banken eine Respekts- und Vertrauensbasis zwischen den beiden Geschäftsbereichen tatsächlich vorhanden ist. Das führt nicht nur zu einer langsameren Umsetzung der Änderungsanfragen, sondern in vielen Fällen sogar zum vollständigen Verzicht auf die Mitarbeit der IT-Abteilung. Aus Sicht der Fachabteilung ist die IT-Abteilung primär dafür zuständig, Fehler zu beheben und Änderungen durchzuführen. Die aktive Einbeziehung der IT-Abteilung in Änderungs- bzw. Optimierungsprozesse findet nach der Studie des E-Finance Lab bei den Banken kaum statt.