Wenn Reputationsrisiken schlagend werden


Belastet von den Folgen der US-Immobilienkrise hat der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate die angepeilte Eigenkapitalrendite von 12 % im Geschäftsjahr 2007 nicht erreicht. Der Münchener DAX-Konzern legte am Dienstag unerwartet schwache Zahlen vor. Danach brach das Vorsteuerergebnis um ein Viertel auf 890 Mio. EUR ein, während die Eigenkapitalrendite lediglich bei 9 % liegen wird. Der Aktienkurs des Instituts stürzte nach der Hiobsbotschaft um zeitweilig 30 % ab und zog auch den Leitindex DAX nach unten. Hauptgrund für den Gewinnrückgang ist eine Neubewertung des US-Portfolios an Collateralized Debt Obligations (CDOs). Sie sind Teil eines insgesamt 1,5 Mrd. USD schweren Portfolios aus mehr als 6.000 Anleihen, auf die das Geldistitut bereits im dritten Quartal 265 Mio. EUR als Neubewertungsreserve verbucht hatte. Jetzt ist eine weitere Abschirmung von 390 Mio. EUR fällig. Mit einer Senkung der Dividende für 2007 auf 0,50 EUR und damit ein Drittel des Vorjahres vermeidet der Vorstand nach eigener Darstellung eine Kapitalerhöhung.

Das eigentliche Problem ist die Kommunikation

Weil die Hypo Real Estate bislang immer erklärt hatte, sie sei von Subprime-Hypothekenkrise in den USA nicht betroffen, reagierten Anleger auf die Nachrichten alarmiert. Binnen Minuten nach Bekanntwerden sackte die Notierung der Hypo-Real-Estate-Aktie um ein Drittel bis auf 23 EUR ab, den schwächsten Stand seit 2004. Gegen 15.37 Uhr wurde die Aktie 26,2 % schwächer mit 24,64 EUR gehandelt. Analysten der LBBW sprachen von einer Übertreibung. Zwar seien die vorgelegten Zahlen schlecht, das eigentliche Problem sei jedoch die Kommunikation des Instituts. Die Hypo Real Estate Group hatte noch vor wenigen Monaten ihre bisherige Aussage bestätigt, aus der Krise um die US-Subprimes keine negativen Belastungen zu erwarten. In der gewerblichen Immobilienfinanzierung betreibe die Gruppe direkt weder Finanzierungen noch Risikonahmen im Subprime-Segment, hieß es. "Unsere CDO-Investments haben keinen direkten Bezug zu Subprime", teilte die Bank im August mit. Der Fall ist ein klassisches Beispiel dafür, wie der Unternehmenswert in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn Reputationsrisiken schlagend werden.

Neugeschäft in der gewerblichen Immobilienfinanzierung über Plan

Jetzt also die Kehrtwende. Mit der Abschirmung auf das Portfolio sieht der Vorstandsvorsitzende der Hypo Real Estate Holding AG, Georg Funke, die Risiken aus der Subprime-Krise als "komfortabel" abgedeckt an. Die Wertpapiere seien gut besichert und teilweise mit einer Staatsgarantie ausgestattet. Von den 40 CDOs im Portfolio wiesen lediglich zwei reale Verluste auf, weil die Kredite nicht mehr richtig bedient werden. Bei einem guten Verlauf im Kerngeschäft lagen die operativen Erträge der Gruppe 2007 mit 1,99 Mrd EUR leicht über dem Niveau des Vorjahres. Das Handelsergebnis machte wegen der Subprime-Krise 60 Mio. EUR Verlust. Hingegen stieg das Neugeschäft in der gewerblichen Immobilienfinanzierung auf 32 Mrd EUR und lag damit 45 % über dem eigenen Plan.

Schadensersatz wegen fehlerhafter Kapitalmarktinformationen

Unterdessen prüft die auf Anlegerschutz spezialisierte Kanzlei Nieding & Barth im Schadensersatzansprüche gegen die HRE sowie deren Vorstand und Aufsichtsrat. Grund für dieses Vorgehen ist die Wertberichtigung des US CDO-Portfolios infolge der Subprime-Krise und dem daraus resultierenden Kurseinbruch der HRE-Aktie. Rechtsanwalt und Anlegerschützer Klaus Nieding begründet diesen Schritt wie folgt: „Es ist nur schwer vorstellbar, dass der Vorstand seit Beginn der Subprime-Krise bis zum heutigen Tag nicht gewusst hat, dass er einen solch signifikanten Wertberichtigungsbedarf hat. Insofern wird gerade geprüft, ob wegen fehlerhafter Kapitalmarktinformationen Schadensersatzansprüche bestehen." Erste HRE-Aktionäre hätte Nieding & Barth entsprechend mandatiert.

Rating-Herabstufung droht

Die unerwartet niedrigen Ergebnisse für 2007 und die schwachen Rentabilitätsaussichten im laufenden Jahr haben dann auch die Ratingagentur Standard & Poor's veranlasst, den Rating-Ausblick für alle sieben bewerteten Unternehmen der HRE-Gruppe auf negativ von stabil zu senken. Die lang- und kurzfristigen Counterparty-Ratings 'A' bzw. 'A-1' von Hypo Real Estate Bank International AG, Hypo Real Estate Bank AG sowie der Depfa Deutsche Pfandbriefbank AG wurden bestätigt, ebenso die 'A+'- bzw. 'A-1'-Counterparty-Ratings der irischen Depfa Bank plc, Depfa ACS, Hypo Public Finance Bank und der luxemburgischen Hypo Pfandbrief Bank International SA. S&P begründete die Ausblickänderung mit der unerwartet nötigen Abschirmung von Wertpapier-Risiken im genannten Volumen. Operativ hätten sich alle Bereiche mit Ausnahme des Handelsgeschäfts in etwa so entwickelt wie erwartet, erklärte S&P-Analyst Volker von Krüchten. Dagegen behält Fitch Ratings das langfristige Emittentenausfallrating (IDR) der Hypo Real Estate Holding AG mit 'A' auf der Beobachtungsliste mit positiver Implikation. Das kurzfristige IDR wurde mit 'F1' bekräftigt. Trotz der hinter der Prognose zurückgebliebenen Finanzentwicklung 2007 geht Fitch davon aus, dass die Dividendenkürzung die interne Kapitalgenerierung des Immobilienfinanzierers unterstützt.


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