Mehr als 5.000 mittelständische Unternehmen erhalten in diesen Tagen von der R+V Versicherung Geld zurück: Der genossenschaftliche Kreditversicherer zahlt seinen Firmenkunden insgesamt 7,3 Mio. EUR Kreditversicherungs-Beiträge aus. Profitieren können davon allerdings nur Unternehmen mit funktionierendem Forderungs- und Risikomanagement, denn bei der Ausschüttung handelt es sich um einen klassischen Schadenfreiheitsrabatt, kurz: SFR. Damit soll einem positiven Verlauf eines Kreditversicherungsvertrages im Sinne des Versicherungsnehmers Rechnung getragen werden. Das Prinzip ist relativ einfach: Wird das Lieferantenrisiko besonders gut eingeschätzt, erfolgt eine Rückerstattung der Prämie, die an den Schadenverlauf einer Kreditversicherungspolice gekoppelt ist. Der Rabatt liegt in der Regel zwischen 5 % und 30 %, in Ausnahmefällen auch darüber. Die SFR-Höhe wird in der Regel zwischen dem Kreditversicherer und dem Versicherungsnehmer individuell ausgehandelt und vertraglich vereinbart. Möglich ist grundsätzlich auch eine Koppelung an die Nichtüberschreitung einer bestimmten Schadenquote (= Entschädigungen + Rückstellungen/Netto-Prämie). Bei Auskehrung eines Schadenfreiheitsrabattes wird allerdings nicht die Versicherungssteuer erstattet.
Beim weltweit drittgrößten Kreditversicherer Coface sind im deutschen Markt die Schadenfreiheitsrabatte im Jahr 2009 um mehr als 20 % gegenüber dem Vorjahr auf ein Gesamtvolumen von 21,9 Mio. EUR gesunken. Darin zeigt sich zum einen, dass die Schadensituation aufgrund der internationalen Wirtschaftskrise angezogen hat. Es wird aber auch deutlich, dass sich proaktives Risikomanagement doppelt auszahlt, und zwar durch geringere oder keine Forderungsverluste sowie durch den SFR-Sekundäreffekt in der Kreditversicherung. "Unsere Erfahrung zeigt, dass insbesondere Unternehmen mit einem professionellen internen Risikomanagement die Effekte der Kreditversicherung, wie auch Bonitätsinformationen, Factoring oder Inkasso, am besten nutzen. Sie verstehen diese externen Dienstleistungen als Tools, ihr Kundenportfolio aktiv zu steuern. Sie sehen in der Kreditversicherung keine Vollkasko-Versicherung für riskante Geschäfte", sagt Erich Hieronimus, Leiter Unternehmenskommunikation der Coface Deutschland AG. Natürlich könne die Kreditversicherung für Unternehmen auch eine Art des Risiko-Outsourcings darstellen. Hier sei aber das Verständnis für eventuell notwendige Kreditentscheidungen, z.B. Ablehnungen von Kreditanträgen, Teilzeichnungen oder Limitreduzierungen, oft geringer, sagt Hieronimus.
Möglich wird die "Risikomanagement-Belohnung" das durch ein qualifiziertes Schadenmanagement, erklärt Rudolf Servatius, Leiter der R+V Kreditversicherung: "Wesentlichen Anteil hat die Risikoprüfung, die wir den Firmen anbieten. Dabei werden deren Kunden hinsichtlich ihrer Zahlungsfähigkeit beurteilt." Diese Vorab-Risikoprüfung sei ein wichtiges Steuerungsinstrument für die Unternehmen, ob sie überhaupt einen Auftrag annehmen oder sich an einer Ausschreibung beteiligen. "So vermeiden sie Forderungsausfälle, die im schlimmsten Fall sogar ihre Existenz gefährden können", weiß Servatius. Bei den R+V-Kreditversicherungspolicen profitieren schon Firmenkunden, deren Policen im ersten Versicherungsjahr mindestens sechs Monate schadenfrei geblieben sind, von der Rückvergütung. Gegenüber der Coface hat sich die R+V stärker auf Kreditversicherungen für kleine und mittelständische Unternehmen spezialisiert, von der Forderungsausfallversicherung bis zur Kautions- und Vertrauensschadenversicherung.
Das Geschäft ist allerdings stark abhängig von den Branchenrisiken. In einigen Industriezweigen, etwa der Automobilbranche, ist ein entsprechender Versicherungsschutz inzwischen sogar nur noch in Ausnahmefällen zu bekommen. Vor diesem Hintergrund sind immer mehr Zulieferer gezwungen, ihre Forderungsrisiken selbst tragen. Hierzu ist es erforderlich, die Bonität und Geschäftsentwicklung der Kunden bzw. Lieferanten kurzfristiger und umfassender als bisher zu überwachen. Zudem benötigen die Unternehmen eine Möglichkeit, ihre Kreditpolitik flexibel planen, umsetzen und steuern zu können. Der Industrieversicherungsmakler Marsh hat deshalb eine neue Lösung für das Management von Forderungen auf den Markt gebracht, die u.a. interne und externe Informationen in einem EDV-Tool zusammengeführt, um eine fundierte Grundlage für Entscheidungen über Kreditlimite zu bilden. Das Produkt baut auf einer Lösung des Softwareanbieters Prof. Schumann GmbH auf und bietet gleichzeitig Zugriff auf Bonitätsinformationen und Ausfallwahrscheinlichkeiten des Kreditversicherers Coface. Ziel ist einer Verbesserung der Überwachung und Steuerung von Debitoren- und Kreditorenrisiken. Hierfür müssen getrennt verfügbare Informationen, beispielsweise eigene Erfahrungen über die Historie und Zahlungsmoral der Kunden bzw. Versicherungslimite, Informationen von Auskunfteien oder Zahlungspool-Daten etc., in einem einzigen System zusammengeführt werden. Auf diese Weise können finanzwirtschaftliche Risiken bei der Vergabe von Aufträgen und Lieferantenkrediten laufend überwacht und bei Bedarf neu festgelegt werden.
Letztlich erweist sich die Professionalisierung von Kreditvergabe- und Bonitätsprüfungsprozessen und daraus resultierende Auswertungen über die zeitliche Veränderung von Bonitäts-Ratings, Obligos und Limiten von Kunden und Lieferanten als Werttreiber im Unternehmen.
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