Apple Pay, Google Pay, Amazon Cash: Hightech-Konzerne greifen auch in Deutschland die Domänen der Banken an. Und viele Kunden begrüßen das, wie die Studie "In Search of Customers Who Love Their Bank" der internationalen Managementberatung Bain & Company zeigt. An der Befragung haben weltweit rund 152.000 Bankkunden in 29 Ländern teilgenommen, darunter 9.600 in Deutschland. Tatsächlich würden 51 Prozent der Studienteilnehmer hierzulande ein Finanzprodukt von einem etablierten Technologieunternehmen kaufen. Die Bereitschaft ist umso größer, je jünger die Befragten sind. Zugleich vertrauen 56 Prozent zumindest einem der großen Tech-Konzerne mehr als der Bankbranche insgesamt. Als besonders verlässlich wird dabei der Bezahldienst Paypal eingestuft, auf den Plätzen folgen Amazon, das Versandhandelsunternehmen Otto sowie Google.
Marken sind vor allem Vertrauenssysteme und gewinnen und binden am effizientesten Kunden als die einzigen Wertschöpfungstreiber an das Unternehmen, so der Markenexperte Wolfgang Schiller in einem Gastbeitrag auf RiskNET. Sie bieten eine attraktive Plattform für die Produkte des Unternehmens und Einführung neuer Produkte. Starke Marken absorbieren zudem das Risiko eines Fehlkaufes für ihre Kunden und sie reduzieren vielfältige weitere Risiken, indem sie zum Beispiel ein breiteres Aktionärsinteresse auslösen, konjunkturelle Einbrüche und Vertrauensverluste bei Managementfehlern abmildern oder die Variabilität und Volatilität künftiger Cashflows reduzieren.
Das größte Risiko für Marken ist jedoch der Verlust des Vertrauens ihrer Kunden, welches zum Verlust der Kunden führt und damit zum Verlust der einzigen Einnahmequelle für das Unternehmen, so Schiller weiter.
"Das große Vertrauen der Bankkunden in die etablierten Technologiekonzerne sollte die Kreditinstitute alarmieren", betont Bain-Partner Dirk Vater, Leiter der Praxisgruppe Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Denn dadurch drohen sie mittelfristig nicht nur Erträge zu verlieren, sondern auch den regelmäßigen Kontakt zu ihren Kunden und damit wertvolle Informationen. Doch die Banken könnten gegenhalten. "Noch vertrauen die Deutschen ihrer Hausbank mehr als jedem Technologieanbieter", so Vater. In jedem Fall sollten die etablierten Marktteilnehmer das Risiko "Vertrauensverlust" ernst nehmen.