Der schärfste Einbruch des russischen Rubel seit der Finanzkrise 1998 lässt auch die Banken weltweit nicht unbeeindruckt. Sie halten sich mit Geschäften in Russland und in der Währung des Landes zunehmend zurück. So berichten Informanten, dass Goldman Sachs seit dieser Woche Anfragen institutioneller Kunden zurückweist, an in Rubel denominierten Rückkaufvereinbarungen und anderen Transaktionen zur Generierung von Bargeld teilzunehmen.
Banker und Händler berichten, bestimmte Rubel-Transaktionen seien diese Woche durch westliche Geldhäuser weiter eingeschränkt worden. Dabei sind es gerade die Banken, die teilweise immer noch versuchen, Gewinne aus den starken Ausschlägen der russischen Währung zu schlagen.
Die jüngste Zurückhaltung bei Rubel-Geschäften, mit der die Banken sich vor Verlusten schützen wollen, ist insbesondere für das russische Finanzsystem negativ, das nun noch stärker auf sich allein gestellt ist. Goldman stoppte laut einem Informanten jüngst die Abwicklung langfristiger sogenannter Repo-Geschäfte. Bei diesen Transaktionen stellen Banken Barmittel gegen Sicherheiten zur Verfügung. Goldman sei aber weiterhin bei kurzfristigen Repo-Geschäften aktiv, die innerhalb eines Jahres fällig würden, berichtete der Informant.
Der Online-Broker für Devisen, FXCM, stellt ab Mittwoch seine Rubel-Geschäfte ein. Er tauscht wegen der hohen Volatilität der Währung keine Rubel gegen Dollar und umgekehrt. FXCM begründete dies unter anderem damit, dass die meisten westlichen Banken auch keine Kurse mehr für dieses Währungspaar stellten.
Andere Banken, darunter die Bank of America und Citigroup führen ihre Geschäfte mit Russland oder dem Rubel unverändert fort, wie mehrere Personen mit entsprechenden Kenntnissen berichten.
Die Volatilität des Rubels trocknet unterdessen den Devisenmarkt aus. Nachdem in der Spitze mehr als 80 Rubel für einen Dollar gezahlt werden mussten und sich der Kurs dann auf 71 Rubel wieder etwas beruhigte, halten sich viele Spekulanten von dem Markt fern. Die Liquidität bei Rubel-Transaktionen ist nur noch gering. Ein Londoner Hedgefondsmanager berichtet etwa, er habe keine einzige Bank dazu bewegen können, Geschäfte mit russischen Staatsanleihen mit ihm zu machen.
Die Panik am Devisenmarkt hat auch Auswirkungen auf einige Banken, die stark in Russland engagiert sind. Aktien der Banken Société Générale und UniCredit brachen am Dienstag an der Börse ein. Laut Citigroup-Analysten hat Société Générale ein Engagement von 25 Milliarden Euro in Russland und UniCredit von 18 Milliarden Euro. Der Chef der italienischen Bank, Federico Ghizzoni, sagte Dienstag allerdings, sein Institut habe sich gegen Wechselkursschwankungen des Rubel abgesichert und vergebe auch weniger Kredite.
Vor der Krise war der Rubel die weltweit am zwölfthäufigsten gehandelte Devise. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ermittelte im April 2013 ein tägliches Handelsvolumen von umgerechnet 85 Milliarden US-Dollar.