Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) betont in einer Stellungnahme zum Grünbuch "Europäischer Corporate Governance Rahmen" der Europäischen Kommission, dass etwaige Europäische Regeln in diesem Bereich sorgfältig mit existierenden nationalen Regeln und Anforderungen ausgewogen werden müssten, die in den EU-Mitgliedsstaaten heute noch große Unterschiede aufwiesen. Da die Vorschläge stark auf das "One-Board-System" ausgerichtet seien, mahnt das IDW eine stärkere Berücksichtigung des u. a. in Deutschland üblichen Two-Tier-Ansatzes an. So sieht das IDW beispielsweise keinen Bedarf für Corporate-Governance-Regeln für nicht-börsennotierte Unternehmen. Außerdem sollten die aktuellen Vorschläge besser mit denen des EU-Grünbuchs zur Abschlussprüfung abgestimmt werden. Aufgrund des Subsidiaritätsprinzips in Art. 5 Abs. 3 des EU-Vertrags sei laut IDW zudem zweifelhaft, ob die Europäische Kommission überhaupt über die Kompetenzen zur Schaffung detaillierter EU-weiter Regeln verfüge.
Prinzipienorientierte Ansätze präferiert
Nationale Gesetze, Kodizes, Richtlinien etc. zur Corporate Governance unterscheiden sich signifikant in den EU-Mitgliedsstaaten und müssen bei dem Ziel einer einheitlichen europäischen Lösung berücksichtigt werden, so der Interessenverband der Wirtschaftsprüfer. Das IDW unterstützten deshalb die Idee, qualitativ hochwertige Prinzipien und Benchmarks zur Corporate Governance auf europäischer Ebene festzulegen, um gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Hinzu kommt, dass die Durchsetzung von Corporate Governance- Maßnahmen oft nicht direkt über spezielle Gesetze erfolgt. Vor diesem Hintergrund präferiert das IDW einen prinzipienorientierten (Comply-or-Explain-)Ansatz bei Corporate Governance gegenüber einem regelbasierten Ansatz.
Weitere Informationen: Die deutsche Fassung der IDW-Stellungnahme zum Grünbuch "Europäischer Corporate Governance-Rahmen" steht auf der Website des IDW unter www.idw.de zum Download zur Verfügung.
[Bildquelle: iStockPhoto]