Laut einer aktuellen Studie, die TNS Emnid im Auftrag der BDO Deutsche Warentreuhand AG durchgeführt hat, messen Deutsche Unternehmen dem Wirtschaftsfaktor "Vertrauen" unabhängig von Größe und Branche eine hohe Bedeutung zu. Demnach schätzen alle befragten Unternehmen Vertrauen als sehr wichtiges oder wichtiges Kriterium für den Gesamtunternehmenserfolg sowie für die Reputation des Unternehmens ein. 66 Prozent der Befragten sind zudem der Überzeugung, dass die aktuelle Diskussion um mehr Transparenz in der Wirtschaft zu nachhaltigen Veränderungen in den Unternehmen selbst führen wird.
Die sehr hohe Bedeutung, die Vertrauen beigemessen wird, spiegelt sich jedoch nur bei einer Minderheit der befragten Unternehmen in konkreten Programmen oder Stellen für Vertrauenspflege wider. Eine Mehrheit von 73 Prozent der Befragten gab an, keine konkreten Pläne für diese Aufgabenstellung zu besitzen. Auch der Glaube an die Wirksamkeit eines unternehmensinternen Ombudsmannes ist gering: Nur 15 Prozent stehen dieser Maßnahme positiv gegenüber. "Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen Vertrauen zwar als eine wichtige ‚Grundwährung’ schätzen, auf der jede Form wirtschaftlicher Beziehung beruht. Doch folgt dieser Einsicht viel zu selten die Konsequenz fürs eigene Unternehmen. Einer für die Vertrauenspflege zentralen Stelle eines Ombudsmannes oder eines Compliance Managers wird eher abwartend bis kritisch gegenübergestanden. Den zahlreichen Lippenbekenntnissen der Unternehmen müssen in den nächsten Jahren noch viel stärker Taten folgen, nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Bestechungs-, Bespitzelungs- oder Korruptionsaffären in der deutschen Wirtschaft", so Markus Brinkmann, Leiter Forensic & Internal Audit Services der BDO Deutsche Warentreuhand, zu den Studienergebnissen.
Vertrauensbildende Maßnahmen unterschiedlich bewertet
Konkret gefragt nach der Wichtigkeit verschiedener, denkbarer vertrauensbildender Unternehmensaktivitäten, fallen die Antworten recht differenziert aus: So hält immerhin knapp die Hälfte der Befragten eine Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmern für eine weniger wichtige vertrauensbildende Maßnahme. Der Vereinbarkeit von Beruf und Familie misst hingegen eine große Mehrheit der Befragten zentrale Bedeutung für die Vertrauensbildung in ihr Unternehmen bei. Ebenfalls eine herausgehobene Position in der Reihe der abgefragten Maßnahmen nehmen Investitionen in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter ein: Nahezu alle Befragten (93 Prozent) halten dies für eine entscheidende vertrauensbildende Maßnahme.
Gesellschaftliches Engagement wird von den befragten Unternehmen differenziert betrachtet: So bewerten 32 Prozent die Verbindung der Gewinnerzielungsabsichten von Unternehmen mit einem Engagement für die Gesellschaft als sehr wichtig. Immerhin 23 Prozent der Befragten werten diesen Aspekt aber als weniger wichtig. Bei der Einschätzung werden auch Branchenunterschiede deutlich: Im Handel halten 57 Prozent der Befragten gesellschaftliches Engagement für eine sehr wichtige vertrauensbildende Maßnahme, während hingegen Dienstleister (26 Prozent) und Industrie (29 Prozent) dem Thema eine wesentlich geringere Bedeutung beimessen.
Die Idee, die in Deutschland erwirtschafteten Gewinne auch wieder im eigenen Land zu reinvestieren, hält knapp ein Drittel der Unternehmen für nachrangig für die Vertrauensbildung. Insbesondere Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern stehen dieser Maßnahme offenbar kritisch gegenüber und bewerten sie seltener positiv (19 Prozent) als große Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern (36 Prozent).
DCGK und Compliance Management stoßen auf geteiltes Echo
Eine knappe Mehrheit der Befragten (53 Prozent) ist davon überzeugt, dass der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) sich günstig auf das das Vertrauen in Unternehmen auswirkt. 48 Prozent sind demgegenüber der Meinung, der DCGK habe nur geringe oder keine Auswirkung auf das Vertrauen in die Wirtschaft.
Eine Stelle für das Vertrauensmanagement – in Form von Ombudsleuten oder Compliance Managern – wird zwar vorrangig im höheren Management angesiedelt, jedoch nicht flächendeckend umgesetzt. So hält rund ein Drittel der Befragten die Position des Compliance Managers für unnötig. Ombudsleute existieren nur in 17 Prozent der befragten Unternehmen.
Die Studie zeigt im Ergebnis auch, dass nach wie vor ein Zusammenhang zwischen der Größe von Unternehmen und der Intensität von vertrauenssichernden Maßnahmen besteht. Je größer das Unternehmen, umso mehr wird auch in Vertrauenssicherung und -ausbau investiert. Strategien, Programme und Stellen zum Aufbau und der Pflege von Vertrauen findet man noch immer vor allem in größeren Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz.