Von Liquiditätskrisen zu Solvenzsorgen

Warnung vor Kreditverknappung in Europa


Warnung vor Kreditverknappung in Europa News

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor einer Kreditverknappung in Europa gewarnt. In ihrem Finanzstabilitätsbericht für 2012 schätzt die Organisation, dass die Banken in der EU ihre Bilanzen bis 2013 um rund 2 Billionen Euro schrumpfen werden, unter anderem, um höheren Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen gerecht zu werden. Davon würde und ein Viertel zu Lasten der Kreditvergabe gehen.

Unter der Annahme einer unveränderten Politik - finanzielle Konsolidierung ohne weitere sehr langfristige Refinanzierungsgeschäfte der EZB - würde sich das Volumen der im Euroraum ausstehenden Kredite um 1,7 Prozent verringern. Betroffen wären vor allem die Euro-Peripherie und Osteuropa. Eine reduzierte Vergabe von Bankkrediten würde Europas Unternehmen treffen und damit das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen.

Nach Angaben des IWF würde die Kreditvergabe in Spanien um knapp 4 Prozent sinken und die in Italien um knapp 3, während Deutschland faktisch überhaupt nicht betroffen wäre.

Vor diesem Hintergrund fordert der IWF, sich neben der Einführung neuer Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen für Banken verstärkt um die Restrukturierung und notfalls die Abwicklung schwacher Geldhäuser zu kümmern. Falls erforderlich sollte dies unter Mithilfe der Euro-Rettungsschirme geschehen. "Die jüngste Stabilisierung (durch die Unterstützung der EZB) muss dazu genutzt werden, die notwendige Restrukturierung schwacher Banken vorzuziehen und den Abbau der Fremdfinanzierung der Banken in geordneter Form abzuwickeln", heißt es in dem IWF-Bericht.

Vor allem Banken in der Euro-Peripherie sind stark abhängig von Refinanzierung der Europäischen Zentralbank (EZB). Verantwortlich für eine Rekapitalisierung oder aber Abwicklung von Banken sind jedoch die nationalen Behörden. Der IWF ist aber auch dafür, den Rettungsfonds EFSF und ESM die Möglichkeit zu geben, den Banken direkt Kapital zur Verfügung zu stellen.

Außerdem muss laut IWF die Geldpolitik ausreichend wachstumsfördernd bleiben und dabei auch der Tatsache Rechnung tragen, dass "deflationäre Tendenzen, einmal in Gang gesetzt, nur schwer wieder umzukehren sind". In Ländern, die nicht unter schwierigen Refinanzierungsbedingungen leiden, soll zudem die wachstumsfreundliche Finanzpolitik nur langsam zurückgefahren werden. Schließlich, so der IWF, müssten in Ländern mit Leistungsbilanzdefiziten Maßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit ergriffen werden.

Langfristig sieht der IWF die Finanzstabilität des Euroraums nur unter zwei Voraussetzungen gewährleistet: Die Finanzaufsicht muss von der nationalen auf die europäische Ebene verschoben und die geldpolitische Union durch eine wirtschaftspolitische ergänzt werden. "Ohne eine von vornherein geltende gemeinsame Haftung der Länder für finanzielle Risiken wären sie weiterhin sehr unterschiedlichen Refinanzierungsbedingungen ausgesetzt, wobei Liquiditätskrisen schnell zu Solvenzsorgen führen können", warnte der IWF.

Der IWF fordert deshalb die Schaffung einer "wirklich integrierte Währungsunion" und befürwortet die Einführung von Euro-Bonds. Er räumt aber ein, dass "derzeit nicht erkennbar ist, wie Euro-Bonds in der gegenwärtigen Situation eingeführt" werden sollen.


[Bildquelle: iStockPhoto]

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