Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton F. Börner, hat vor massiven gesamtwirtschaftlichen Schäden bei einem langandauernden Lokführerstreik gewarnt. Bei einem Streik, der länger als zwei Wochen dauere, "können wir alle Wachstumsprognosen vergessen", sagte Börner heute in Berlin.
Wenn ein Tag gestreikt werde, stecke das die deutsche Wirtschaft weg. Am dritten Streiktag käme es bereits zu Lieferengpässen bei der deutschen Automobilindustrie. "Wenn an fünf Arbeitstagen gestreikt wird, haben wir einen Schaden für die deutsche Volkswirtschaft von 100 Mio EUR am Tag", sagte Börner. Sollte der Streik zwei Wochen andauern, erhöhe sich dieser Betrag auf 200 Mio EUR Schaden pro Tag.
Neben den rein finanziellen Auswirkungen käme bei einem langandauernden Streik der Lokführer auch noch der Imageschaden für die deutsche Exportwirtschaft hinzu, der langfristig wirken würde. Denn eines der Hauptargumente der deutschen Exporteure auch zur Durchsetzung der vergleichsweise hohen Preise sei die Zuverlässigkeit bei den Auslieferungszeitpunkten.
"Das ist eines der Leistungsmerkmale der deutschen Wirtschaft, dass wir zuverlässig sind", sagte der BGA-Präsident. Könnten Liefertermine mehrmals nicht eingehalten werden, würde das die Exportchancen der Deutschen deutlich mindern, warnte Börner. Insofern: "Wenn die Güterzüge nicht fahren, ist das eine Katastrophe", sagte der BGA-Präsident.
Inflationsrate legt kräftig zu
Das Thema Inflation wird nach Einschätzung von Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), noch über einen längeren Zeitraum eine Rolle spielen. "Ich glaube, dass wir in einen mittel- bis längerfristigen Inflationstrend einschwenken", sagte Börner am Mittwoch bei einer Pressekonferenz seines Verbandes in Berlin.
Im laufenden Jahr erwartet Börner in Deutschland und im europäischen Raum eine Inflationsrate deutlich über 2,25 Prozent bis maximal 3 Prozent als Obergrenze. Im kommenden Jahr dürfte sich der Preisanstieg noch verstärken. "Für 2012 rechne mit einer Zunahme des Momentums und mit einer steigenden Inflationsrate, die dann irgendwo über 3 Prozent bis maximal 4 Prozent bis 4,5 Prozent liegt", erklärte er weiter.
Hintergrund sei ein weiter dramatisch ansteigender Preisanstieg bei den Rohstoffen und Lebensmitteln. Diese Bereiche nicht in die Inflationsbetrachtung einzubeziehen, wie es die Amerikaner mit ihrer Inflationsdefition im engeren Sinne täten, halte er für unseriös. Deren offiziellen Inflationsprognosen seien für ihn "eine politisch manipulierte Größe, um schlicht und ergreifend Marktakteuren gewisse Ängste zu nehmen, die Bondskurse zu stabilisieren und die Notenbanken ruhig zu stellen", sagte der Außenhandelspräsident.
Ein derartiger und gleichzeitiger Anstieg von Rohstoff- und Lebensmittelpreisen sei "ein Gemix, das wir in dieser Form in der Vergangenheit so nicht hatten und das uns langfristig große Sorgen bereiten wird", sagte Börner. Dies werde nach seiner Auffassung auch zu Zweitrundeneffekten über die Lohnforderungen in den industrialisierten Ländern und Schwellenländern führen. "Die steigenden Importpreise belasten die Unternehmen gewaltig. Die Folge ist steigender Inflationsdruck", warnte der Außenhandelspräsident.
Beim Euro geht der BGA-Präsident von einem weiteren deutlichen Anstieg aus. "Ich rechne mit einem weiter erstarkenden Euro", sagte Börner. Der Kurs werde deutlich über dem derzeitigen Kurs liegen. Momentan pendelt der Euro-Kurs knapp unter 1,40 USD.
Zugleich sind die Zinsen nach Einschätzung von Börner "im Vergleich zu dem notwendigen Zinsniveau zu niedrig". Die Europäische Zentralbank (EZB) befinde sich in einem "wahnsinnigen Dilemma". Einerseits müsste sie wegen des Inflationsdruckes die Zinsen deutlich erhöhen, andererseits könne sie das wegen des "Desasters auf der Schuldenseite" in einer Vielzahl europäischer Staaten nicht machen, sagte der Außenhandelspräsident.
Demgegenüber habe die US-Notenbank klar gemacht, dass sie weiterhin billiges Geld zur Verfügung stellen werde. Da die EZB tendenziell die Zinsen nur ein wenig anheben werde, führe das im Ergebnis zu einer größeren Zinsdifferenz. "Das wird den Euro stützen, solange, bis irgendwo ein Niveau erreicht ist, bei dem die EZB sagt: Jetzt können wir nicht mehr weiter, jetzt geht uns der Euro durch die Decke", erwartet Börner. Erst dann sei mit einer entsprechenden Zinsreaktion durch die EZB zu rechnen.
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Was schade ist: Die mühsame Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Bahn erfährt durch solche Maßnahmen einen Rückschlag. Letztendlich vernichten die Lokführer ihren eigenen Arbeitsplatz zu Gunsten eines kurzfristig höheren Gehalts...