Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) dringt darauf, beim Treffen der 20 großen Industrie- und Schwellenländer (G-20) am kommenden Wochenende in Moskau das Währungsthema auf die Agenda zu setzen. "Die Politik ist gefordert, auf internationaler Ebene zu verhindern, dass wir so etwas wie einen Wechselkurskrieg haben", sagte DIHK-Geschäftsführer Martin Wansleben in Berlin. "Das (Thema Wechselkurse) muss zwingend behandelt werden", verlangte Wansleben.
Vordergründig gehe es um das Problem der politischen Beeinflussung der Nationalbanken. Im Kern aber gehe es um die Glaubwürdigkeit freiheitlicher Gesellschaftsordnungen und der Demokratie. "Wenn am Ende diese Demokratien ihre Probleme nur lösen können, indem sie sich gegenseitig ihre Währungen kaputtmachen und die Notenpresse laufen lassen, haben wir ein ernstes Problem", sagte Wansleben.
Es spreche ein gewisser Grad an Verzweiflung daraus, wenn etwa die japanische Regierung den Weg über die Notenpresse suche, um der Konjunkturflaute zu begegnen. "Die Entwicklung in Japan muss einem Sorgen bereiten", sagte Wansleben. Kurzfristig berge das auch für Europa potenzielle Gefahren. Wenn der Yen abgewertet und damit "billiger" werde, werde der Euro teurer. Damit würden die Waren aus dem Euroraum teurer.
Die deutsche Wirtschaft könne dem mit gewisser Gelassenheit begegnen, da sie bereits in der Vergangenheit mit vergleichsweise hohen Wechselkursen durchgehalten und nicht in eine Rezession geschlittert sei. Schwieriger stelle sich die Situation für die Länder dar, die gegenwärtig aus der Krise herauswachsen müssten wie Griechenland, Italien, Spanien. Die dort gerade anziehenden Exporte könnten durch einen starken Euro gedämpft werden.
Regierungsvertreter rund um den Globus sind derzeit besorgt, weil die Risiken für die Weltkonjunktur durch eine Reihe von Währungsabwertungen zur Steigerung der jeweiligen Wettbewerbsfähigkeit zunehmen.
Nachdem zunächst vor allem den USA die Kritik der Schwellenländer wegen der lockeren Geldpolitik der Fed galt, ist jetzt Japan in den Mittelpunkt der internationalen Besorgnis gerückt. Neben ihrem ausdrücklichen Eintreten für eine aggressive Geldpolitik-Lockerung hat die neue Regierung in Tokio eine Schwächung des Yen gefordert, um die Wachstumsaussichten zu verbessern. Das wird aber zwangsläufig zu Lasten anderer Währungen gehen.
G-7 erneuern Bekenntnis zu marktbasierten Wechselkursen
Unterdessen haben die sieben wichtigsten Industrieländer (G-7) der Manipulation von Wechselkursen erneut eine formelle Absage erteilt. Im Vorfeld des Treffens der Finanzminister und Notenbankgouverneure der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) bekräftigten sie ihr Bekenntnis zu Wechselkursen, die sich an Märkten herausbilden. An den Devisenmärkten löste das aber kaum Reaktionen aus.
"Wir, die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G-7 bekräftigen unser Bekenntnis zu marktbasierten Wechselkursen und zu engen Kontakten in Bezug auf Aktionen an den Devisenmärkten", heißt es in der Erklärung. Die G-7 erklärten außerdem, dass ihre Fiskal- und Geldpolitik nur die jeweiligen inländischen Ziele mit inländischen Instrumenten zu erreichen versucht habe und weiter zu erreichen versuche. Wechselkursziele sollten damit nicht angesteuert werden.
Auf der anderen Seite enthielt das G-7-Statement auch die Aussage, dass eine übertriebene Schwankung von Wechselkursen und deren ungeordnete Bewegung der ökonomischen und finanziellen Stabilität schadeten. "Wir werden im Bezug auf die Devisenmärkte weiter engen Kontakt halten und angemessen kooperieren", heißt es abschließend.
Japans Finanzminister Taro Aso wertete die Erklärung als Bestätigung der japanischen Position. Die G-7 sähen in Japans Maßnahmen zur Bekämpfung der Deflation keine Beeinflussung des Wechselkurses, sagte er. Aso und Ministerpräsident Shinzo Abe haben in vergangenen Wochen öffentlich gesagt, zur Brechung der jahrelangen Deflation müsse der Yen geschwächt werden. Tatsächlich notiert der Yen deutlich oberhalb seines langjährigen Mittelwerts.
Nach Veröffentlichung des G-7-Statements fiel er in Relation zum US-Dollar auf ein Tagestief. Für einen US-Dollar mussten 94,37 Yen gezahlt werden.
[Bildquelle: © egeneralk - Fotolia.com]
Kommentare zu diesem Beitrag
IWF-Chefin Christine Lagarde ruft im Streit um die Wechselkurse zwischen mehreren Industrie- und Schwellenländern zur Mäßigung auf. Das Gerede von einem Währungskrieg sei übertrieben, sagte Lagarde im Kreml anlässlich des Treffens der Finanzminister und Zentralbankchefs aus den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G-20). Die wichtigsten Währungen der Welt seien im Großen und Ganzen fair bewertet.
"Ja, der Euro wurde stärker. Ja, der Yen wurde schwächer. Aber das lag an den politischen Maßnahmen in Europa, und der jüngst neu ausgerichteten, lockeren Geldpolitik Japans", sagte Lagarde. "Diese Maßnahmen sind sehr willkommen. Es gab keine große Abweichung vom fairen Wert in den relevanten Währungen."
Einige Schwellenländer sind der Ansicht, dass Industrieländer mit ihrer lockeren Geldpolitik ihre Währungen schwächen, was die Kapitalströme stärker in die Schwellenländer lenkt. Das verstärke den Aufwärtsdruck auf die Schwellenlandwährungen, was deren Exporte verteuert und sie damit weniger wettbewerbsfähig macht.
Die höher entwickelten Volkswirtschaften halten dagegen. Einige Länder wie China lassen ihre Wechselkurse nicht auf ein Marktniveau zulegen, was wiederum den Druck auf solche Schwellenländer erhöht, deren Wechselkurse den Marktkräften ausgesetzt sind.
Vertreter aus Lateinamerika, Europa und Asien hatten in den letzten Monaten angedeutet, dass sie möglicherweise versuchen würden, ihre Währungen abzuschwächen. Daraufhin warnten einige Ökonomen, dass der ohnehin schon flauen Weltwirtschaft eine Reihe von Währungsabwertungen drohen könnte.
Lagarde verteidigte indes die Politik der Industrieländer. Sie sagte, eine lockere Geldpolitik sei notwendig, um das Wachstum anzukurbeln, was der gesamten Weltwirtschaft zugute käme.
Sie fügte aber hinzu, dass angesichts der starken Kapitalströme in die Schwellenländer auch Maßnahmen erforderlich sein könnten, die diese Ströme managen. Die Verantwortlichen müssten aber das langfristige Wachstum durch strukturelle wirtschaftliche und finanzielle Reformen gewährleisten.
"Wir können sicherlich nicht ablenken von dem, was getan werden muss, indem wir uns gegenseitig beschuldigen und mit dem Finger auf uns zeigen", sagte sie. Stattdessen forderte sie eine "gemeinsame Herangehensweise" von den G-20-Mitgliedern.
EZB-Präsident Mario Draghi hat am Rande des G-20-Treffens in Moskau das "Geschwätz" über einen Währungskrieg verurteilt. Er nannte die in den vergangenen Wochen hochgekochte Diskussion "unangemessen und fruchtlos, auf alle Fälle kontraproduktiv". "Der Wechselkurs ist kein politisches Ziel, aber bedeutsam für Wachstum und die Preisstabilität", sagte der EZB-Chef bei einer Pressekonferenz vor dem Treffen mit den Finanzminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern.
In den vergangenen Wochen hatte sich die Diskussion über einen Abwertungswettlauf neu entzündet. Vor allem die neue japanische Regierung wurde kritisiert, den Yen durch ihren neuen Kurs übermäßig zu schwächen. Bundesbank und Bundesregierung warnten davor, die Notenbanken vor den Karren zu spannen, um durch eine ultralockere Geldpolitik den Außenwert der Währungen zu schwächen. Ein schwächerer Yen nützt den japanischen Unternehmen, weil ihre Exporte damit billiger werden.
Trotz eines unerwartet schwachen Schlussquartals 2012, sieht der EZB-Präsident verschiedene Anzeichen für eine bessere Lage in der Eurozone - "auf einem schwachem Niveau", wie er einschränkte.
Am Morgen hatte sich bereits der deutsche EZB-Direktor Jörg Asmussen in puncto Währungskrieg ähnlich geäußert. "Das Gerede vom Währungskrieg ist weit, weit übertrieben. Ich mag den Begriff auch nicht, da es im Krieg nur Verlierer gibt", sagte Asmussen im Interview mit dem Deutschlandfunk.
Brasiliens Finanzminister Guido Mantega sieht wachsende Konflikte zwischen einer Reihe von Exportländern. Einige exportorientierte Länder fänden es zunehmend schwierig, im Wettbewerb mit Ländern zu bestehen, die ihre Währungen schwächten. "Der Währungskrieg ist intensiver geworden, weil die Handelskonflikte an Schärfe gewonnen haben", sagte Mantega beim Treffen der Finanzminister aus den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G-20). "Wegen des schrumpfenden Welthandels versuchen Länder, ihre Währungen abzuwerten - so viele von ihnen sind in einer schwierigen Situation."
Mantega wird weithin zugeschrieben, den Begriff "Währungskrieg" in die Debatte eingeführt zu haben, nachdem er im Jahr 2010 über die Probleme von Schwellenländern gesprochen hatte, die unter der Liquiditätsschwemme in den Industrieländern und unter deren schwachen Währungen litten.
Die Diskussion über den sogenannten Währungskrieg werde im Zentrum des Moskauer G-20-Treffens stehen, sagte Mantega. Doch das Abschlusskommunique werde diese Angelegenheit nur mit diplomatischer Zurückhaltung zur Sprache bringen. "Es gibt Länder, die die Existenz eines Währungskriegs nicht anerkennen", sagte Mantega. "Sie wollen eine Erwähnung des Themas verhindern. Das Kommunique muss aber den Konsens aller 20-G-Staaten widerspiegeln und meine Mitarbeiter arbeiteten daran, die am besten geeigneten Begriffe einzubringen."
Die letzte Runde von aggressiven Lockerungen der Geldpolitik hatte eine Welle von Anschuldigungen zur Folge, dass einige Länder absichtlich ihre Wechselkurse drückten, um Vorteile im internationalen Handel zu erlangen. Neben der japanischen Notenbank verfolgt auch die Federal Reserve eine extreme lockere Geldpolitik. Die Schweiz hatte schon im vergangenen Jahr durch die Drohung von massiven Eingriffen in den Devisenmarkt eine Aufwertung des Frankens verhindert. Im Gegenzug hat der Euro kräftig aufgewertet, was vor allem in Frankreich große Besorgnisse ausgelöst hat.
Fed-Vorsitzender Ben Bernanke hat den Vorwurf, die US-Notenbank führe einen Währungskrieg, zurückgewiesen. Bei einer Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats sagte Bernanke auf die Anschuldigung des republikanischen Senators Bob Corker aus Tennessee, die Fed treibe einen globalen Währungskrieg voran: "Wir führen keinen Währungskrieg. Der Dollar-Wechselkurs ist keine Zielgröße der Fed-Politik."
Die letzte Runde von aggressiven Lockerungen der Geldpolitik hatte eine Welle von Anschuldigungen ausgelöst, dass einige Länder absichtlich ihre Wechselkurse drückten, um Vorteile im internationalen Handel zu erlangen. Neben der japanischen Notenbank verfolgt auch die Federal Reserve eine extreme lockere Geldpolitik.