Der Containerumschlag-Index des RWI und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ist nach der aktuellen Schnellschätzung im März auf 111,2 gestiegen. Dahinter steht eine gegenläufige Entwicklung in China und in der übrigen Welt. Während die chinesischen Häfen wieder annähernd ihre Normalauslastung erreichten, sank der Umschlag in der übrigen Welt weiter.
Der RWI/ISL Containerumschlag-Index ist ein Indikator des Welthandels und der weltwirtschaftlichen Aktivität. Sein Vorteil gegenüber anderen Indikatoren beruht darauf, dass die zugrundliegenden Daten sehr früh verfügbar sind, in der Regel 15 bis 20 Tage nach Ende eines Monats. Der Containerumschlag-Index nutzt die Tatsache, dass der internationale Warenverkehr nach wie vor im Wesentlichen per Containerschiff abgewickelt wird. Entsprechend ist der Containerumschlag in den Häfen ein wichtiger Frühindikator des weltweiten Handels mit verarbeiteten Waren.
In den Index gehen die vom ISL im Rahmen seiner Marktbeobachtung fortlaufend erhobenen Angaben zum monatlich Containerumschlag in 91 internationalen Häfen ein. Diese tätigen ungefähr 60 Prozent des weltweiten Containerumschlags. Rund 20 Tage nach Ende eines Monats liegen Angaben für hinreichend viele Häfen vor, so dass eine erste Schätzung (Schnellschätzung) für den zurückliegenden Monat vorgenommen werden kann. Einen Monat später, wenn Daten für weitere Häfen vorliegen, wird ein revidierter Wert berechnet und zusammen mit der nächsten Schnellschätzung veröffentlicht. Der Kreis der betrachteten Häfen wird in der Regel mit der ersten Veröffentlichung eines Jahres an die sich ändernde Datenverfügbarkeit angepasst.
Der Index wird gebildet, indem zunächst fehlende Monatsangaben mit Hilfe statistischer Verfahren geschätzt und anschließend die tatsächlichen und geschätzten Containerumschläge addiert werden. Abschließend wir die Reihe saisonbereinigt und in einen Index umgerechnet, in dem das Jahr 2015 als Basis dient und daher den Wert 100 annimmt. Außerdem wird die glattere Trend-Zyklus-Komponente des Index veröffentlicht, die unempfindlicher gegenüber kurzfristig wirkenden Sondereinflüssen ist.
Berechnungen seit 2007 zeigen, dass der Containerumschlag-Index sehr eng mit den Angaben zum Welthandel korreliert ist, die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) veröffentlicht werden. Insbesondere während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 lieferte der Index zuverlässige Daten. Eingeschränkt wird die Aussagekraft bezüglich des Welthandels allerdings dadurch, dass nicht alle international gehandelten Güter in Containern transportiert werden. Letzteres gilt insbesondere für die meisten Rohstoffe und für Automobile.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Der Containerumschlag-Index des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ist saisonbereinigt im März um 5,9 Punkte auf 111,2 gestiegen. Er liegt damit aber um 4 Prozent unter dem Vorjahreswert.
- Die chinesischen Häfen kehrten wieder zum Normalbetrieb zurück, weil die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurückgefahren wurden. Sie schlugen nur gut ein Prozent weniger um als im Vorjahr.
- In den Häfen der anderen Länder machten sich der geringere Containerversand aus China und die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie negativ bemerkbar. Deshalb wurde in diesem Monat eine Sonderauswertung unter Ausschluss der chinesischen Häfen vorgenommen. Der so ermittelte Index sank im März saisonbereinigt um 3 Punkte gegenüber Februar und lag um 6,2 Prozent unter dem Vorjahreswert.
- Ab dieser Veröffentlichung enthält der Containerumschlag-Index auch Angaben für die Häfen Antwerpen und Rotterdam. Damit erhöht sich das Gewicht Europas im Index.
- Zugleich veröffentlichen RWI und ISL erstmals im Rahmen des Containerumschlag-Index einen Nordrange-Index. Nordrange bezeichnet die wichtigen kontinentaleuropäischen Häfen an der Nordsee; also die Häfen Le Havre, Zeebrugge, Antwerpen, Rotterdam, Bremen/Bremerhaven und Hamburg. Über sie wird ein bedeutender Teil des europäischen Seehandels abgewickelt. Der Index ist somit ein Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung im nördlichen Euroraum und in Deutschland.
- Im März ist der Nordrange-Index um 2 Punkte gestiegen, er lag aber um 4,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.
- Die aktuelle Schnellschätzung für den Containerumschlag-Index stützt sich auf Angaben von 62 Häfen, die rund 83 Prozent des im Index abgebildeten Umschlags tätigen.