Laut einer Studie der Zeitschrift "Der Aufsichtsrat" orientiert sich die Vergütung von Vorstandsorganen in vielen deutschen Aktiengesellschaften nach wie vor noch nicht in ausreichendem Umfang an langfristigen Zielen. Im Rahmen der Studie wurden die Vorstandsvergütungen von rund 330 deutschen Aktiengesellschaften aus dem Prime Standard der Deutschen Börse im Zeitraum von 2005 bis 2009 im Hinblick auf ihre Höhe und ihre Struktur analysiert. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag dabei auf den variablen Bestandteilen der Vergütung.
Besonders dringlichen Handlungsbedarf identifizierten die Studienautoren im Hinblick auf die Umsetzung der aktuellen regulatorischen Vorgaben durch das "Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung" (VorstAG). In zahlreichen Unternehmen würden die momentanen Vergütungssysteme den neuen Regelungen noch nicht gerecht, da sowohl die Bonuszahlungen wie auch die aktienkursorientierten Vergütungskomponenten häufig zu kurzfristig ausgelegt seien. Darüber hinaus beteiligten die Bonusprogramme das Management in vielen Fällen nur in unzureichendem Umfang an negativen Unternehmensentwicklungen.
Allerdings ist die wirtschaftliche Entwicklung der Studie zufolge nicht spurlos an den Bezügen der Vorstände vorbei gegangen: So sei die durchschnittliche Pro-Kopf-Vergütung nach ihrem Höhepunkt im Jahr 2007 als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise und neuen Vergütungskontrakten teilweise deutlich gesunken. Mit durchschnittlich 761.000 Euro im Jahr 2009 lag sie letzten Endes rund 16 Prozent unter dem Wert des Jahres 2007 und befindet sich aktuell sogar wieder unterhalb des Niveaus des Jahres 2005, als noch 769.000 Euro zu verzeichnen waren. In 55 Prozent der Unternehmen liegt die jährliche Pro-Kopf-Vergütung inzwischen unter 500.000 Euro, lediglich 19 Prozent zahlen noch durchschnittliche Pro-Kopf-Vergütungen, die sich oberhalb der Grenze von einer Million Euro pro Jahr bewegen.
Der Anteil der aktienkursorientierter Vergütungselemente (die in der Vergangenheit bekanntermaßen häufig Gegenstand öffentlicher Kritik waren) ist insgesamt rückläufig. Allerdings würde die Bedeutung dieser Komponenten insgesamt stark überschätzt – im Jahr 2009 machten aktienkursabhängige Bestanteile im Durchschnitt lediglich sieben Prozent der Gesamtvergütung aus und lagen damit deutlich unter dem mehrjährigen Mittel. Nur knapp ein Drittel der Unternehmen gewährte ihren Vorständen im Jahr 2009 überhaupt noch einen solchen Bonus.
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Der Studie zufolge steigen die Einnahmen um 3 % auf 448 Mrd. USD. Insgesamt werden die Unternehmen an der Wall Street demnach 32,1% ihrer Einnahmen für die Entlohnung ihrer Mitarbeiter aufwenden und damit genausoviel wie 2009, aber deutlich weniger als 2007, als 36 % der Einnahmen dafür verwendet worden waren. Die Gewinne in den untersuchten Unternehmen haben sich vom Krisenjahr 2008 erholt. Dennoch bleiben sie 2010 mit geschätzten 61,3 Mrd. USD noch immer 20 % hinter dem im Jahr 2006 erzielten Rekord von 82 Mrd. USD zurück. Zum Vergleich: Die Entlohnung nahm in der Untersuchungsgruppe im selben Zeitraum um 23 % zu. "Solange sich diese Institute auf die Erhöhung ihrer Einnahmen konzentrieren, statt den langfristigen Nutzen ihrer Aktionäre im Blick zu haben, wird es diese unverschämten Gehälter und Boni wohl weiter geben", sagte Charles Elson, Direktor des Weinberg Centers für Unternehmensführung. Es sei zu früh, um das Gehaltsniveau für 2010 zu kommentieren, teilten dagegen die untersuchten Finanzunternehmen mit. Etliche von ihnen argumentieren mit dem Risiko, talentierte Mitarbeiter zu verlieren, wenn sie sie nicht angemessen bezahlen.