Geschäftsklimaindex trübt sich ein

Vertrauensverlust in Krisenkompetenz der Politik


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Das Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands ist im Oktober auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten gesunken, womit sich die Signale einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur verstärkt haben. Experten gehen aber nicht davon aus, dass Deutschland wieder in eine Rezession rutscht. "Angesichts der internationalen Turbulenzen schlägt sich die deutsche Wirtschaft vergleichsweise gut", sagte Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Freitag im Rahmen seines monatlichen Konjunkturtests. Die Geschäftslage sei nicht mehr ganz so hervorragend, wie in den vergangenen Monaten. Auch für die weitere Entwicklung zeigten sich die befragten Unternehmen skeptischer.

Der Geschäftsklimaindex sank den vierten Monat in Folge auf nun 106,4 (Vormonat: 107,4) Punkte. Zuletzt hatte der Index im Juni 2010 auf diesem Niveau gelegen. Volkswirte hatten teilweise eine geringfügig stärkere Abnahme auf 106,3 erwartet. Der langjährige Mittelwert beträgt 101 Punkte. Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der rund 7.000 befragten Unternehmen sank im Oktober auf 116,7 (117,9) Punkte. Die Prognose der Ökonomen hatte auf einen Stand von 116,5 gelautet. Der Index für die Geschäftserwartungen ging wie von Volkswirten erwartet auf 97,0 (97,9) Zähler zurück.

Klaus Abberger, Konjunkturexperte des Münchener Instituts, sieht damit ein deutliches Zeichen für eine bevorstehende starke Verlangsamung der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Einen Absturz erwartet er hingegen nicht. In vielen Bereichen der Industrie, im Handel wie auch im Bau, werde mit dieser Abkühlung gerechnet. Die Unternehmen begännen bereits, sich darauf einzustellen. "Die Konjunktur rutscht nicht weg, aber die Unternehmen rechnen damit, dass die Zeiten schlechter werden", sagte Abberger.

Auch wenn die Exporterwartungen - Motor der deutschen Wirtschaft - in diesem Monat etwas besser als im vergangenen Monat seien, seien sie bei Weitem nicht so positiv wie in den vergangenen Monaten. "Von daher sieht man, dass das Auslandsgeschäft gedämpfter läuft", sagte Abberger.

Nach Ansicht von Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, setzt sich damit der Trend der vergangenen Monate fort. "Die Eintrübung verläuft in geordneten Bahnen", sagte er Dow Jones Newswires. Es gebe eine zweigeteilte Situation: Die Lage der deutschen Wirtschaft sei weiterhin sehr gut. Rezessionssorgen würden hier nicht geschürt. Der ifo-Index zeige sich "tapferer" als der neulich schwach ausgefallene ZEW-Index, in dem Börsianer die Aussicht der deutschen Wirtschaft so schlecht wie seit drei Jahren nicht mehr einstuften.

Den Rückgang der Erwartungen erklärte er mit dem Vertrauensverlust der deutschen Wirtschaft in den Umgang der Politik mit der europäischen Schuldenkrise. Diesen Vertrauensverlust gelte es, zurückzuholen. Der EU-Gipfel am Wochenende müsse einen Richtungswechsel bringen.

Man müsse weg von ständig neuen Hilfskrediten, hin zu einem Schuldenschnitt für Griechenland. Diesen könne es dabei nicht zum Nulltarif geben. Zudem forderte er die Rekapitalisierung von Banken und die Erhöhung der Schusskraft des Rettungsschirms EFSF. Mit der Ausschaltung systemischer Risiken wäre eine konjunkturelle Giftpille beseitigt.

 

Das ifo Geschäftsklima basiert auf ca. 7.000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Sie können ihre Lage mit "gut", "befriedigend" oder "schlecht" und ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monaten als "günstiger", "gleich bleibend" oder "ungünstiger" kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten "gut" und "schlecht", der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten "günstiger" und "ungünstiger". Das Geschäftsklima ist ein transformierter Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Zur Berechnung der Indexwerte werden die transformierten Salden jeweils auf den Durchschnitt des Jahres 2005 normiert.


[Bildquelle: iStockPhoto]

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